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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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geschlagen.«
    »Mein Vater soll Michael erstochen haben?«
    »Können Sie das wirklich ausschließen?«
    »Kann ich eine Zigarette haben?« Barbara Thofondern sah auf ihre
Hände, in denen sie feuchte Taschentücher hielt.
    Renate Pesch stand am Fenster und beobachtete das Treiben
auf dem Hof. Vier Arbeiter in dicken Winterjacken waren damit beschäftigt,
einen alten Zunftbaum aus Metall auf einen Anhänger zu laden. Böhling hatte ihr
erzählt, dass der Metallmast auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Hannen
aufgetaucht war und nun restauriert werden und der eigenen Brauerei als Marken-
und Werbezeichen dienen sollte.
    Renate Pesch sah Melanie Mestrom an, die ebenfalls neugierig auf den
Hof hinaussah. »Hast du nichts zu tun, MM?«
    »Ist ja schon gut.« Melanie Mestrom setzte sich wieder an ihren
Platz. RP hasste nichts mehr als Untätigkeit. Dabei war sie doch schon so gut
wie fertig. Die alte Zicke sollte sich mal bloß nicht so haben.
    »Ich möchte mal wissen, was die euch auf der Berufsschule in Sachen
Arbeitsmoral beibringen oder, besser, nicht beibringen. Also, MM, ist dir was
aufgefallen?« Sie sah die Auszubildende an, als sitze die junge Frau in einer
Abschlussprüfung.
    Melanie Mestrom hasste es, wenn Renate Pesch sie nur mit ihren
Anfangsbuchstaben ansprach. Aus Rache nannte sie Renate Pesch deshalb auch nur
›RP‹. Aber nur für sich. Seit Renate Pesch zur Chefsekretärin und zu was sonst
noch aufgestiegen war, benahm sie sich nämlich wie eine Gutsherrin.
    Was Böhling bloß an ›RP‹ fand, dachte Melanie Mestrom. Besonders
hübsch war sie nicht. Eher der Typ spätes Mädchen, hätte ihre Mutter wohl zu
dieser Erscheinung in Rüschenbluse und kariertem Rock gesagt. Wobei RP, das war
auch Melanie Mestrom nicht verborgen geblieben, seit einigen Tagen eine gewisse
Verwandlung durchgemacht hatte. Ihre Röcke waren kürzer als früher, die Farben
ihrer Kleider frischer und vom Stil her nicht mehr ganz so langweilig.
    »Starr keine Löcher in die Decke, MM. Ich habe dich was gefragt.
Oder bist du schon im Weihnachtsurlaub?«
    »Nö. Alles im grünen Bereich.« Fehlte jetzt nur noch, dass RP ihren
Standardspruch losließ.
    »MM, denk dran, Lehrjahre sind keine Herrenjahre!«
    »Ja ja.«
    »Also?«
    »Ich habe nichts Ungewöhnliches gefunden.« Ihr Handy vermeldete eine
SMS, aber Melanie Mestrom traute sich nicht nachzusehen. Sie würde dazu zum Klo
gehen müssen.
    »Brennt das Handy in deiner Tasche?« Renate Pesch sah Melanie
Mestrom halb spöttisch, halb missbilligend an.
    »Ich hab meine Tage.«
    »So genau wollte ich das jetzt auch nicht wissen.«
    Melanie achtete nicht weiter auf Renate Pesch und griff nach ihrer
Handtasche, um wortlos das Büro zu verlassen.
    Renate Pesch öffnete ihre Schreibtischschublade und zog ihr
Mobiltelefon hervor. Mit ihrem Daumen wischte sie über das Display und ließ
sich dann ihre gespeicherten SMS anzeigen. Sie klickte sich durch bis zu der
kurzen Nachricht, die sie vor zwei Tagen bekommen hatte: Essen
wir Donnerstag Abend zusammen? Es gibt viel zu besprechen. LG .
Sie war versucht, das Handy an ihre Brust zu drücken.
    Sie wollte noch einmal das schon verschüttet geglaubte Gefühl
beschwören, für jemanden wichtig zu sein. Im Grunde hatte sie damit längst
abgeschlossen.
    Renate Pesch seufzte. Sie zog die Unterlagen zu sich herüber, an
denen MM gearbeitet hatte. Sie würde die Berechnungen der Mestrom sowieso noch
einmal überprüfen müssen. Die jungen Leute heute hatten nicht mehr den Hauch
von Verantwortungsbewusstsein.
    »Ist was nicht in Ordnung?« Melanie Mestrom ließ ihre Handtasche
vernehmlich auf den Boden neben den Schreibtisch fallen.
    »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Und du weißt, dass das
jetzt nötiger denn je ist, nach der Sache mit Michael.«
    Melanie Mestrom setzte sich. »Wie hat er das angestellt mit den
Abrechnungen? Ich verstehe das nicht.« Sie hatte mehrere Monate in seiner
Abteilung gearbeitet.
    »Das kommt davon, wenn man nicht genau hinsieht. Er muss Hilfe im
Neusser Labor gehabt haben.«
    »Das muss doch auffallen.«
    »Ich sage ja, die Kontrolle hat gefehlt.«
    »Ob jemals herauskommt, wer in Neuss gemeinsame Sache mit ihm
gemacht hat?«
    »Der Chef hat mit denen gesprochen, aber nichts erfahren.«
    »Ist ja auch egal. Jetzt ist Herr Voogt sowieso tot.« Melanie
Mestrom flüsterte. »Ob das mit den Abrechnungen zu tun hat?«
    »Wenn es so wäre, hätte die Polizei das längst herausgefunden. Wenn
du dir doch nur bei

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