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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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anlegen und sich gehenlassen, bis ihm die Augen übergehen. Er erinnert sich der Tage, an denen er oft nicht wußte, wo sein nächstes Kotelett herkommen sollte, und läßt sich nieder, um Versäumtes nachzuholen. Das jedenfalls war mit Sir Gregory Parsloe geschehen. Nur ein eiserner Wille hätte ihn davor bewahren können, Übergewicht in enormen Mengen anzusetzen, und er besaß keinen eisernen Willen. Tag für Tag war er auf jede nur erdenkliche Weise fetter und fetter geworden.
      Vor dem Fenster des Morgenzimmers glänzte die Terrasse in
    der Nachmittagssonne, an ihrem hinteren Ende jedoch spendete ein ausladender Baum seinen Schatten, und in diesem kühlen Winkel war der Teetisch gedeckt worden. Lady Constance saß an dessen Kopfende und las einen Brief. Sir Gregory überkam der zwingende Wunsch, sich ihr zuzugesellen. Nach seinem mörderischen Dreimeilenmarsch war nämlich eine Tasse Tee gerade das, was er am dringendsten benötigte.
      Er machte sich also zur Terrasse auf, wobei er ein wenig hinkte, denn er hatte eine Blase am rechten Fuß. Man hätte annehmen können, daß seine Gedanken bei der bevorstehenden Erfrischung waren. So war es aber nicht. Vor ein oder zwei Wochen hatte Sir Gregory sich nämlich mit einem Mädchen namens Gloria Salt verlobt, und an sie dachte er. Sollte irgend jemand glauben, das sei ein rührender Zug an ihm, müssen wir widerwillig hinzufügen, daß er voller Bitterkeit an sie dachte und nahe daran war, den verrückten Moment zu bedauern, als er von ihrer strahlenden Schönheit überwältigt zu ihr gesagt hatte: »Ich wollte sagen, altes Mädchen . . . hm . . . wie wäre es, hm, was?« Es wäre vielleicht zu viel zu sagen, daß ihm bezüglich Gloria Salt die Schuppen von den Augen gefallen waren, aber fraglos hatte er in den letzten Tagen bestimmte Aspekte ihres Charakters erkannt, die ihren Charme erheblich minderten.
      Als sie seiner am Horizont ansichtig wurde, legte Lady Constance den Brief, den sie gerade gelesen hatte und der mit einer ganzen Reihe anderer mit der Nachmittagspost gekommen war, beiseite und begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln. Im Unterschied zu ihren Brüdern Clarence und Galahad mochte sie diesen Mann.
      »Wirklich, Sir Gregory«, sagte sie gastfreundlich strahlend, »wie nett, Sie zu sehen. Ich habe Sie gar nicht vorfahren hören.«
      Sir Gregory erklärte, daß er zu Fuß von Matchingham Hall gekommen war, und Lady Constance zwitscherte vor Erstaunen über diese Heldentat.
      »Du meine Güte! Sind Sie nicht total erschöpft?«
      »Es würde mir nicht schlecht tun, mich ein wenig auszuruhen. Ich habe eine Blase am rechten Fuß.«
      »Oh je! Wenn Sie nach Hause kommen, müssen Sie sie aufstechen.«
      »Ja.«
      »Mit einer Nadel.«
      »Ja.«
      »Nicht mit einer Stecknadel. Nun, setzen Sie sich erst einmal, ich werde Ihnen eine Tasse Tee einschenken. Möchten Sie ein Teebrötchen?«
      Sir Gregory nahm das Teebrötchen, gab ihm einen langen, merkwürdig traurigen Blick, seufzte und legte es auf den Teller zurück. Lady Constance nahm ihren Brief wieder auf.
      »Von Gloria«, sagte sie.
      »Oh«, sagte Sir Gregory in sehr vorsichtiger Weise wie jemand, der sich noch keine genaue Meinung über Gloria gebildet hatte.
      »Sie schreibt, daß sie übermorgen mit dem Auto hierherkommt und daß mit dem Sekretär alles in Ordnung geht.«
      »Wie?«
      »Für Clarence. Sie erinnern sich doch? Sie sagten, Sie würden Gloria anrufen und sie bitten, einen Sekretär für Clarence ausfndig zu machen, bevor sie London verläßt.«
      »Ach ja. Und sie hat einen gefunden? Das ist gut.«
      Das war eine Nachricht, die Lord Emsworths ohnehin sehr niedergeschmettertes Gemüt noch weiter niedergeschmettert hätte, wäre er dagewesen und hätte er sie gehört. Connie pfegte stets gräßliche, bebrillte junge Männer mit bucklig gewölbter Stirn und guten Kenntnissen der Stenografe dazu zu ermuntern, das Schloß heimzusuchen und ihm das Leben zur Hölle zu machen, aber seit dem Weggang des letzten war ein solch langer Zeitraum verstrichen, daß er gehofft hatte, die Krankheit sei abgeklungen.
      »Sie sagt, daß sie genau den richtigen Mann kennt.«
      Auch das hätte Lord Emsworth in seinen Grundfesten erschüttert. Das letzte, was er auf seinem Grund und Boden zu sehen wünschte, war nämlich etwas, was als genau der richtige Mann bezeichnet werden konnte. Dieser Ausdruck beinhaltete, daß man ihn ständig

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