Schwarzwaldstrand
eine gute Freundin Elenas war, nicht wahr? Vielleicht die beste. Eine, die Elena geholfen hat, von Ihnen und diesem schmutzigen Leben loszukommen. Frau Wagner â wenn der Name nun schon heraus ist â wusste, dass Elena Ihnen alles zutraute. Zunächst wollte sie mir deshalb Ihren Namen nicht nennen, sondern gab mir nur den Hinweis, ich solle unbedingt vor Ort auf dem Campingplatz recherchieren.«
»Ich werde diese Frau verklagen«, kündigte Dietmar an.
»Machen Sie nur. Frau Wagner hatte Angst vor Ihnen â nicht zuletzt, weil sie zwei Kinder hat, um die sie sich sorgt. Und Sie haben ihr wohl schon einmal gedroht, ihnen etwas anzutun. Sie hatte jedoch das Gefühl, es Elena schuldig zu sein, wenigstens Kontakt zu mir aufzunehmen und ein paar Andeutungen zu machen. Die Polizei wollte sie vorerst nicht verständigen, weil sie von der Erpressung wusste und Elenas Ansehen nach ihrem Tod nicht beschmutzen wollte. Heute hat sie dann doch mit der Kripo VS gesprochen, aber Herr Thomsen hat sie in seiner bekannten Art wohl ziemlich abgeblockt. Daraufhin rief sie wieder bei mir an, um ihre Andeutungen zu konkretisieren.«
»Was waren des denn für Andeutunge?«, fragte nun Winterhalter.
»Dass es wohl bei Elenas Tod nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Dass es sich durchaus um Mord gehandelt haben könnte. Und dass Elena nie und nimmer noch drogenabhängig war. Mittlerweile weià Frau Wagner, dass wir Sie kriegen werden, Dietmar â und als sie das vorhin von mir erfuhr, sagte sie mir noch mehr: Elena hatte sich aus dem Drogen- und Prostitutionsmilieu befreit, aber sie plagten in letzter Zeit Geldprobleme. Sie befürchtete sogar eine Abschiebung. Ich nehme an, sie wollte Dietmar schröpfen, um dann ein neues Leben zu Hause in Rumänien zu beginnen.«
Riesle hob theatralisch den Zeigefinder und richtete ihn auf Dietmar. »Der Campingplatz hier war ja symbolisch. Elena hat laut ihrer Freundin vor ein paar Monaten über einen alten Bekannten aus dem Rotlichtmilieu erfahren, dass Dietmar dieses Drogengeschäft immer noch erfolgreich betreibe â und da entschloss sie sich, eine alte Rechnung zu begleichen.«
»Und warum mit falschem Pass?«, hakte Hummel nach.
Riesle lächelte wissend. »Einerseits hatte sie wohl Sorge, dass sie vom damaligen Aufenthalt mit ihrem wirklichen Namen im Computer registriert ist. Und da Dietmar ja Stammkunde auf dem Campingplatz war und ein paar Angestellte kannte, die sie früher ebenfalls getroffen hatte, fürchtete Elena, dass ihr Inkognito gleich am Anfang auffliegen könnte, noch ehe sie genügend Beweismaterial zusammenhatte. AuÃerdem ist ein rumänischer Pass in Italien immer etwas problematischer als ein deutscher â zumindest, bis Rumänien demnächst die absolute EU -Reise-Freizügigkeit gewährt wird.«
»Aber so lange konnte sie nicht mehr warten â¦Â«, schlussfolgerte Hummel.
Riesle nickte: »Richtig: Sie brauchte das Geld recht schnell, hat deshalb ihrer alten Bekannten Beate Kollmann den Pass entwendet und ihn mit ihrem Foto versehen lassen. Aufgrund ihrer Rotlichtvergangenheit wusste sie sicher, wo man so was machen lassen kann. Und Pässe zu verfälschen ist bekanntlich einfacher, sicherer und preiswerter, als komplett neue zu kreieren.«
»Des isch übrigens eine eher mäÃige Fälschung gâwese«, wandte Winterhalter ein. »Hoffentlich hät sie dafür nit viel Geld gezahlt.«
»Das sind doch alles Hirngespinste«, ereiferte sich Dietmar nun wieder. »Dann obduziert die Elena eben â aber lasst mich aus dem Spiel.«
»Du bist schon mitten im Spiel«, wies Hummel Dietmar zurecht. Dann wandte er sich widerstrebend noch einmal an Riesle, als sei der eine Art Quizmaster: »Und Dietmar hat diesen vermeintlichen Abschiedsbrief geschrieben, den ich gefunden habe? Und das Spritzbesteck drapiert?«
Riesle nickte. »Das vermute ich.«
»Und wie ist er in den Bungalow gekommen?«
Alle Blicke richteten sich auf Marco.
Der rührte sich nicht â auch sein Mund blieb verschlossen. Noch nicht einmal ein »incidente« kam heraus â¦
»Ich nehme Folgendes an«, setzte Riesle an. »Die beiden sauberen Herren sind nachts in den Bungalow eingedrungen und haben Elena getötet. Zumindest Dietmar wusste ja, dass sie früher drogenabhängig war. Dann stellten sie alles so
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