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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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Wort »Absperrung« vorzuturnen, was aber eher aussah, als leite er die Wassergymnastik des Campingplatzes. Der Bademeister schüttelte den Kopf: »Non ho capito.«
    Wenig später hatte sich Winterhalter auf unkonventionelle Weise beholfen und etwas zum Absperren besorgt: Toilettenpapier.
    Gemeinsam mit Hummel verrückte er unter großem Schweißtreiben zunächst drei Mülleimer im Sand. Dann rollten sie das Papier ab und verbanden damit die Eimer, sodass es einen dreieckigen Bereich um die leblose Frau absperrte. Sehr stabil wirkte die Konstruktion allerdings nicht, weshalb Winterhalter mit dem Toilettenpapier noch ein paar Zusatzrunden um den Leichenfundort drehte.
    Â»Che cosa è successo? Was ist hier passiert?«, fragte kurz darauf der »Direttore«, ohne die Antwort abzuwarten. »Che casino. Una morta sulla nostra spiaggia. Eine Leiche an unserem Strand! Hat uns gerade noch gefehlt.«
    Die Zweisprachigkeit hatte der Direttore, der grau meliertes Haar und eine glatte, braune Haut hatte, offenbar verinnerlicht. Nicht weniger glatt und makellos war sein blütenweißes Hemd und das ebenfalls weiße Sakko, das ihm auch bei der mittäglichen Hitze nicht eine einzige Schweißperle ins Gesicht trieb. Ganz im Gegensatz zu Winterhalter, der – obwohl nur mit Badehose bekleidet – nach der Absperraktion völlig verschwitzt war. Hummel erging es nicht anders.
    Er ertrug den Anblick der toten Frau nicht mehr und deckte sie mit einem großen Badehandtuch in den italienischen Nationalfarben und mit der Aufschrift »dolce vita« ab.
    Â»Dolce morte« hätte wohl besser gepasst.
    Süßer Tod.
    Der Campingplatzchef, der mit vollem Namen Antonio Di Salvo hieß, aber eigentlich fast immer nur als »Direttore« angeredet wurde, machte derweil deutlich, dass er vor allem mit der improvisierten Absperrkonstruktion alles andere als einverstanden war.
    Â»Carta igienica, Toilettenpapier? Ridicolo, einfach lächerlich!«
    Salvatore, der Bagnino, zeigte auf Winterhalter. Der schaltete sich daraufhin ein: »Boon Tschornoo, Sicknore Direktore«, begrüßte er Di Salvo mit tiefstem Schwarzwälder Akzent.
    Â»Ah, Signor Winterhalter.« Der Direttore kannte wirklich fast jeden Camper mit Namen – zumindest die Stammkunden. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Grazie mille. Aber dafür haben wir doch unser Personal. Sie hätten sich wirklich nicht bemühen müssen.«
    Â»Wir haben etwas improvisiert«, meinte Winterhalter.
    Der Chef wandte sich direkt an Salvatore: »E tu, moviti subito, subito. Beweg dich. Manda via la gente, sopratutto i bambini. Leute und vor allem Kinder wegschicken.«
    Hummel erblickte derweil in der Menge die fassungslose Elke und die kaum weniger fassungslose Martina. Sie waren aufgewacht – und wie!
    Â»Das haben wir auch schon versucht«, mischte sich Winterhalter erneut ein. »Ich arbeit halt in Deutschland auch bei de Bolizei … bei de Kriminalbolizei sogar … Mord und so … Ich bin Kriminaltechniker. Mir solltet übrigens ganz bestimmt de Arzt und vielleicht auch noch die hiesige Polizei informiere.«
    Â»Sehr interessant, Signor Winterhalter. Aber Sie sollten das besser uns überlassen. Ich werde erst mal den für den Campingplatz zuständigen Arzt rufen. Der wird alles Weitere entscheiden«, formulierte der Direttore in perfektem Deutsch freundlich, aber sehr bestimmt. Er hatte etliche Jahre in Deutschland gelebt, aus Heimweh aber seine Pizzeria in Todtnau aufgegeben. Immerhin: Auf seinem Campingplatz hatte er nun fast ebenso viele Schwarzwälder Gäste wie früher. Und er verstand deshalb auch ihren mitunter recht derben Dialekt.
    Â»Selbstverständlich, Sicknore Direttore«, nickte Winterhalter. »Ich bin hier nur im Urlaub. Va… Vacanza.«
    Â»Tante grazie nochmals, Signor Winterhalter. Haben Sie die Frau hier gefunden?«
    Â»Nein.« Winterhalter zeigte auf Hubertus. »Herr Hummel ist ein Bekannter von mir. Er hat mich gerufen. Vielleicht hätt sie än Hitzschlag? Des werden der Arzt oder die Gerichtsmedizin feststelle müsse. Mir dachte nur, falls doch eine nit natürliche …«
    Â»Vielen Dank. Um alles Weitere kümmern wir uns. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Urlaub auf unserem herrlichen Campingplatz. C16, nicht wahr?«
    Winterhalter staunte. Bestimmt waren mehrere Tausend

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