Schwarzes Verlangen
aus“, schrie Kane ihn an, und jede Höflichkeit schien vergessen. „Ich hab nicht um deine Meinung gebeten.“
Bedrohliches Schweigen legte sich über die Menge, und alle Blicke waren auf Tiberius gerichtet. Unsicher blickte der König zwischen Kane und dessen Freunden hin und her.
„Also gut“, brachte er schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Gute Entscheidung.“ Kane wandte sich Josephina zu und blickte finster auf sie hinab.
„Sollte ich deine Freunde mit einem Knicks begrüßen?“, fragte sie in einem Versuch, ihre Nervosität zu verbergen. „Ich hab irgendwie das Gefühl, ich sollte knicksen.“
Er beugte sich vor und sah ihr direkt in die Augen. „Du wirst das akzeptieren. Was auch immer du für mich empfindest, was auch immer du von mir glaubst, dies ist im Moment für dich die beste Entscheidung.“
Eine Woge des Schwindels erfasste sie. „Ich kann nicht zulassen, dass du das tust.“ Und irgendetwas anderes musste sie ihm auch noch sagen, aber … was war das bloß? Sie erinnerte sich nicht mehr.
„Anders als deinem Vater lasse ich dir keine Wahl.“ Damit wandte er sich an den Mann, der die Zeremonie vollziehen sollte. „Worauf wartest du? Fang an.“
Der Priester gehorchte, doch Josephina hörte nicht ein Wort von dem, was er sagte. Ihre Gedanken waren einfach zu laut. Sie konnte doch unmöglich genau den Krieger heiraten, der erst letzte Nacht mit ihrer Halbschwester geschlafen hatte. Sie konnte ihm doch unmöglich erlauben, sich in einen lebenslangen Krieg zu stürzen. Sie konnte doch unmöglich ihr Leben an das seine binden, sich ganz in seine Obhut geben, während sie in der Uniform einer Magd steckte und einfach nur furchtbar aussah.
Selbst wenn er der unglaublichste Mann war, dem sie je begegnet war … Selbst wenn jede Zelle ihres Körpers schrie: Ja!
Aber würde er ihr je treu sein?
Wollte er sie überhaupt, oder versuchte er nur, sie zu beschützen, weil er glaubte, er sei es ihr schuldig?
Unwillkürlich ließ sie den Blick zu Kanes Freunden wandern. Was hatten sie wohl über sie gedacht, als sie sie zum ersten Mal gesehen hatten? Sie hatte über Kanes Schulter gehangen, also … vermutlich nichts besonders Schmeichelhaftes.
„Eigentlich bin ich ziemlich wundervoll“, murmelte sie.
„Ich weiß. Das hast du mir schon erzählt“, erinnerte Kane sie. „Und jetzt antworte dem Priester.“
„Mache ich sofort – sobald du mir verraten hast, was er gefragt hat.“
In Kanes Augen pulsierte plötzlich dasselbe mörderische Rot, das sie eben erst in Syndas Augen gesehen hatte. „Sag einfach Ja“, fuhr er sie an.
In der Dachkonstruktion des Pavillons zersplitterte ein Balken und stürzte herab, und Kane musste sie hastig in Sicherheit bringen.
„Sag es“, befahl er.
„Mache ich, kein Problem – wenn die Frage lautete: Geht Kane dir auf die Nerven? Denn ja, das tut er“, erklärte sie, wieder an die anderen Herren gewandt.
„Sag mir noch mal, wie die Antwort auf diese Frage lautet“, verlangte Kane, doch er klang nicht im Geringsten beleidigt.
„Ja“, schleuderte sie ihm entgegen.
Zufrieden nickte er.
Lucien zwinkerte ihr zu, und sie konnte nicht anders, als ihn so breit anzulächeln, wie die Umstände es gerade zuließen. Reyes nickte in ihre Richtung. Strider hob seinen Daumen. Sabin starrte sie weiterhin finster an. Sie wollte, dass Kanes Freunde sie mochten – selbst wenn sie Kane im Augenblick nicht mochte.
„Das ist ein Fehler“, flüsterte sie. Ja! Das waren die Worte, die sie hatte sagen wollen. „Wir sollten das nicht tun. Lass uns damit aufhören, bevor es zu spät ist.“
Er drückte ihre Hand so fest, dass sie wimmerte, doch er lockerte seinen Griff nicht. Dann schob er ihr einen Ring auf den Finger, aus einem schweren Metall, mit einem riesigen, funkelnden Stein in der Mitte. Einem Stein, den sie nicht einordnen konnte. Seine Farbe bewegte sich irgendwo zwischen Rubinrot und Saphirblau.
„Es ist bereits zu spät. Nimm den ja niemals ab, verstanden?“, erklärte Kane.
Zu spät? Sie waren … Sie waren … Auf keinen Fall.
Und doch. Mit weit aufgerissenen Augen nickte sie.
„Oh, und hier ist auch der Ring für unseren Großen“, meldete sich William und drückte ihr einen schlichten, ungewöhnlich warmen Ring in die Hand, der seltsam vibrierte.
Zitternd schob sie Kane das Ding auf den Finger, und endlich ließ er sie los.
„Es ist vollbracht“, sagte er, und in seiner Stimme schwang eine tiefe
Weitere Kostenlose Bücher