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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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das Haar irgendwie beinahe schwarz gefärbt, um in Tyrea nicht so sehr aufzufallen.
    Natürlich war es unmöglich, mit ihren Augen nicht aufzufallen, Augen wie ein smaragdener, mit rubinroten Sternen geschmückter Himmel. Karris war eine Grünrot-Bichromatin – beinahe eine Polychromatin. Es war ein »beinahe«, das sie ihr Leben lang gehasst hatte. Ihr roter Bogen ragte so weit ins Infrarot hinein, dass sie Feuer wandeln konnte, aber sie konnte kein stabiles infrarotes Luxin wandeln. Sie war bei der Prüfung durchgefallen. Zweimal. Es spielte keine Rolle, dass sie mehr Infrarot wandeln konnte als die meisten Infrarotwandler oder dass sie die schnellste Wandlerin war, die Gavin je begegnet war. Sie war keine Polychromatin.
    Aber natürlich hatte man sie nur deswegen in die Schwarze Garde aufgenommen.
    »Karris!«, rief Gavin und lief los, um sie einzuholen.
    Sie blieb stehen und wartete auf ihn, einen fragenden Ausdruck auf dem Gesicht. »Lord Prisma«, begrüßte sie ihn, immer förmlich in der Öffentlichkeit. Und augenscheinlich hatte sie den Brief noch nicht gelesen.
    Zusammen setzten sie ihren Weg fort. »Also«, sagte er. »Tyrea.«
    »Die Achselhöhle der Sieben Satrapien«, erwiderte sie.
    Fünf Jahre, fünf große Ziele, Gavin. Seit er damals zum Prisma geworden war, hatte er sich Ziele gesetzt. Sieben Aufgaben für jede siebenjährige Amtsperiode. Und das erste Ziel war – und war es immer gewesen –, Karris die ganze Wahrheit zu sagen. Eine Wahrheit, die vielleicht alles ruinieren würde. Was ich getan habe. Warum. Und warum ich vor fünfzehn Jahren unser Verlöbnis gebrochen habe.
    Und du kannst für immer in dieser blauen Hölle verrotten, Bruder.
    »Aber in wichtiger Mission«, sagte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Wie kommt es, dass die wichtigen Missionen mich nie nach Ruthgar oder in den Blutwald führen?«
    Er lachte leise. Ruthgar war die zivilisierteste und wohlhabendste Nation unter den Sieben Satrapien, und als Grünwandlerin hegte Karris natürlich eine starke Zuneigung zu den Grünen Ebenen. Der Blutwald dagegen war der Ort, aus dem ihre Familie stammte, und sie war seit ihrer Jugend nicht mehr zwischen den Rotholzbäumen umhergestreift. »Warum machst du nicht eine Kurzreise daraus? Ich kann dich hinrudern.«
    »Nach Tyrea? Es liegt am anderen Ende des Meeres!«
    »Es liegt auf meinem Weg zu einem Farbwicht, den ich mir vornehmen muss.« Und ich werde vielleicht nicht mehr viele Chancen haben, in deiner Nähe zu sein.
    Sie zog die Brauen zusammen. »Mir scheint, als hätte es in letzter Zeit eine Menge Wichte gegeben.«
    »Es scheint immer, als hätte es in letzter Zeit eine Menge gegeben. Erinnerst du dich an den letzten Sommer, als wir sechs Wichte in sechs Tagen hatten und dann zwei Monate lang überhaupt keinen?«
    »Ja … wahrscheinlich. Welche Art?«, fragte sie. Es ergab für Gavin keinen Sinn, aber die meisten Wandler verspürten eine besondere Entrüstung, wenn ein Wicht ihre eigene Farbe benutzte.
    »Ein blauer.«
    »Ah. Also vermute ich, dass du dich gleich auf den Weg machen wirst.« Karris wusste von Gavins besonderem Hass auf blaue Wichte. »Moment mal. Du jagst einen blauen Wicht … in Tyrea?« Sie drehte sich um, um ihn mit ihren faszinierenden grünen Augen mit den roten Einsprengseln anzusehen.
    »Tatsächlich hat er sich in der Nähe von Ru gezeigt.« Er räusperte sich.
    Sie lachte. Mit zweiunddreißig Jahren hatte sie feinste Falten im Gesicht – traurigerweise mehr Falten, die von einer gerunzelten Stirn herrührten, als Lachfältchen, aber sie hatte immer noch dieselben Grübchen. Es war nicht gerecht. Nachdem er sie jahrelang gekannt hatte, sollte die Schönheit einer Frau nicht mehr in der Lage sein, einem Mann direkt in die Brust zu fahren und ihm den Atem zu rauben. Vor allem nicht, wenn er sie niemals haben konnte. »Tyrea ist ungefähr tausend Meilen von Ru entfernt.«
    »Höchstens einige hundert. Wenn du aufhörst, Tageslicht zu verschwenden, um mit mir zu streiten, könnte ich dich vor Einbruch der Nacht dort hinbringen.«
    »Gavin, das ist unmöglich. Selbst für dich. Und selbst wenn es möglich wäre, könnte ich dich nicht bitten …«
    »Das hast du gar nicht getan. Ich habe es freiwillig angeboten. Jetzt sag mir, würdest du wirklich lieber zwei Wochen auf einer Korvette verbringen? Heute ist ein klarer Tag, aber du weißt, wie schnell sich diese Stürme zusammenbrauen. Ich hörte, dass du bei deiner letzten Seereise so grün geworden bist,

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