Schwarzes Prisma
spuckte aus. Gavin blieb stehen und suchte in der Menge nach dem Sprecher. Als die Männer seinem Blick begegneten und die prismatischen Kreise in seinen Augen sahen, verstummten sie, verwirrt und bestürzt.
»Ihr könnt meine Hilfe haben, oder Ihr könnt meine Feindschaft haben«, sagte Gavin laut. Er knöpfte den schlichten Umhang auf und warf ihn sich über die Schultern, so dass der beinahe blendend weiße Mantel und das Hemd zum Vorschein kamen, die er darunter trug, durchwirkt mit Goldfaden und Juwelen.
Er ging weiter, und Kip eilte dicht hinter ihm her. Die Menge teilte sich um ihn herum, und die Menschen murmelten Fragen und Verwünschungen. In einer Minute hatten sie die Spitze der Schlange erreicht. Mindestens ein Dutzend Männer mühten sich, einen Wagen von der Stelle zu bewegen. Anscheinend hatten die Pferde sich erschreckt und waren zur Seite ausgewichen, als sie durch das Tor gegangen waren. Ein Rad des Wagens war gegen das Tor geprallt – genau gegen das Haar der Liebenden. Das Rad war vollkommen zerschmettert, ebenso wie die Achse des Wagens, und das ganze Ding hing immer noch am Tor fest und machte normale Bemühungen um eine Reparatur unmöglich. Die Männer spannten die Muskeln an, um den Wagen mit schierer, brutaler Kraft anzuheben, und einige benutzten lange Stäbe, um zu versuchen, den Karren von der Mauer frei zu bekommen.
»Wir werden einen leeren Wagen herholen und die Fracht umladen müssen, bevor wir eine Chance haben«, sagte einer der Wachposten.
Für Kips zugegebenermaßen unerfahrenes Auge hatte der Mann recht. Die vereinte Muskelkraft all dieser Arbeiter bewegte den Wagen kaum von der Stelle. Aber die versammelte Menschenmenge stöhnte, und einige unter ihnen beklagten sich laut.
»Einen leeren Wagen herholen? Von wo? Durch den ganzen Schlamassel hinter uns? Das wird Stunden dauern!«
»Ihr werdet heute alle die anderen Tore benutzen müssen«, sagte der Wachposten.
Dies traf auf ähnlichen Protest. Angesichts der großen Menschenmenge auf der Straße würde keiner der Männer am vorderen Ende der Reihe gehen können, bevor nicht alle am hinteren Ende sich zerstreut hatten. Es würde Stunden dauern.
»Was?«, rief der Wachposten. »Ich habe das hier nicht getan. Ich versuche lediglich, es in Ordnung zu bringen! Habt Ihr eine bessere Idee?«
»Ich habe eine«, meldete Gavin sich zu Wort.
»Oh, aber sicher doch, du kluger – oh, Lord Prisma!«, sagte der Wachposten.
Ein Raunen ging durch die Menge.
Gavin ignorierte es. Er bedeutete den Männern zurückzutreten. Sie taten es, einige voller Ehrfurcht, andere eher gereizt und wieder andere feindselig. Er ging zu der Stelle hinüber, an der der Wagen gegen die Mauer gekracht war. »Ich verstehe, warum Ihr Probleme hattet«, bemerkte er. »Aber mir stehen einige zusätzliche Werkzeuge zur Verfügung.«
Kip, der noch immer seinen grünen Luxin-Ball und das weiße Brett in Händen hielt, stellte fest, dass Hauptmann Eisenfaust verschwunden war.
Er ist riesig. Wie verschwindet er? Kip schaute sich um und entdeckte ihn schließlich. Der Hauptmann stand hinter einem Mann in der Menge, der die Hand auf das große Arbeitsmesser an seinem Gürtel hatte sinken lassen. Hauptmann Eisenfausts gewaltige Faust umschlang sowohl die Hand des Mannes als auch sein Messer. Der Hauptmann selbst, der über dem Mann aufragte, flüsterte ihm leise ins Ohr.
Während er sprach, erbleichte der Mann, und sein ganzer Körper erschlaffte.
Hauptmann Eisenfaust versetzte dem Mann einen freundlichen Hieb auf die Schulter – der ihn beinahe zerschmetterte – und kehrte zu Gavin zurück.
»Immer lauft Ihr weg, wenn ich Euch brauche«, sagte Gavin.
Hauptmann Eisenfaust knurrte.
Kip konnte nicht anders. »Ich denke, er hat Euch vielleicht gerade das Leben …« Zu spät sah er den Ausdruck auf Gavins Gesicht. Gavin wusste es. »Oh. Ähm. Egal.« Kluger Kip.
Aber Gavin war bereits wieder an der Arbeit. »Ich brauche Seile.« Er hob eine Hand über den Kopf, und eine Stange aus gelbem Luxin formte sich in seinen Fingern und zog sich zu beiden Enden hin auseinander, bis sie dreimal so lang war wie ein Mann hoch. Er reichte sie einem der sprachlosen Arbeiter. »Du da und du, bringt dies hier in Position; ich werde euch brauchen, damit ihr den Wagen von der Mauer hebelt.«
Der Mann nickte. Er und der andere Mann begannen, die Stange so tief zwischen die Mauer und den Wagen zu rammen, wie sie konnten.
Gavin ging um den Wagen herum, soweit das möglich
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