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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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hin, sodass er seinen rundlichen Schatten auf sie warf. Schlief sie wirklich, oder war sie vielleicht sogar ohnmächtig geworden?
    Â»Hallooo?«, versuchte es Hubertus noch lauter. »Geht’s Ihnen nicht gut?«
    Keine Reaktion.
    Von den Umliegenden interessierte sich keiner für diesen potenziellen Notfall. Wieder einmal typisch.
    Hubertus ahnte: Sollte Maximilian wirklich einmal zu nah ans Wasser gehen – von diesen trägen Touristen war keine Hilfe zu erwarten.
    Er kniete sich hin, berührte ganz vorsichtig mit dem Handrücken die Wange der Frau. Elke konnte ja wohl nichts dagegen haben, wenn er sich hier um andere Urlauber sorgte. Im Gegenteil: Sie würde ihn für seine Zivilcourage sogar loben. Allerdings schliefen Frau und Tochter schon wieder.
    In dem Moment, als es zum Hautkontakt kam, erschrak er. Die Frau hatte – obwohl sie doch schon lange in der prallen Sonne gelegen haben musste – eine relativ kühle Haut.
    Er begann, ihr die Wange zu tätscheln.
    Peinlich, wenn sie jetzt erwachen würde …
    Aber das tat sie nicht.
    Â»Hallo! Aufwachen! Geht’s Ihnen nicht gut?«, rief er, obwohl er sich die Frage praktisch schon selbst beantworten konnte.
    So langsam wurden endlich auch die Umliegenden auf Hubertus aufmerksam.
    Er versuchte, den Puls an der Halsschlagader zu fühlen, dann an den Handgelenken.
    Nichts! Kein Lebenszeichen!

5. Verständigungsprobleme
    Nur etwa fünfzig Meter entfernt, begann sich Karl-Heinz Winterhalter allmählich am Strand zu langweilen. Natürlich genoss er wie jedes Jahr die südliche Sonne und das warme Klima. Als Schwarzwälder war man in dieser Hinsicht schließlich nicht gerade verwöhnt.
    Doch das stundenlange Herumliegen am Meer war immer wieder eine Herausforderung und ein Streitpunkt zwischen Winterhalter und seiner Frau, die neben ihm in der Liege döste.
    Sonst war seine Hilde eine Mustergattin. »Schaffig«, wie es viele gestandene Schwarzwälderinnen waren. Immer mit den Hühnern aufstehen, immer erst spät ins Bett. In den Wochen des Sommerurlaubs war sie aber in umgekehrter Weise genauso konsequent. Die »brutalschtmögliche Erholung«, wie sie sich ausdrückte, bot ihr offenbar die Basis, den Rest des Jahres durchzuhalten.
    Könnte man nicht öfter mal einen Ausflug machen? Vielleicht eine kleine Wanderung unternehmen? Gerade jetzt am Anfang des Urlaubs hatte Winterhalter, der sonst im Kommissariat und auf seinem Bauernhof schon mal einen Vierzehn- bis Fünfzehn-Stunden-Tag hatte, erhebliche Anpassungsschwierigkeiten an das »Dolce far niente«, das süße Nichtstun, das Winterhalter vereinfacht »Faulenzia« nannte.
    Er beobachtete gelangweilt den Strand, die Badenden, die im Sand spielenden Kinder. Und bemerkte deshalb als einer der Ersten Hubertus Hummels Hilferufe. Obwohl dessen herüber wehende Stimme einen beunruhigend panischen Klang hatte, war Winterhalter doch geradezu dankbar für die Unterbrechung der Langeweile.
    Er eilte zu Hummel und erkannte recht schnell, dass die Lage offenbar ernst war. Gerade eben noch dösender Strandurlauber, war Winterhalter rasch in seinem Element als Kriminalist: »Herr Hummel, wann habet Sie die Frau bemerkt?«, begann er umgehend die Befragung und bemühte sich gleichzeitig, Lebenszeichen am Körper der Bewusstlosen zu ertasten.
    Â»Vielleicht vor einer guten Stunde. Sie hat sich nicht gerührt. Jetzt habe ich sie angesprochen und bemerkt, dass etwas nicht stimmt.«
    Â»Wiederbelebung«, entschied Winterhalter und deutete auf Hummel. »Ich bin nur de Kriminaltechniker. Ich komm erscht, wenn die Frau dot isch. Aber Sie waret doch mal Sanitäter – oder nit?«
    Hummel blieb die Antwort schuldig und beugte sich über die Frau. Fast drei Jahrzehnte war sein Zivildienst inzwischen her.
    Er suchte das Brustbein der Leblosen.
    So recht konnte er sich aber nicht zur Herzdruckmassage durchringen.
    Stattdessen wandte er sich ihrem Gesicht zu, atmete tief durch. Trotz der bedrohlichen Situation fiel ihm auf, dass es sich um eine attraktive Frau handelte. Langes schwarzes Haar, eine zierliche Figur. Die Augen waren geschlossen, sodass er über deren Farbe nichts sagen konnte.
    Hubertus atmete noch einmal tief durch und stülpte der Frau ungelenk seine Lippen über, pustete dann in ihren Mund.
    Ausgerechnet jetzt musste er daran denken, wie dieser Italiener vergangene Nacht

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