Schweineblut
nicht
jeder Mann aufbringen. Du bist schon etwas Besonderes für mich.« Es war
schneller raus, als sie denken konnte.
»Ist doch selbstverständlich.« Van Bommel klang gönnerhaft.
Viola sah sich vorsichtig um. Sie suchte den Kollegen, der zu ihrer
Sicherheit als Kellner eingesetzt war.
»Ist etwas nicht in Ordnung, Liebes? Suchst du jemanden?«
»Nein, ich finde nur, das Hotel hat seine beste Zeit auch schon
hinter sich. Allein die Möbel! Völlig abgenutzt.«
»Du hast recht, das Hotel ist längst nicht mehr erste Wahl. Aber es
hat den unbestreitbaren Vorteil, dass es verkehrsgünstig liegt.«
»Willst du mir nicht doch erzählen, was dich bedrückt? Beruflich,
meine ich. Du hast großen Kummer, stimmt’s?«
Marco van Bommel sah Viola lange schweigend an.
»Okay, ich habe verstanden.«
»Nein, Michaela, das ist es nicht.« Van Bommel unterbrach sich und
suchte mit seinen Augen das Restaurant ab, bevor er weitersprach. »Es ist nur,
du wirst nicht verstehen, was ich dir erzählen könnte. Es ist sicher jenseits
deiner Vorstellungskraft. Außerdem möchte ich dich nicht mit diesen Dingen
belasten.«
»Schatz, die Probleme und Sorgen des anderen zu kennen gehört doch
zu einer Beziehung dazu.«
»Schatz, du hast ›Schatz‹ zu mir gesagt.«
»Habe ich das?« Viola Kaumanns tat erstaunt.
»Du machst mich wirklich glücklich.«
»Das ist schön. Wir werden das Leben genießen.« Nur nicht zusammen,
dachte Viola.
»Das klingt wie ein Versprechen auf einen Traum, der nie zu Ende
gehen soll. Michaela, nichts wird uns trennen können. Und, ja, die Geschäfte,
die ich mache, haben nichts mit uns zu tun. Das musst du trennen. Versprich mir
das.«
»Du machst mich wirklich neugierig.« Viola hielt den Atem an. Jetzt
nur keinen Fehler machen.
»Eigentlich ist es ganz einfach, Michaela.« Van Bommel wollte weitersprechen,
doch stattdessen griff er nach seinem Mobiltelefon, das in seiner Jackentasche
steckte und offenbar auf ›lautlos‹ eingestellt war. Er sah auf das Display und
stand auf. »Entschuldige mich einen Augenblick.« Bereits im Weggehen nahm er
das Gespräch an.
Nach ein paar Minuten setzte sich Marco van Bommel wieder an ihren
Tisch.
»Wichtige Geschäfte?«
»Oh ja. Das kann man wohl sagen. Und die Nachrichten sind
ausnahmsweise einmal positiv. Sehr sogar.«
»Erzählst du sie mir?«
»Du bringst mir Glück. Ich habe gerade mit Athen telefoniert. Ich
übernehme das Südeuropageschäft. Und dich nehme ich mit.«
»Du willst Deutschland verlassen?«
»Ich muss. Aber es ist ja nicht für ewig. Ich, nein, wir werden viel
unterwegs sein. Eine Woche Athen, drei Wochen Palermo, Rom, Mailand, Genf. Dann
wieder Athen, dazwischen wieder Mönchengladbach, Amsterdam. Wir werden in den
feinsten Hotels absteigen. Heiligabend an der Akropolis. Wunderbar.«
»Marco, langsam. Ich kann hier nicht so einfach weg. Ich habe einen
Dienstplan. Die Patienten brauchen mich. Ich habe meine Familie hier.«
»Dann kündige. Wir werden genug Geld haben. Mehr, als wir jemals
ausgeben können. Wir sind frei!«
Wenn sie Mönchengladbach, wenn sie den Niederrhein verlassen würde,
wäre sie van Bommel hilflos ausgeliefert.
»Michaela, ich liebe dich.« Van Bommel sah sie an.
In seinem Blick war Hoffnung, aber auch eine Spur Trauer.
»Ich liebe dich wirklich.«
»Marco, womit verdienst du das viele Geld?«
»Ist das denn so wichtig?«
»Ja. Ich kann keinem Mann folgen, von dem ich nicht viel mehr als
seinen Namen weiß.«
»Geld macht mich unabhängig. Und Unabhängigkeit macht mich
glücklich.«
»Und, woher kommt das Geld?«
Marco van Bommel zögerte lange, bevor er sprach. »Es gibt Dinge, die
andere Menschen brauchen. Und die liefere ich ihnen. Das bezahlen sie mir gut,
sehr gut sogar. Ich bin so etwas wie ein Dienstleister für besondere Ansprüche.«
»Das klingt sehr abstrakt, Marco. Das macht mir ein bisschen Angst.
Verkaufst du Waffen?«
Sie zuckte zusammen, als van Bommel laut loslachte. »Waffen?
Michaela, nein, um Himmels willen, doch keine Waffen. Was denkst du von mir?«
Was bin ich nur für ein Idiot! Van Bommel lachte zu Recht. Dümmer
hätte sie sich nicht anstellen können.
Sie versuchte, in sein Lachen einzufallen, aber es gelang ihr nicht.
»Ich und Waffen?«
Viola sah sich um. Die Leute schauten schon zu ihnen hin.
»Hör zu, Marco, ich … es tut mir leid. Ich wollte dich nicht
beleidigen. Ich … ich bin nur so schrecklich unsicher.«
»Du solltest mich mittlerweile besser
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