Schweineblut
Leute kann er nicht einsetzen. Sie sind in der Szene zu bekannt.
Das würde nicht funktionieren.«
»Weiß Kuhnert, dass du hier bist?«
»Nein.«
»Findest du nicht, du hättest erst mit ihm reden sollen?«
»Er muss es ja nicht erfahren.«
»Hör gut zu, Frank Borsch. Ich kann und werde auf mich aufpassen. In
jeder Situation.«
»Und ich werde ihn umbringen, wenn er dir etwas antun sollte.«
»Ich werde ihn selbst erschießen, wenn er mir zu nahe kommen
sollte.« Viola streckte sich. »Aber so weit sind wir noch nicht. Erzähl mir,
was ihr über van Bommel wisst.«
»Nicht viel. Er ist Niederländer, Mitte dreißig. Nach außen jemand
mit guten Manieren. Van Bommel ist in Almelo aufgewachsen, mit 17 von zuhause abgehauen und in
der Amsterdamer Türsteherszene gelandet. Er soll ein paar Jahre in Frankfurt
gelebt haben, deshalb spricht er gut Deutsch. Ein Mann mit vielen Verbindungen,
smart, aber skrupellos und von einer Brutalität, die nicht zu seiner gepflegten
Erscheinung passt. Soweit wir wissen, hat er sich die Legende eines
erfolgreicher Unternehmers zugelegt, der im internationalen Agrargeschäft sein
Geld macht. In Wirklichkeit verkauft er illegale Düngemittel im großen Stil und
betreibt einen ausgeklügelten Handel mit Cannabispflanzen. So gesehen ist er in
der Tat im Agrargeschäft.« Frank lächelte gequält. »Und er soll eine Schwäche
für schöne Frauen haben.«
»Welcher Mann hat die nicht?«
»Bitte, Viola, lass den Job jemand anderen machen.«
»Mit wem arbeitet er zusammen?«
»Er soll eine Truppe aus üblen Schlägern um sich versammelt haben.
Seine Vertrauten und zugleich lebensgefährliche Leibwächter. Bestes Beispiel
ist Uferkamp. Er hat buchstäblich seinen Kopf verloren, weil er ihn zu tief in
die falschen Angelegenheiten gesteckt hat.«
»Bemüh dich nicht, Frank. Du machst mir keine Angst.«
Frank sagte nichts und sah zu Boden.
»Ich glaube eh nicht, dass wir an van Bommel so ohne Weiteres
herankommen werden. Wie soll das gehen?«
»Kuhnert und Schrievers haben über ihre Quellen erfahren, dass van
Bommel sehr wohl regelmäßig diesseits der Grenze unterwegs ist. Er hat eine
Schwäche für alte Autos, und er interessiert sich für Kunst.«
Sie versuchte, ihr T-Shirt bis über die Knie zu ziehen.
»Ist dir kalt?«
»Nein. Willst du jetzt ein Bier?«
»Hör auf damit, Viola, ich kann das nicht verantworten.«
»Ja?« Sie sah ihn erwartungsvoll an.
»Ich meine die Gefahr, dass dir etwas passiert. Ich brauche jetzt
was mit mehr Soul.« Er versuchte auf halbwegs neutralen Boden zurückzukommen.
»Was hältst du von Shemekia Copeland, Turn the Heat Up ?«
Viola legte die CD ein und verschwand in der Küche.
»Ich mag Shemekia sehr.« Viola stand in seinem Rücken und drückte
mit beiden Daumen gegen den Flaschenverschluss, der mit einem lauten Plopp! aufsprang.
»Und ich wundere mich jedes Mal, dass du dich für Blues
interessierst.«
»So gefällst du mir schon viel besser, Frank.«
Die beiden standen sich einen Augenblick lang unschlüssig gegenüber.
»Hast du das gestern Abend gehört?« Ecki sah Frank an.
»Was meinst du?«
»Na, die Meldung im WDR. Über den Drogenfund. Schrievers hat schon
angerufen. Seine Limburger Kontaktleute haben erzählt, dass es Hinweise darauf
gibt, auch van Bommel habe die Finger im Spiel gehabt. Aber wie immer gibt es
keine Beweise.«
»Abwarten, er wird einen Fehler machen.«
»Wir müssen gleich zu Kuhnert.«
»Ist Viola schon da?«
»Keine Ahnung, ich dachte, du wüsstest das.«
»Ich habe sie noch nicht gesehen.«
»Wir werden schon dafür sorgen, dass ihr nichts passiert.«
»Ich habe doch gar nichts gesagt.«
»Aber gedacht.«
Das Telefon klingelte.
»Eckers?« Ecki zog die Stirn in Falten. »Gut, in zwei Minuten.« Ecki
legte den Hörer wieder auf. »Das war Linder. Sie haben den PC von Barbara
Thofondern geknackt. Komm.«
Torsten Linder drehte sich nicht um, als sie eintraten. »Seht euch
das an.«
Frank und Ecki stellten sich neben den Kriminaltechniker.
»Na, was sagt ihr dazu?«
Die beiden Ermittler sahen zwischen die Beine einer Frau. Die
Qualität der Großaufnahme war einigermaßen gut, die Einstellung vielleicht
etwas unscharf, das Licht nicht ganz perfekt. Von der Umgebung aber war wenig
zu sehen. Eigentlich nur ein zerknittertes Laken und eine dunkle Überdecke, die
an die Seite geschoben war.
»Was soll daran so interessant sein?« Frank hatte bereits genug
gesehen.
»Dass so etwas auf dem PC
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