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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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im Schritt gegen Holz, und er flog kopfüber auf den Boden. Schmerz trübte seine Sicht und ließ alles schwarz und rot verschwimmen. Eine Sekunde lang dachte er, er würde sich übergeben, dann war er plötzlich benommen. Er schaute an sich hinab, darauf gefasst, Knochen aus seinem Bein ragen zu sehen. Nichts. Schwächling.
    Tränen strömten ihm aus den Augen. Seine Hände bluteten, und seine Fingernägel waren zerrissen. Er hörte die Männer auf der Brücke rufen. Sie hatten ihn für den Moment aus den Augen verloren, aber die Reiter waren schon auf dem Weg. Er war keine fünfzig Schritte entfernt. Die Gräser waren nur kniehoch. Die Reiter würden ihn jetzt jede Sekunde sehen, und dann würde er sterben. Genau wie Isa.
    Taumelnd rappelte er sich hoch; sein Schienbein stand in Flammen, und Tränen verschleierten ihm den Blick. Er hasste sich. Zu weinen, weil er hingefallen war. Weil er unbeholfen war. Weil er schwach war.
    Die Reiter stießen einen Schrei aus, als er aufstand. Kip hatte König Garaduls Reiter schon früher durch die Stadt kommen sehen, aber niemals in voller Kampfmontur. Wenn sie durch Rekton kamen, trugen sie keine Rüstung. Rekton war einfach nicht groß genug, als dass es sich gelohnt hätte, damit zu prahlen. Die beiden, die auf Kip zugaloppierten, gehörten zur leichten Reiterei. Kaum im Stande, sich ihre eigenen Ponys, Waffen und Rüstungen leisten zu können, dienten sie nur während der Trockenzeit. Gelegenheitskrieger, die hofften, vor der Ernte Plündergut und Lügen heimbringen zu können. Beide trugen Platten- und Kettenpanzerjacken. Das war leichter und billiger als die volle Plattenpanzerung der Edelleute und der Spiegelmänner König Garaduls. Die Jacken hatten vorn nebeneinander sechs Reihen einander überlappender Panzerplatten, während die Ärmel und der Rücken aus Kettenpanzer bestanden. Beide Männer trugen einen Toep, einen runden Helm mit einem Dorn darauf und Geierfedern. Vom Mundstück des Helms hing ein zusätzlicher Kettenpanzer herab, der den Hals schützte und die Dicke der Panzerung über dem oberen Teil der Brust verdoppelte. Keiner der Männer hielt eine Lanze in der Hand. Stattdessen trugen sie Vechevorals, Sichelschwerter. Die Waffen hatten einen langen Griff wie eine Axt und eine sichelförmige Klinge am Ende, deren innere Kante geschärft war. Die Reiter kämpften lachend um den besseren Platz und wetteiferten darum, wer das Kind in Stücke hacken würde.
    Das Lachen gab den Ausschlag. Es war eine Sache, aufzugeben und zu sterben; etwas ganz anderes war es, sich von lachenden Idioten abschlachten zu lassen. Aber ihm blieb keine Zeit. Die Reiter hatten zu vollem Galopp beschleunigt und zertrampelten zarte, leuchtend grüne Gräser, wie sie Kip zertrampeln würden. Schließlich trennten sie sich, und einer nahm sein Vechevoral in die linke Hand, so dass sie Kip gleichzeitig niederhauen konnten.
    Kip sprang hoch, entschlossen, zumindest ein blödes Grinsen auszulöschen, bevor er starb. Es war ein jämmerlicher Sprung und viel zu früh. Aber während Kip sich in Bewegung setzte, um sich den Schwertern zu stellen, stieg in ihm eine leuchtend grüne Masse auf. Er spürte, wie ein Energiestoß von ihm ausging. Ein Dutzend Grashalme stiegen in seine Hand, drangen ihm aus der Haut. Sie verdichteten sich, bis sie so dick waren wie Saufedern, während weiter grünes Licht aus ihm herausfloss, und wurden zu echten Klingen. Als er sie warf, riss es Kip zu Boden. Die Enden eines Dutzends leuchtender Jadespieße drangen um ihn herum in den Boden.
    Die Reiter hatten kaum Zeit, die Zügel herumzureißen, bevor sie die Wand aus Speeren rammten. Ihre Vechevorals flogen ihnen aus der Hand, während ihre Pferde aufgespießt wurden und durch ihre Bewegung dabei vom Boden abhoben. Die ersten Spieße brachen unter ihrem Gewicht, aber danach kamen weitere und durchbohrten sie noch tiefer. Die Reiter wurden aus dem Sattel in die wartenden grünen Speere geworfen. Der leichtere der beiden blieb gute fünf Fuß über dem Boden hängen. Unter dem schwereren Reiter brachen die Speere ab, so dass er neben Kip auf den Boden fiel.
    Für einen langen, dummen Augenblick hatte Kip keine Ahnung, was geschehen war. Er hörte einen Ruf von der Brücke: »Wandler! Grünwandler!« Er betrachtete seine Hände. Von seinen blutigen Fingerspitzen tropfte langsam strahlendes Grün – genau die Farbe, die das Gras und die Speere hatten. Er hatte Schnittwunden auf den Knöcheln, den Handgelenken und

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