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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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liegt dir auf der Seele? Und was hast du mit Parsloe gemacht? Du hast ihn doch nicht etwa umgebracht und weißt jetzt nicht, wohin mit der Leiche?«
      Endlich fand Lord Emsworth Worte.
      »Als ich ging, war er im Morgenzimmer und zog sich seine Schuhe an. Galahad, es ist etwas Furchtbares passiert! Ich weiß kaum, wie ich es dir sagen soll. Laß mich mit der Bemerkung beginnen«, sagte Lord Emsworth, indem er sich Halt suchend an die Brüstung des Schweinestalles klammerte und sich dort wie ein nasser Socken hängen ließ, »daß Sir Gregory Parsloe nichts weniger als ein Gauner und Betrüger ist.«
    »Das ist allgemein bekannt, fahre fort.«
    »Hetze mich nicht.«
      »Ich möchte ja nur wissen, was die ganze Aufregung verursacht hat. Als ich dich vorhin sah, warst du auf dem Weg ins Haus, um diesem beleibten Baronet gegenüberzutreten. Gut. Du hast das Haus erreicht, fandest ihn ohne Schuhe im Morgenzimmer, schautest ihn kalt an und sagtest steif: ›Wie komme ich zu der Ehre Ihres Besuches?‹, worauf Parsloe, indem er die Zehen krümmte, erwiderte . . . ja, was sagte er wohl? Was hat dir denn nun die Ehre seines Besuches verschafft?«
      Lord Emsworth wurde ein wenig ruhiger. Seine Augen ruhten auf der Kaiserin, und ihre massive Unerschütterlichkeit schien ihm Stärke zu geben.
      »Hast du jemals Vorahnungen, Galahad?«
      »Schweife nicht ab, Clarence.«
      »Ich schweife nicht ab«, sagte Lord Emsworth griesgrämig. »Ich sage nur, daß ich eine hatte, und zwar in dem Moment, als ich das Morgenzimmer betrat und Parsloe dort sitzen sah. Irgend etwas schien mir zuzufüstern, daß mir der Mann eine unangenehme Überraschung bereiten würde. Er trug ein böses Grinsen auf dem Gesicht, und die fnstere Art und Weise, in der er ›Guten Tag, Emsworth‹ sagte, gefel mir auch nicht. Schon seine nächsten Worte bewiesen, daß mein böse Vorahnung richtig gewesen war. Aus der Innentasche seines Anzugs zog er eine Fotografe hervor und sagte: ›Werfen Sie mal einen Blick darauf, alter Angeber!‹«
      »Eine Fotografe? Wovon?«
      Lord Emsworth war gezwungen, sich durch einen weiteren Blick auf die Kaiserin zu kräftigen, die inzwischen so etwa bei ihrer vierundfünfzigtausendsten Kalorie angelangt war.
      »Galahad«, sagte er, indem er seine Stimme fast bis zu einem Flüstern senkte, »es war die Fotografe eines enormen Schweines! Er hielt sie mir mit einem üblen Schielen unter die Nase und sagte: ›Emsworth, alter Schwindler, hier stelle ich Ihnen die Gewinnerin der diesjährigen Medaille in der Klasse der Fetten Schweine auf der Landwirtschaftsschau von Shropshire vor.‹ Das waren seine Worte!«
      Gally sah sich nicht in der Lage, seinem Bruder zu folgen. Es schien ihm, als befände er sich in der Gegenwart eines älteren Bruders, der in Rätseln sprach.
      »Willst du sagen, daß es eine Fotografe des Stolzes von Matchingham war?«
      »Nein, nein, nein. Meine Seele, nein. Dieses Tier würde zwei Rosas von Matchingham ausmachen. Verstehst du nicht? Es ist ein neues Schwein. Er hat es gestern oder vorgestern von einer Farm in Kent geholt. Die Königin von Matchingham nennt er es. Galahad«, sagte Lord Emsworth, und seine Stimme zitterte vor Erregung, »jetzt, wo diese Königin von Matchingham auf den Plan getreten ist, muß die Kaiserin ihren letzten Nerv anspannen, will sie ihren Triumph der beiden letzten Jahre wiederholen.«
      »Du willst doch nicht sagen, daß sie fetter als die Kaiserin ist?« fragte Gally, während er die Favoritin im Stall vielsagend anblickte und sich im stillen verwundert fragte, ob so etwas überhaupt möglich war.
      Lord Emsworth wirkte schockiert.
      »Das würde ich nicht sagen. Nein, nein, das würde ich sicherlich nicht sagen. Aber das Rennen wird verzweifelt knapp werden. Ein paar Gramm könnten die Sache entscheiden.«
      Gally pfff. Endlich hatte er die Tragweite der Situation erfaßt. Von seiner Zuneigung zu dem guten alten Clarence und einer natürlichen brüderlichen Abneigung, diesen in Schwierigkeiten zu sehen, einmal abgesehen, berührte die Geschichte ihn auch fnanziell. Wie er Penny erklärt hatte, war er kein wohlhabender Mann, aber er hatte genau wie Beach sein Scherfein auf die Kaiserin gesetzt, und nun schien es, als bestünde die ernsthafte Gefahr, daß seine bescheidene Investition den Bach hinuntergehen würde.
      »Deshalb hat dieser Binstead mit seiner Fünf-zu-Eins-Wette so angegeben. Er war im Bilde. Aber darf dieser

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