Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
aufregte, belästigte und dazu aufforderte, Sachen zu unterschreiben und Sachen zu unternehmen.
      »Clarence ist völlig hilfos ohne jemanden, der sich um seine Angelegenheiten kümmert. Er wird von Tag zu Tag zerstreuter. Es war reizend von Gloria, die Sache in die Hand zu nehmen. Was ist sie doch für ein entzückendes Mädchen!«
      »Oh«, sagte Sir Gregory wiederum auf jene merkwürdig vorsichtige Weise.
      »Ich bewundere diese sportlichen Frauen aus ganzem Herzen! So gesund! Hat sie in letzter Zeit wieder irgendwelche Tennisturniere gewonnen?«
      Sir Gregory gab keine Anwort. Seine Augen ruhten auf dem Teebrötchen, das von Butter triefte, und abermals seufzte er seinen tiefen Seufzer. Indem sie seinem Blick folgte, stieß Lady Constance einen besorgten Schrei aus. Die Gastgeberin in ihr war pikiert.
      »Aber Sir Gregroy, Sie essen ja gar nichts! Mögen Sie keine Teebrötchen?«
      Jetzt war der Laut, der dem Baronet entfoh und der den ganzen Weg von seinen Schuhsohlen heraufzukommen schien, nicht so moderiert wie ein Seufzer. Jeder Irrtum war ausgeschlossen, es handelte sich um ein waschechtes Ächzen, die Sorte Ächzen, die man den widerstrebenden Lippen eines Indianers am Marterpfahl hätte entringen können.
      »Ich mag sie sogar sehr«, sagte er leise und mit einer Stimme, die vor Erregung bebte. »Aber Gloria sagt, daß ich sie aus meinem Speiseplan streichen soll.«
      »Gloria? Ich verstehe Sie nicht.«
      Bis zu diesem Augenblick hatte Sir Gregory seine Tragödie vor der Welt geheimgehalten wie der junge Spartaner, der einen Fuchs an seinen Eingeweiden nagen läßt, ohne es einer Menschenseele gegenüber zu erwähnen. Zu Recht oder Unrecht, er war der Meinung, daß er als Esel angesehen würde, wenn man erfuhr, daß er wegen einer Frau sein Fleisch kasteite. Die lieben Mitmenschen, glaubte er, die lieben Mitmenschen waren nun einmal so, wie sie waren, und wären geneigt, sich über einen Mitmenschen wie ihn halb totzulachen. In diesem Moment aber war die Versuchung, sich einer wohlwollenden Freundin anzuvertrauen, zu stark für ihn.
      »Sie sagt, ich sei zu dick und die Verlobung werde platzen, wenn ich nicht abnehme. Sie sagt, daß sie es entschieden ablehnt, mit jemandem vor den Altar zu treten, der aussieht wie . . . nun, sie nahm in diesem Punkt durchaus kein Blatt vor den Mund. Sie kennen ja die Frauen, besonders diese Sportlerinnen, die über Tennisplätze sausen und ›Vierzig Null‹ rufen und so weiter. Sie schwärmen alle für das Lange, Sehnige, bis aufs letzte Gramm Durchtrainierte. Die ganze Sache ist natürlich verdammt lächerlich. Ich habe es ihr ganz klar gesagt. ›Meine Güte, altes Mädchen, was soll das alles? Ich habe doch nicht die Absicht, beim Sechstagerennen oder einer anderen Sportveranstaltung mitzumachen‹, aber sie war durch kein Argument umzustimmen. Sie hat gesagt, solange ich nicht aufhöre, einem Fesselballon zu ähneln, der jeden Moment in die Wolken aufsteigen wird, werden die Hochzeitsglocken nicht für uns läuten. Sie sagte, sie lache ebenso gerne wie alle anderen Frauen, aber es gäbe Grenzen. Ich zitiere sie übrigens wörtlich.«
      »Du meine Güte!«
      Da er einmal angefangen hatte, sein Herz auszuschütten, kamen die Worte Sir Gregory immer leichter von den Lippen. Seine Gastgeberin betrachtete ihn mit weit aufgerissenen Augen, in denen zu lesen war: In Wahrheit, seltsam! Wunderseltsam! Und rührend war's! Unendlich rührend war's!, und Sir Gregory überkam so etwas wie Othellos leichte Zungenfertigkeit, die diesen bei ähnlicher Gelegenheit befähigt hatte, aus seinen Mißgeschicken eine spannende Geschichte zu machen.
      »Das Fazit ist jedenfalls: keine Butter, kein Zucker, kein Brot, kein Alkohol, keine Suppen, keine Soßen, ich darf nicht einmal eine einzige Kartoffel essen. Und das ist noch nicht alles. Sie hat eine ganze Liste von verfixten Übungen für mich aufgestellt. Morgens aufstehen. Tief einatmen. Zehen berühren. Leichtes Frühstück. Kräftiger Spaziergang. Ein oder zwei Bäume fällen. Leichtes Mittagessen. Noch ein kräftiger Spaziergang. Das ist der, den ich gerade gemacht habe, und nun muß ich aus eigener Kraft mit dieser Blase am Fuß irgendwie wieder nach Hause kommen . . . Aber nein«, sagte Sir Gregory, indem er seine ganze Männlichkeit zu Hilfe nahm, »ich darf Sie nicht mit diesen Geschichten langweilen. Lassen Sie mich nur noch anmerken, daß ich die Hölle durchmache, bevor ich mich

Weitere Kostenlose Bücher