Schweineblut
nachgefragt. Sie hat nur bemerkt,
dass Voogt recht still gewesen ist. Die beiden haben dann bis gegen 18.30 Uhr Unterlagen durchgearbeitet, die ihr Chef für
Anträge und Genehmigungsverfahren dringend gebraucht hat. Von der Brauerei aus
ist Voogt direkt zum Schweineblut-Abend gefahren. Der Wirt hat mir seine
Ankunftszeit bestätigt. Er stand nämlich auf dem Parkplatz, als Voogt
›angeschossen‹ kam, wie er sich ausdrückte. Wenn ich diese Zeit mit der Abfahrtszeit
vergleiche, die Renate Pesch mir genannt hat, muss Voogt tief geflogen sein.
Ich habe daraufhin sämtliche Starenkästen auswerten lassen, die an der Strecke
stehen. Und siehe da, Voogt ist tatsächlich geblitzt worden. Er war allein im Auto.
Wenn ihr das Foto sehen wollt …«
Frank und Ecki winkten ab.
»Also, insgesamt war es ein stinklangweiliger Arbeitstag im Leben
des Michael Voogt. Mit der Aussicht auf einen schönen Abend mit seinen Kumpeln
aus der Bruderschaft. Was wir nicht wissen: Was hat Michael Voogt zwischen,
sagen wir, 15.15 Uhr und 17 Uhr gemacht?«
»Gute Arbeit, Bean.« Frank streckte sich. »Und du hast schon die
richtige Frage gestellt.«
»Du meinst, ich soll weitermachen?«
»Willst du nicht?«
»Doch.«
»Was ist es dann?«
»Ich meine, ich könnte mich auch im KK 14 umhören. Ich habe läuten gehört, dass ihr nicht
ganz zufrieden seid mit der Kommunikation.« Bean sah Frank erwartungsvoll an.
»Nein, Bean, mir ist es lieber, du tust deine Arbeit hier.«
»War ja nur eine Idee.«
»Hast du eine Vermutung, wo Voogt gewesen sein könnte?«
»Rein von der Entfernung her könnte er theoretisch bis Köln gefahren
sein. Oder bis Eindhoven.«
»Eindhoven? Gar nicht so blöd.« Frank nickte. »Voogt könnte in
Holland gewesen sein. Vielleicht hat er aber auch nur Kamphausen getroffen.«
Ecki machte ein nachdenkliches Gesicht. »Gibt’s so einen Tagesablauf eigentlich
auch schon für Kamphausen?«
Bean schüttelte den Kopf.
»Sollten wir aber machen. Wenn wir bei ihm auch eine Lücke im
Tagesablauf finden, könnten die beiden zusammen gewesen sein. Bean, könntest du
dich darum kümmern?« Frank sah seinen Kollegen an.
»Das wird aber dauern. Mein Tag hat auch nur 24 Stunden.«
»Fang einfach an.«
»Frank?« Lisa streichelte Franks Arm.
»Hm?« Frank war fast eingeschlafen. Er hatte Kopfschmerzen.
»Frank, meinst du, wir werden doch noch einmal ein Kind zusammen
haben?«
»Wenn der Arzt nichts dagegen hat, schon.«
»Ich möchte wissen, ob du das willst.«
»Aber doch nicht mitten in der Nacht.«
»Bitte, Frank, wir müssen reden.«
»Lisa, wie oft soll ich dir das denn noch sagen? Ich liebe dich, und
ich möchte ein Kind mit dir haben.«
»Wie das klingt, wenn du das sagst.«
Frank setzte sich halb auf. »Schau, Lisa. Die letzten Monaten waren
sehr grausam, für uns beide. Und ich möchte nicht, dass du dich länger quälst.
Aber ich habe im Augenblick eher das Gefühl, dass du dich bewusst quälen
willst. Was habe ich falsch gemacht, dass du mir nicht mehr glaubst?«
»Ich spüre dich nicht. Was ist passiert, Frank? Hast du eine andere
Frau, die du liebst?«
Frank fasste ihre Hand. »Nein, das habe ich nicht.« Er zögerte,
bevor er weitersprach. »Es ist nur so, dass ich zu wenig Zeit gehabt habe, um
über uns und unser Leben nachzudenken. In der ersten Zeit war das auch gut so, da
wollte und musste ich mich ablenken. Und jetzt fehlt mir ein bisschen der
Freiraum, um mir über unser Leben klarzuwerden.«
»Aber ich gebe dir doch den Freiraum.« Sie entzog ihm ihre Hand.
»Das hat nichts mit dir zu tun, Lisa. Das hat mit meinen Fällen zu
tun, die mich nicht loslassen.«
»Machst du dir Sorgen um Viola?« Lisa flüsterte fast.
»Wieso fragst du mich das?«
»Ich spüre doch, dass Viola dir wichtig ist.«
Frank suchte ihre Hand. »Viola ist mir wichtig als Kollegin. Und
nicht als Frau. Das musst du mir glauben.«
»Dann ist es gut. Frank, werden wir wieder ein Kind haben?«
»Das werden wir, Lisa. Das werden wir.«
—
Cengiz lehnte sich vertrauensvoll über den Tresen. »Seit
drei Tagen sind die Zeitungen voll mit den Drogengeschichten. Sind Ihre Kollegen
einer großen Sache auf der Spur, Herr Kommissar?«
»Cengiz, du weißt, dass ich nicht über meine Arbeit sprechen darf.«
Frank drehte sich demonstrativ um, so als befürchte er, belauscht zu werden.
»Aber dir darf ich es ja sagen: Ja, wir jagen einen Drogenboss. Kolumbien, sage
ich nur. Aber jedes weitere Wort wäre tödlich. Es ist
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