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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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dass du von deiner eigenen Haut wandeln konntest.«
    »Gavin …«
    »Eine wichtige Mission, nicht wahr?«, fragte er.
    »Dafür wird die Weiße dich umbringen. Sie hat ein nach dir benanntes Magengeschwür. Buchstäblich.«
    »Ich bin das Prisma. Ein paar Vorteile muss das doch haben. Und ich rudere gern.«
    »Du bist unmöglich«, sagte sie und kapitulierte.
    »Wir haben alle unsere kleinen Talente.«

10
    Ein Geruch nach Orangen und Rauch weckte Kip. Es war immer noch heiß, und die Abendsonne stahl sich durch die Blätter, um sein Gesicht zu kitzeln. Anscheinend hatte er es in einen der Orangenhaine geschafft, bevor er zusammengebrochen war. Er sah sich um, ob er in den langen, perfekten Reihen Soldaten entdeckte, und stand dann auf. Sein Kopf fühlte sich immer noch umnebelt an, aber der Brandgeruch vertrieb jeden Gedanken an sich selbst.
    Als er sich dem Rand des Orangenhains näherte, wurde der Gestank stärker, die Luft zum Schneiden dick. In der Ferne sah Kip Lichtblitze. Er trat aus dem Hain hinaus und sah die Sonne hinter dem Herrenhaus der Alkaldesa untergehen, dem größten Gebäude in Rekton. Vor seinen Augen verwandelte sich die Sonne von einem wunderschönen, tiefen Rot in etwas Dunkleres, Wütendes. Dann sah Kip das Licht abermals – Feuer. Dichter Rauch wehte plötzlich gen Himmel, und wie auf ein Zeichen hin erhob sich Rauch von einem Dutzend Stellen in der Stadt. Binnen Augenblicken erblühte der Rauch zu tosenden Feuern, die weit über die Dächer aufloderten.
    Kip hörte Schreie. Im Orangenhain lagen die Überreste einer alten Statue, von den Stadtbewohnern der Zerbrochene Mann genannt. Seit ihrem Sturz vor einigen Jahrhunderten hatte sich ein großer Teil davon aufgelöst, aber der Kopf war fast zur Gänze erhalten. Vor langer Zeit hatte jemand Stufen in den Hals gehauen. Der Kopf war hoch genug, um die Sonne über den Orangenbäumen aufgehen zu sehen. Es war ein Lieblingsplatz für Liebespaare. Kip ging die Stufen hinauf.
    Die Stadt stand in Flammen. Hunderte von Fußsoldaten hatten einen riesigen, lockeren Kreis rund um die Stadt gebildet. Während die Flammen einige Städter aus ihrem Versteck trieben, sah Kip, wie König Garaduls Reiter ihre Lanzen bereit machten. Es waren die alte Delclara und ihre sechs Söhne, die Steinbrucharbeiter. Der größte, Micael, trug sie auf einer Schulter. Er rief den anderen etwas zu, aber Kip konnte seine Worte nicht verstehen. Die Brüder rannten gemeinsam in Richtung Fluss, anscheinend in der Hoffnung, dort Sicherheit zu finden.
    Sie würden es nicht schaffen.
    Die Reiter senkten in vollem Galopp ihre Lanzen, vielleicht dreißig Schritte von der fliehenden Familie entfernt.
    »Jetzt!«, brüllte Micael. Kip konnte es von seinem Platz aus hören.
    Fünf der Brüder warfen sich zu Boden. Zalo war zu langsam. Eine Lanze bohrte sich durch seinen Rücken, und er schlug der Länge nach hin. Zwei der anderen wurden aufgespießt, weil ihre Verfolger rasch reagierten und die Lanzen fest auf den Boden senkten. Micaels Verfolger senkte ebenfalls seine Lanze, verfehlte aber sein Ziel. Stattdessen bohrte sich seine Lanze in den Boden und blieb dort stecken.
    Der Reiter ließ seine Lanze nicht rechtzeitig los und wurde von der Wucht seines eigenen Ansturms aus dem Sattel gerissen.
    Micael rannte zu dem gefallenen Soldaten hinüber und zog das Vechevoral des Mannes. Mit einem wilden Hieb und trotz der Panzerschichten schlug er dem Mann beinahe den Kopf ab.
    Aber die anderen Reiter hatten ihre Pferde bereits gezügelt, und binnen Sekunden versperrte ein Wald aus blitzendem Stahl Kip die Sicht auf Micael und die übrigen.
    Kip hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Auf irgendein Signal hin, das er weder sah noch hörte, formierten die Reiter sich wieder und stürmten auf neue Opfer in der Ferne zu. Kip war nur froh, dass sie zu weit von ihm entfernt waren, um sie zu erkennen.
    Rund um den Rest der Stadt rückten die Fußsoldaten vor.
    Mutter! Kip hatte mehrere Minuten lang die brennende Stadt beobachtet und an nichts gedacht. Seine Mutter war da drin. Er musste zu ihr.
    Wie sollte er es schaffen, in die Stadt hineinzugelangen? Selbst wenn er an den Soldaten und dem Feuer vorbeikommen konnte … war seine Mutter überhaupt noch am Leben? Die Männer des Königs hatten gesehen, in welche Richtung er davongelaufen war. Sie würden denken, dass er, der »Grünwandler«, den sie zuvor gesehen hatten, die einzige Bedrohung in der ganzen Gegend darstellte. Gewiss

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