Schweineblut
Kö wirst du bestimmt was Hübsches für dich finden.«
»Danke, Marco, aber ich glaube nicht, dass mir nach den
Nachtdiensten nach Shoppen zumute sein wird.«
»Aber bald ist doch Weihnachten. Und zu Weihnachten kauft man sich
immer etwas Schönes. Besonders für Verliebte ist Weihnachten ein besonderes
Date.«
Ich könnte kotzen, dachte Viola. »So so.« Sie versuchte, neckisch zu
klingen.
»Ach, Michaela, ich kann mir ein Leben ohne dich kaum mehr
vorstellen. Dabei kennen wir uns erst so kurz.«
»Wie lange wirst du weg sein?«
»Oh, hast du schon Sehnsucht nach mir?«
Viola atmete tief ein. »Natürlich vermisse ich dich.«
»Der Ton in deiner Stimme sagt mir, dass du mich liebst. Michaela,
du bist mein schönstes Weihnachtsgeschenk.«
Viola meinte ihn förmlich durchs Telefon kriechen zu sehen.
»Aber ich bin schnell wieder bei dir, meine Süße. Und ich verspreche
dir, ich bringe dir etwas Schönes mit.«
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, welche Art Geschäfte das sind,
die dich so umtreiben. Hm, Marco.« Sie versuchte, eine laszive Note in ihre
Stimme zu bringen.
»Geschäfte halt. Dies und das. Ein bisschen Chemie, ein bisschen
Landwirtschaft, ein bisschen neue Medien.«
»Klingt spannend. Willst du mir nicht mehr davon erzählen?«
»Ich finde, Frauen sollten sich aus den Geschäften ihrer Männer
heraushalten. Das bringt nur Unglück.«
»Meinst du nicht, dass deine Ansichten etwas antiquiert sind?« Viola
war wütend, trotzdem gelang ihr ein Lächeln.
»Frauen haben in meinen Geschäften nichts zu suchen. Du kannst mein
Geld gerne ausgeben, aber beim Geldverdienen hältst du dich bitte raus.«
Marco van Bommel klang freundlich, aber sie hatte den scharfen
Unterton in seiner Stimme deutlich wahrgenommen. »Chemie. Der Mensch ist ja
auch ein interessantes chemisches Gemisch. Komm, Marco. Mich interessiert das.«
»Du bist wirklich hartnäckig. Hör zu, wenn ich Zeit und Lust habe,
werde ich dir vielleicht ein bisschen von meiner Arbeit zeigen. Jetzt muss dir
reichen, dass ich im Agrarhandel tätig bin. Ich kaufe und verkaufe – Düngemittel.«
»Und damit kann man so reich werden?« Viola Kaumanns legte viel
Bewunderung in ihre Stimme.
»Man muss nur die Mechanismen des Marktes kennen, wenn du verstehst.
Und der Markt ist groß. Meine Kunden sitzen in ganz Europa. Und auch in anderen
Teilen der Welt. Hier kaufen, da verkaufen. Mangel und Bedarf erkennen und dann
im richtigen Augenblick zur Stelle sein. Meine Produkte sind sehr gefragt.«
»Unglaublich. Und managst du ganz alleine?«
»Natürlich geht das nur, wenn man zuverlässige Mitarbeiter hat, so
wie Jan einer ist. Und man braucht zuverlässige Lieferanten und zuverlässige
Kunden.«
Immerhin ein Anfang, dachte Viola. Obwohl sie nicht den Eindruck
hatte, dass die Kollegen aus van Bommels Firmenphilosophie so etwas wie eine
Beweiskette würden basteln können. »Nimmst du mich mal mit auf Geschäftsreise?«
»Ich habe doch gesagt, dass ich Frauen nicht in meinen Geschäften
sehen will.« Van Bommel klang nun schon etwas gereizt.
»Entschuldige bitte. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
»Sei nicht böse, Liebes, so bin ich halt.«
»Wann fährst du?«
»Heute Abend noch. Sag, fahren wir über Weihnachten weg?«
»Ach, Marco, das weiß ich jetzt noch nicht.«
»Lass mich nicht zu lange zappeln, Michaela. Das liebe ich gar
nicht.«
»Das liegt aber nicht allein in meiner Hand, Liebster.« Sie biss
sich auf die Lippe. Sie war wohl nicht ganz bei Trost. »Du, ich komme gerade
aus der Dusche. Mir wird kalt.«
»Du bist nackt? Eine sehr aufregende Vorstellung.«
»Meld dich, wenn du wieder da bist. Ciao.« Entschlossen schaltete
sie ihr Handy aus. Sie wollte jetzt alleine sein.
Sie musste an Frank denken, verdrängte den Gedanken aber sofort
wieder. Lisa war zurück, und sie hatte kein Recht auf ihn. Besser, sie vergaß
ihn.
Am anderen Ende der Leitung hielt Marco van Bommel noch einen
Augenblick das Mobiltelefon in der Hand. Er hatte das Gefühl, dass diese Frau
ihm ebenbürtig war. Gerade ihr Widerstand war es, der ihn besonders reizte.
Bisher hatte er bei den Frauen in seinem Bett keine eigene Meinung toleriert.
Er lächelte. Michaela hatte sein Herz getroffen. Ein Gefühl, das er verloren
geglaubt hatte, ein Gefühl, das er genoss und das ihm Angst machte. Gefühle
konnte er sich in seinem Job eigentlich nicht leisten. Wer Gefühle zeigte, war
schon so gut wie tot.
»Chef?« Jan Vermeer legte seine Hand auf van
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