Schweineblut
kennen, Michaela.« Sein Lachen
brach abrupt ab.
Sie sah ihn an. Aus seinem Gesicht war jeder freundliche Zug mit
einem Schlag verschwunden. Seine Augen wurden dunkel. Ein Blick, der ihr
tatsächlich Angst machte.
»Ich wollte dich nicht auslachen. Aber es ist so absurd. Du traust
mir ein Verbrechen zu? Wie wenig habe ich dir bisher von mir erzählt, dass du
so denkst? Nein, ich kann dich beruhigen, ich bin kein Waffenhändler, der an
den Kriegen in der Welt sein Geld verdient. Da gibt es weitaus einfachere und
ungefährlichere Möglichkeiten.«
»Die da wären?«
»Du gibst wohl nie auf, was?«
»Hartnäckigkeit gehört zu meinem Beruf.«
»Du bist, ich kann es auf Deutsch nicht anders ausdrücken, Michaela,
du bist so unbedingt. Ja, unbedingt.«
»Meinst du, konsequent?«
»Ja, aber das trifft es nicht ganz.«
»Also, machen wir weiter im heiteren Beruferaten?« Viola Kaumanns
streckte ihr Hand nach van Bommel aus. Wie konnte ein Mensch mit so weichen
Händen schreckliche Dinge tun?
»Ich handele mit Dünger. Aber das sagte ich dir doch schon.«
»Und was ist daran so geheimnisvoll?«
»Es gibt keine Geheimnisse, wie du es nennst. Du musst nur die
Gesetze kennen, die in der EU herrschen. Und die sind kompliziert. In einem
Land ist ein Stoff erlaubt, der in einem anderen verboten ist. Obwohl er beste
Erträge garantiert. Aber es gibt immer wieder Wissenschaftler, zum Beispiel in
Deutschland, die daran zweifeln, dass der Dünger für Menschen unschädlich ist.«
»Du handelst mit illegalem Dünger?« Sie versuchte, unaufgeregt zu
wirken.
»Das klingt so negativ. Sagen wir, ich versorge die Menschen mit
Hilfsmitteln, die ihre Arbeit leichter machen.«
»Daran ist doch nichts Schlechtes.« Viola zog erstaunt die
Augenbrauen hoch. »Wobei, na ja, es gibt natürlich schon extreme Sachen.« Sie
wollte van Bommel nicht in eine Verteidigungshaltung drängen, dann hätte er
sicher sofort dicht gemacht. Außerdem war es nicht ratsam, wenn sie weiterhin
seine »Freundin« bleiben wollte.
»Du lernst wirklich schnell. Es ist so: Ich verkaufe nur. Wie viel
davon auf den Feldern landet, ist nicht mein Bier. Die Bauern sollten sich in
den Mengenverhältnissen auskennen. Sonst arbeiten sie im falschen Beruf. Und,
ich betone es noch mal, die Chemikalien werden völlig legal hergestellt. Ich
sorge nur für den Transport zum Abnehmer.«
»Und davon gibt es viele?«
»Ich komme mit den Lieferungen kaum nach.«
»Wo hast du denn deine Firma?«
»Du bist wirklich süß. Ich brauche keine Gebäude und keine
Lastwagen.« Er klopfte auf seine Jackentasche. »Das ist alles, was ich brauche.
Ein Telefon, mehr nicht. Du musst nur alles geschickt organisieren. Es gibt
immer den einen oder anderen LKW-Fahrer, der für dich mal diese oder jene
Palette mit über die Grenze nimmt. Du musst nur wissen, wer was wann braucht
und wo du es besorgen kannst.«
»Interessant. Alle Achtung. Und dazu muss man sich nur in den
Gesetzen der EU auskennen?« Hoffentlich schnitten die Kollegen ihr Gespräch
mit.
»So ist es. Das ist alles. Und ganz einfach.«
»Und wie viele Leute arbeiten für dich? Wenn du keine Firma und kein
Lager hast?«
»Jeder Mitwisser ist zu viel. Ich habe nur eine Handvoll, denen ich
vertraue und die mir trauen. Das ist mein größtes Kapital, meine
Zuverlässigkeit.«
»Toll. Wie lange machst du das denn schon?«
»Oh, schon fast zehn Jahre. Ich habe erst viel Lehrgeld zahlen
müssen. Aber mit den Jahren ist es besser geworden. Und jetzt kommt Südeuropa
dazu.«
»Deine Zuversicht ist ansteckend.«
»Du bist nicht schockiert?«
»Warum sollte ich das sein?«
»So gefällt mir mein Mädchen.« Er sah sie zärtlich an.
Ich bin nicht dein Mädchen, fluchte Viola innerlich. »Hast du daran
gezweifelt, dass ich dich verstehen würde?«
»Nein. Du bist aus dem gleichen Holz wie ich. Du willst auch deine
Freiheit und ein sorgenfreies Leben. Mit mir hast du beides.«
»Ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen.«
Die Kellnerin trat an ihren Tisch. »Haben Sie noch einen Wunsch?«
Van Bommel winkte ab.
»Meinen Wunsch kennst du.« Van Bommel sah Viola an.
»Bald. Bestimmt.«
»Ich kann es kaum erwarten.« Van Bommel seufzte laut. »Was machen
wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?«
»Ich bin müde. Ich würde gerne nach Hause fahren.«
»Michaela, wenn ich dich …« Marco van Bommel wollte weitersprechen,
aber seine Aufmerksamkeit wurde durch laute Geräusche abgelenkt. Neugierig
drehte er sich
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