Schwarzes Verlangen
Klamotten zum Wechseln.“ Im Badezimmerschrank hatte er ein paar Oberteile und Jogginghosen deponiert. Um genau zu sein, hatte er überall ein paar Oberteile und Jogginghosen deponiert, um niemals das Risiko eingehen zu müssen, seine Haut unbedeckt zu lassen, sodass jemand anders sie berühren könnte.
Noch nie hatte eine Frau seine Sachen getragen, doch allein die Vorstellung daran gefiel ihm irgendwie.
Aber sie ist erst siebzehn, und du bist kein Kinderschänder .
Verflucht mochte Cronus sein, dass er ihm ein Mädchen besorgt hatte, das zu jung war, um es anzufassen.
Zumindest im Moment.
Sie blieb weiterhin auf dem Boden zusammengesunken und weigerte sich, zu ihm aufzusehen.
„Danach wirst du dich besser fühlen, und dann kannst du das mit dem Essen noch mal versuchen.“
„Also gut.“
„Brauchst du meine Hilfe?“
„Nein. Nein“, wiederholte sie.
Dem Höchsten sei Dank. Er war sich nicht sicher, wie er damit umgegangen wäre. „Wenn du fertig bist, reden wir, okay?“ Dann schloss er die Tür und ließ sie allein.
Es vergingen einige Minuten, bevor er die Dusche angehen hörte. Während sie sich duschte, tigerte er in seinem Zimmer wartend auf und ab. Und dachte nach. Vierundzwanzig Stunden, hatte sie gesagt. So lange hatte er mit ihr. Das war nicht lange genug.
Er wollte sie fragen, wann sie achtzehn wurde. Am liebsten hätte er auf Knien darum gebetet, dass es noch innerhalb ihrer gemeinsamen Zeit so weit wäre.
Du bist echt abartig.
Bestimmt würde sie seine Seuche nicht übertragen. Cronus hätte ihm doch keine Trägerin geschickt. Sobald sie volljährig wurde, würde Torin sie berühren können. Es müsste noch nicht einmal etwas Sexuelles sein. Sie könnten einfach nur Händchen halten.
Die warme Haut eines anderen zu spüren, die Weichheit, das Gefühl der Verbundenheit, die körperliche Gewissheit, dass er nicht allein war …
Ihm entwich ein Stöhnen bei dieser überwältigenden Vorstellung.
Eine Ewigkeit später kam sie aus dem Bad, begleitet von einer Dampfwolke. Nasswar ihr Haar dunkel, fast braun. Sie hatte es gekämmt, doch die Strähnen lockten sich bereits. Ohne den ganzen Dreck auf ihrem Gesicht sah er, wie rein ihre Haut war. Blass, wie Porzellan, mit zart durchschimmernden Blutgefäßen. Makellos.
Sie trug seine Sachen, die ihr viel zu weit waren und wie Kartoffelsäcke um ihren Körper hingen.
„Danke“, sagte sie mit ihrer Flüsterstimme.
„Gern geschehen.“
Unter seinem Blick trat sie unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, immer noch, ohne ihn anzusehen.
„Ich weiß, dass mir vierundzwanzig Stunden mit dir gewährt wurden“, erklärte er, „aber ich würde sie lieber nicht in einem Stück einlösen. Lieber würde ich sie etwas verteilen. Eine Stunde am Tag, vierundzwanzig Tage lang. Wäre das für dich in Ordnung?“ Diese Zeit könnte er dazu nutzen, sich ihr Vertrauen zu erarbeiten, sie zum Reden zu bringen, vielleicht sogar dazu, sich zu entspannen. Sich darauf zu freuen, ihn zu sehen. Und vielleicht, wenn seine Glückssträhne anhielt, würde sie ihn auch danach weiterhin sehen wollen.
Überrascht wandte sie sich ihm zu und blickte ihn mit ihren hellblauen Augen an. „Aber ich dachte …“
„Was?“
„Ach, egal.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, dann nickte sie. „Die Konditionen lassen es zu, also ja: Ich würde es vorziehen, vierundzwanzig Tage lang täglich für eine Stunde herzukommen.“
Fast hätten seine Knie unter ihm nachgegeben. „Danke.“
Wieder nickte sie. „Also bis morgen.“ Und in der nächsten Sekunde war sie verschwunden.
24. KAPITEL
Hastig stopfte Josephina ihre kümmerlichen Habseligkeiten in eine Tasche. Ein Bündel Geldscheine, die sie gespart hatte. Eine Garnitur Wechselkleidung. Das Medaillon ihrer Mutter – das sie nie trug, weil sie zu große Angst hatte, jemand könnte es ihr vom Hals reißen.
Kane war nicht gegangen. Heute war seine Hochzeit, und sie würde nicht hierbleiben, um sie sich anzusehen. Vielleicht würde er es durchziehen, vielleicht auch nicht. Sie hatte da so ein Gefühl, dass sie sich das für den Rest ihres Lebens fragen würde – bitterlich weinend.
Als sie die Tasche zuzog, verkrampfte sich ihr Magen. Tränen stiegen ihr in die Augen, und frustriert schniefte sie. Dämliche Tränen! Im Moment lauerten sie hinter jeder Ecke. Schon seit ihrer letzten Begegnung mit Kane.
Ich hätte ihm nicht diesen letzten Kuss geben sollen.
Doch sie hatte sich verloren in dieser Lust und den
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