Schweineblut
Klappe
halten, Frank? Ich kann für mich selber sprechen.«
Frank merkte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.
»Franks Einwände sind nicht ganz unberechtigt. Wie wollt ihr mich
schützen? Ich werde doch ohne Waffe sein.«
Jan Kuhnert räusperte sich. »Viola, du weißt selbst, dass es eine
hundertprozentige Sicherheit nicht geben kann. Wenn dir die Sache zu heiß ist,
kannst du sie ablehnen. Ich bin sicher, wir werden dann einen anderen Weg
finden.«
»Ihr serviert Viola auf einem Silbertablett.«
»Frank!« Viola Kaumanns sah Frank missbilligend an.
»Jetzt beruhig dich mal«, mischte sich auch Ecki ein.
»Ich soll mich beruhigen, wenn eine Kollegin aus meinem Dezernat als
Lockvogel herhalten soll? Für eine windige Sache, deren Ausgang niemand steuern
kann?«
Jan Kuhnert schüttelte den Kopf. »Du hast mich sicher missverstanden,
Frank, es geht doch nicht um einen Zugriff in der Ausstellung. Sondern darum,
dass van Bommel eine hübsche Besucherin trifft, die genau wie er ein Faible für
moderne Malerei hat und mit der er unter Umständen einen netten Abend
verbringen möchte.«
»Wie soll ich ihn ansprechen? Wer bin ich für ihn? Habt ihr euch für
mich schon eine Legende überlegt?« Die Kommissarin sah von Ina Weber zu Jan
Kuhnert und zu Böllmann.
»Nach unseren Informationen lebt er von seiner Frau seit zwei Jahren
getrennt. Seither hatte er mehrere Affären. Im Moment ist er angeblich solo.
Wir haben uns gedacht, dass du eine Studentin an der Hochschule Niederrhein
bist. Fachrichtung Design, mit großem Interesse an ungewöhnlicher Kunst und
ungewöhnlichen Typen. Du bist seit einem Jahr solo, hast dich von deinem Freund
getrennt, weil er ein Weichei ist, Student der Sozialpädagogik. Oder du bist
eine junge Assistenzärztin, die sich in ihrer knappen Freizeit für Malerei
interessiert; als Ausgleich zu ihrer entbehrungsreichen Arbeit im Krankenhaus.«
»Was ist, wenn er zu mir nach Hause will?«
»Auch daran haben wir gedacht.« Jan Kuhnert blätterte in den
Papieren, die vor ihm auf dem Tisch lagen. »Wir haben in einer Wohnanlage im
Rheydter Westen, die überwiegend von Studenten genutzt wird, ein kleines
Apartment angemietet. Eine Nichte von mir hat sich freundlicherweise bereit
erklärt, für die Dauer der Ermittlungen ihr Zimmer zur Verfügung zu stellen.
Echter geht’s nicht. Außerdem hat der Ort den Vorteil, dass er nicht anonym
ist. Van Bommel wird sich hüten, dort Ärger zu machen. Die Gefahr für ihn, dort
aufzufallen, ist einfach zu groß. Das Wohnheim und seine Bewohner sind so etwas
wie ein natürlicher Schutz für dich.«
»Was ist mit den angrenzenden Wohnungen?«
»Keine Sorge, Frank. Wir haben noch zwei Apartments angemietet, die
derzeit leer stehen.«
»Ich will dabei sein.« Was, wenn der Niederländer Sex mit Viola
wollte?
»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Du kannst dich ganz auf
deine eigenen Ermittlungen konzentrieren.«
»Ich will dabei sein.«
»Lieber Herr Borsch, Herr Kuhnert hat recht. Sie werden in der
Mordkommission dringend gebraucht. Ich bin jedenfalls nach dem Vortrag hier
überzeugt, dass Viola Kaumanns nichts passieren kann. Es ist riskant, das schon.
Aber Frau Kaumanns weiß, auf was sie sich in ihrem Beruf unter Umständen
einlassen muss. Ich, für meinen Teil, stimme dem Unterfangen zu. Wir haben die
einmalige Chance, einen international agierenden Straftäter zu überführen und
festzunehmen.« Der Staatsanwalt lächelte zufrieden.
Viola schwieg.
»Und wie lange soll das Theater dauern? Eine Woche, einen Monat, ein
Jahr?« Frank war mittlerweile ganz blass geworden.
»Das lässt sich nicht planen. Das weißt du doch selbst. Viola muss
erst einmal van Bommels Vertrauen gewinnen.«
Nun frag schon, ob Viola dazu auch mit van Bommel ins Bett gehen
soll, dachte Ecki.
»Nun, Frau Kaumanns, was sagen Sie zu unseren Plänen?« Böllmann
musterte die Kommissarin.
Viola sah an Frank vorbei. »Jan, ich bin dabei. Ich will alles über
diesen van Bommel lesen. Sein Aussehen, seine Vorlieben, sein Lieblingsessen,
seine Lieblingsmaler, seine Marotten, seine Hobbys, wenn er welche hat, was
seine Aufpasser machen, wenn er alleine sein will. Einfach alles. Ich will ihn
besser kennen, als er sich selbst kennt. Dann bin ich bereit.«
Jan Kuhnert atmete hörbar aus.
Frank schüttelte stumm den Kopf.
Ralf Böllmann trommelte zufrieden mit den Fingern einen kurzen
Wirbel auf seinem Aktenkoffer. Der Tag entwickelte sich ganz nach
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