Schwarzes Verlangen
Tochter heiraten“, richtete sich Kane in diesem Moment an den König. „Und daran hat sich nichts geändert. Aber ich will diese hier.“ Er setzte sie ab.
Was?! Er wollte … sie heiraten? Trotz ihrer Auseinandersetzung? Nein, das konnte nicht sein.
„Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder, Ihr erreicht eine Verbindung mit meiner Familie, indem Ihr mir Josephina übergebt – als Ehefrau –, oder ich töte Euch hier und jetzt. Sucht es Euch aus.“
Ja. Sie. Aber … Aber …
Das lasse ich nicht zu. Dem werde ich ganz schnell einen Riegel vorschieben.
„Nein“, wütete Leopold, der hinter dem vergebens nach Worten suchenden König stand. „Du kannst nicht …“
„Nimm die zweite Variante“, ertönte eine Männerstimme, gefolgt von einem Lachen. „Dann kann ich endlich ein paar Ohrfeigen verteilen.“
Als sie den Kopf drehte, sah sie William, Rot, Schwarz, Weiß und Grün unter den Baldachin treten, wo die königliche Familie das Hochzeitspaar erwartete. Alle fünf Krieger waren bis an die Zähne bewaffnet. Schwerter ragten ihnen über die Schultern. Pistolen hingen in Holstern an ihren Hüften. Und hinter ihnen standen noch mehr Männer! Männer, die sie aus den Bilderbüchern wiedererkannte, die die Schriftgelehrten in Auftrag gegeben hatten.
Oh, gütiger Himmel. Die Herren der Unterwelt waren hier. Und ihre beängstigenden Gestalten starrten vor Waffen, mehr noch als William und seine Leute. Da waren der vernarbte Lucien, der dunkle Reyes, der furchteinflößende Sabin und der respektlose Strider.
Plötzlich schlug ihr Herz schneller. „Hi“, rief sie und winkte Lucien zu. „Ich kann nicht glauben, dass das hier wirklich passiert. Von diesem Tag hab ich mein Leben lang geträumt.“
Seine narbigen Züge waren blass, und unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Er sah aus, als hätte er seit Jahrhunderten nicht geschlafen. „Von deiner Hochzeit?“, fragte er sie.
„Nein, ich heirate nicht. Ich wollte dich schon so lange mal kennenlernen“, antwortete sie mit piepsiger Stimme.
„Du meine Güte, krieg dich wieder ein“, murrte Kane. „Und doch, du heiratest.“
„Kane …“
Er redete einfach weiter. „Ich wollte keine Hilfe, aber mir ist klargeworden, dass ich sie brauche. Einenanderen Weg gibt es nicht. Aber vertrau niemals dieser Regenbogenbande. Die helfen mir jetzt nur, damit sie später leichteres Spiel mit dir haben.“
„William, mein Finsterling“, japste die Königin. „Was machst du denn da? Du sollst doch mein Beschützer sein.“
Erbost brüllte der König sie an. „Finsterling? Du nennst einen anderen Mann bei meinem Kosenamen?“
„Klappe halten, und zwar beide“, fuhr William sie an, und jeglicher Humor war aus seinem Tonfall verschwunden. „Von euch haben wir jetzt wirklich genug gehört.“
Sprachlos klappte die Königin den Mund auf und zu, doch sie gab keinen Ton mehr von sich.
Leopold trat vor, doch Rot streckte den Arm aus, packte ihn am Nacken und zerrte ihn ruckartig zurück. Im nächsten Augenblick drückte er dem Prinzen eine Dolchspitze direkt an den hämmernden Puls, und ein schmerzerfülltes Röcheln drang aus Leopolds Kehle, als ein Blutstropfen den rüschenbesetzten Kragen seines Hemds besudelte. Er versuchte zu sprechen, doch die Waffe machte ihm jeden Laut unmöglich.
„Aber was ist mit mir?“, rief Synda und kam hinter Kane angelaufen. Noch war ihr Brautkleid nicht ganz zugeknöpft, und sie musste die herrliche Fae-Spitze mit den Händen an Ort und Stelle halten. Auch ihr Schleier war verrutscht und drohte aus den hellen Locken zu fallen.
„Halt die Klappe, Weib“, herrschte Kane sie an, ganz ähnlich wie William eben. „Wenn ich noch ein einziges Mal irgendwelches grausame, hirnverbrannte Zeug aus deinem Mund hören muss, reiße ich dir die Zunge raus. Das schwöre ich dir.“
Synda verharrte, blieb einfach stehen. Noch nie hatte sie jemand zurückgewiesen – na ja, jedenfalls nicht für lange. In ihren Augen flackerten Unverständnis und Verletztheit, und fast hätte sie Josephina leidgetan. Fast. Im Augenblick war sie zu sehr damit beschäftigt, sich von dem Schock zu erholen. Soeben hatte Kane die Prinzessin auf ihren Platz verwiesen.
Ein tiefes Rot glühte in den Pupillen der Prinzessin auf, als sie nun durch die Gruppe der versammelten Gäste marschierte und die Leute von ihren Stühlen warf.
Entrüstet brachte der König hervor: „Das entspricht nicht unseren Traditionen, Lord Kane. Wir sollten …“
„Such’s dir
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