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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sobald sie einen neugierigen Blick auf Eisenfaust geworfen hatten, schleunigst andere Dinge, die sie mustern konnten.
    »Wann immer du wandelst, benutzt du deinen Willen. Du musst entscheiden, dass etwas völlig Ungeheuerliches, Merkwürdiges, unnatürlich Wirkendes geschehen wird, und du wirst es geschehen lassen. Mit anderen Worten, du entscheidest, Magie zu wirken. Nun, je ungeheuerlicher es ist, umso schwerer ist es zu glauben, dass du es wirklich tun kannst. Oder um es anders auszudrücken, umso mehr Willenskraft erfordert es. Kannst du mir folgen?«
    »Bisher ergibt alles einen Sinn«, sagte Kip.
    »Gut. Also, ein blaues Schwert.« Gavin hob eine Hand unter seinem Umhang. Seine Hand war von solidem Blau, und vor Kips Augen erblühte aus ihr blaues Luxin. Gelierte, verfestigte und verhärtete sich zu einem blauen Schwert. Gavin reichte es Kip.
    Kip nahm es entgegen und war verlegen, als sie über eine Kreuzung mit einer anderen Gasse kamen, und er hielt die Klinge fest, als folge er ihr zu seinem Schicksal. »Äh«, sagte er, aber dann spürte er, wie der Griff glitschig wurde. Einen Moment später fiel die Klinge zu Boden, brach am Griff ab und spritzte auf die schmutzigen Pflastersteine der Gasse. Er sah einen leichten blauen Schimmer und dann nichts mehr als blauen Staub. Das Gleiche geschah Augenblicke später mit dem Griff in Kips Hand, und wieder blieb nur dieser körnige blaue Staub zurück.
    »Was ist der Staub?«, fragte Kip.
    »Das ist eine spätere Lektion«, antwortete Gavin. »Wie die Dinge liegen, habe ich schon Mühe damit, die Grundlagen zu lehren. Der Punkt ist, dass du dir vorstellen sollst, ich hätte dir einen Pflug gewandelt statt eines Schwertes. Großartig, es funktioniert, während der Wandler auf deinem Bauernhof ist, aber zehn Minuten nach seinem Weggang ist buchstäblich alles, was du noch hast, Staub. Nicht hilfreich. Das ist der Grund, warum alle Satrapien so scharf auf Superchromaten sind.«
    »Damit sie Pflüge machen können?«
    »Nicht alle Magie dient der Unterhaltung und Verstümmelung, Kip. Tatsächlich verbringen die meisten Wandler ihr ganzes Leben damit, praktische Dinge zu tun, wie zum Beispiel Pflüge herzustellen. Auf jeden Künstler kommen zehn Männer, die mit grünem Luxin Dächer reparieren. Wie dem auch sei, Männer – und die Frauen, die nicht das Glück haben, Superchromatinnen zu sein – können ihre Fehler mit Willenskraft überdecken.«
    »Ihr meint, indem sie sich einfach mehr Mühe geben.«
    »So ziemlich.«
    »Das klingt gar nicht so schlecht. Also geben sie sich mehr Mühe. Liv hat Männer unter Wandlern dargestellt wie Sklaven im Vergleich zu Freigeborenen.«
    »Eher wie Hunde, würde ich sagen«, erwiderte Gavin.
    »Hm?«
    »Nun, sie sind zweitklassig, weil die Benutzung von Willenskraft die betreffende Person ständig auslaugt. Es ist anstrengend. Und Willenskraft ist nicht nur Anstrengung, sie ist Glaube und Anstrengung zusammen. Wenn du also glauben musst, dass du Magie wirkst, was geschieht dann mit dem Mann, der all seinen Glauben an sich selbst verliert?«
    »Er kann keine Magie wirken?«, riet Kip.
    »Genau. Und das macht die Hälfte dessen aus, worauf die Hierarchie der Wandler beruht. Satrapen behandeln Wandler, als seien sie Orholams Geschenk an die Welt, nicht nur weil sie Orholams Geschenk sind, sondern weil ein Wandler, der sich nicht für etwas Besonderes hält, nicht in der Lage sein wird, zu wandeln, wenn es von ihm verlangt wird. Wandler, die nicht wandeln können? Nutzlos.«
    »Daran habe ich noch nie gedacht.« Also gab es die starre Hierarchie nicht nur deshalb, weil sie es konnten? Kip vermutete, dass das nicht die Art und Weise war, wie Livs Tutoren ihr die Dinge erklärt hatten.
    »Natürlich ist es eine Art endloser Spirale. Du bist ein Satrap, du hast ein Vermögen für einen Bichromaten bezahlt, nun, jetzt hast du so viel in ihn investiert, dass du dir sein Versagen nicht leisten kannst, also musst du seine Gefühle der Überlegenheit bestärken und ihn verhätscheln, ihm Sklaven geben und so weiter. Deshalb werden mächtigere Wandler immer schwerer zu leiten.«
    Hinter ihnen erklang ein Hüsteln. Eisenfaust.
    »Hauptmann«, fragte Gavin, »habt Ihr diesem Gespräch etwas hinzuzufügen?«
    »Nur ein wenig Staub in der Kehle. Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Eisenfaust, der überhaupt nicht entschuldigend klang.
    »Das Problem mit dem Willen ist folgendes: Wir denken, dass ein Wandler schneller stirbt, je mehr Willenskraft

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