- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Ich bin todmüde.«
»Im Dance Dance Revolution wird es dir gefallen. Es ist der perfekte Ort, um dein neues Design zu feiern.«
»Ich bin kein Disco-Typ. Außerdem …«
Mephs Blick fiel auf das Mädchen, das soeben durch die Tür des Baang trat. Mit ihren großen Augen hätte sie einem japanischen Videospiel entsprungen sein können. Bala legte ihr den Arm um die Hüfte. »Das ist meine Freundin. Yu Feng, sag Hallo zu Meph, dem berühmten Poddesigner.«
Ihre Hand war so klein, dass sie in seiner fast verschwand. »Ich bin geehrt.«
Meph stammelte etwas. Yu Feng errötete und schlug die Augen nieder. Er kam sich vor wie ein Idiot.
Sie wandte sich an Bala. »Der Motor läuft. Seid ihr so weit?«
»Meph will lieber …«
»Wir sind so weit«, unterbrach ihn Meph. »Ich muss mich nur noch schnell umziehen.«
Von der Tür des Clubs wand sich eine Menschenschlange um den halben Block. Bala drehte sich zu Meph um und erklärte, dass einer der Türsteher sein Cousin sei und dass sie daher nicht warten mussten. Dann suchte er in seinen Taschen herum, wobei er leise und unverständlich fluchte.
Etwas am Anblick der Wartenden war ungewohnt. Endlich kam Meph darauf. »Niemand hier trägt einen Helm.«
Yu Feng blinzelte. »Wie bitte?«
»Nicht so wichtig.« Das Gelächter der beiden, als er vorhin mit seiner Weste aus dem Bad gekommen war, klang ihm noch in den Ohren.
Vorne wurde Bala endlich fündig. Er legte einen winzigen Gegenstand in Mephs Hand. »Herzlichen Glückwunsch zum neuen Design. Das ist unser Geschenk an dich.«
Er blickte auf die unschuldige kleine Pille hinab. »Was ist das?«
Yu Feng schloss seine Finger mit den ihren. Ihre Haut war angenehm kühl. »Es ist gut. Vertrau mir.«
Meph sah ihr eine Sekunde lang in die Augen, dann warf er die Pille ein. Bala reichte ihm eine Wasserflasche. »Lasst uns gehen. Die Nacht ist jung!«
Auf halbem Weg über den Parkplatz trat jemand Meph aus vollem Lauf ins Rückgrat. Die Farben begannen von innen heraus zu leuchten, und auf jedem Quadratzentimeter seiner Haut konnte er den Stoff seiner Kleidung spüren. Yu Feng wandte ihm den Kopf zu, und ihre offenen Haare folgten der Bewegung in Superzeitlupe. Aus der Disco wummerten Bässe. Seine Muskeln setzten sich von selbst in Bewegung. Bala und Yu Feng mussten ihn fast mit sich schleifen, damit er nicht an Ort und Stelle zu tanzen begann.
Eine Tür.
Von innen algorithmisch erzeugte Beats und Riffs. Unter der Türritze zuckt Neonlicht.
Der Türsteher, breitschultrig, grimmig, wie überall auf der Welt.
Ein Scanner auf dem Oberarm. Ein rotes Lämpchen.
Ein Stich.
Grünes Licht. Die Tür öffnet sich.
Die Musik umfasst seinen Körper, hüllt ihn ein wie ein Kokon. In seinen Adern das Gewummer der Computerbässe, stroboskopische Blitze in den Nervenbahnen. Um ihn herum tanzt die Menge, alle im Takt, jeder für sich. Neben ihm biegt Yu Feng ihren Körper in perfekt animierten Bewegungsabläufen. Wie real sie aussieht. Er könnte sie anfassen, jetzt und hier, aber da sind schon andere Hände auf ihr. So reißt er nur die Arme in die Luft und schreit. Sein Ruf verhallt in zweihundert Schlägen pro Minute, niemand kann ihn hören. Nicht einmal er selbst.
// / 2
Als Kommissar Stephans von der Arbeit kam, stand seine Frau in der offenen Haustür und redete auf einen Polizisten ein. Stephans hörte nicht, was Conny sagte, aber er konnte durch den Regen und die Dunkelheit hindurch erkennen, dass sie wütend war. Er erwog, im Wagen sitzen zu bleiben, bis der Beamte sich verzogen hatte. Doch je mehr Connys Temperament die Oberhand gewann, desto kleiner wurde seine Hoffnung auf einen ruhigen Samstagabend.
Als sie kurz davor war, mit bloßen Gesten den Tatbestand der Beamtenbeleidigung zu erfüllen, fischte Stephans ächzend seinen Dienstausweis aus dem Handschuhfach. Regentropfen platschten auf die kahle Stelle auf seinem Scheitel und durchnässten seinen Mantel. Durch das Rauschen klang die Stimme seiner Frau, als würde sie aus einem Keller kommen. Stephans ließ die Tür des Audis geräuschvoll ins Schloss fallen. Conny hielt inne. Er setzte seinen massigen Körper in Bewegung und heftete sich im Laufen den Ausweis ans Revers, wobei er vergaß, auf die Pfützen zu achten. Als er das Vordach erreichte, war er von oben und unten durchnässt.
Zwei finstere Mienen empfingen ihn. Der Polizist taxierte ihn und versuchte, von Stephans Erscheinung auf die Menge an Ärger zu schließen, die sein Hinzukommen bedeutete.
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