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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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hatten. »Dafür wird sie bezahlen.«
    Jan Vermeer wusste, was das zu bedeuten hatte. Sein Grinsen wurde
breiter.
    Jan Kuhnert fuhr an dem klotzigen Gebäudekomplex vorbei,
der hinter Otzenrath nach einer Kurve unerwartet auf der rechten Seite
auftauchte. Der Leiter des KK 14
nickte grimmig. Da also hatte sich die Ratte versteckt. In Pesch wendete er in
der ersten Seitenstraße und fuhr zurück.
    Klobig lagen die rotbraunen Backsteinquader und langgezogenen
Rechtecke wie eine neuzeitliche Befestigungsanlage unter dem kalten
Dezemberhimmel.
    Der gepflasterte Vorplatz vor dem bergfriedartigen Hauptgebäude war
verwaist. Auf der in den Boden eingelassenen Wiegefläche warteten keine
Traktorgespanne auf ihre Abfertigung. Der Parkplatz war ebenfalls leer. Im
Vorbeifahren war durch das mit Gitterstäben bewehrte Tor auch im rückwärtigen
Teil des Firmengeländes nichts Auffälliges zu erkennen.
    Jan Kuhnert fuhr bis in den ehemaligen Ortskern von Otzenrath zurück
und parkte unter der mächtigen Blutbuche, neben der noch bis vor Kurzem das
trutzige Oktogon von St. Simon und Judas Thaddäus gestanden hatte.
    Wie unendlich sinnlos, dachte er mit einem Anflug von Trauer, und
nur, weil ein Stromgigant Nachschub für seine Braunkohlenkraftwerke brauchte.
    Kuhnert sah sich um. Sein Auto würde nicht auffallen. Es herrschte
trotz der Tageszeit reger Verkehr. Auf den noch halbwegs intakten Dorfstraßen
waren die unterschiedlichsten Fahrzeuge unterwegs: der Werksverkehr des
Tagebaubetreibers, Neugierige, der Werksschutz, Pendler.
    Jan Kuhnert zündete sich eine Zigarette an. Als Kind war er oft in
Otzenrath gewesen, um seinen Vetter zu besuchen. Kuhnert drehte das Autoradio
lauter. Er musste nachdenken.
    Die Warengenossenschaft zwischen Otzenrath und Pesch wurde längst nicht
mehr als Umschlagplatz genutzt. Stattdessen hatten sich in dem weitläufigen
Hallenkomplex, mal nur kurz, mal für länger, Firmen aus den verschiedensten
Branchen angesiedelt. Eine Discothek und ein Swingerklub hatten sich auf dem
Gelände nur kurz halten können. Das hatte wohl vor allem an der
Vermietungspolitik der neuen Eigentümer gelegen, die sich angesichts der
unerbittlich heranrückenden Bagger nicht lange hatten binden wollen. Soweit
Kuhnerts Kontaktleute beim LKA das beurteilen konnten. Sie hatten ihm bei ihren
Treffen Listen mit Firmenprofilen, Adressen und Personen, Konten, umfangreiche
Lichtbildmappen und Telefonlisten gezeigt. In den Papieren waren immer wieder
dieselben Namen, Kontakte und Mobilfunknummern aufgetaucht, die auf ein
engmaschiges Netzwerk hinwiesen. Und auf einen Kopf, der dieses Netzwerk
umsichtig steuerte und bei Bedarf blitzschnell umstrukturierte: Marco van Bommel.
    Leider hatte Kuhnerts Verbindungsmann nicht alle Unterlagen
übergeben können. Dazu hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt. Denn er war bei
dem Verkehrsunfall in Brüggen ums Leben gekommen. Kuhnert drückte seine
Zigarette aus. Der Fall war immer noch nicht geklärt. Bisher hatte die
Untersuchung des Unfallautos keinen Hinweis darauf ergeben, dass die Bremsen
manipuliert gewesen waren. Und die Autopsie hatte keinen Beweis für eine
Vergiftung oder eine andere gewaltsame Todesursache geliefert. Sein Kontaktmann
hatte dummerweise wohl tatsächlich bei einem ganz normalen Verkehrsunfall sein
Leben lassen müssen. Oder es waren Experten am Werk gewesen. Leute aus den
niederländischen Spezialeinheiten.
    Kuhnert schaltete das Radio aus. Verärgert giff er nach seinem
Tabak. Er hatte zu lange gebraucht, um die fehlenden Informationen zu
beschaffen, sie auszuwerten und die Puzzleteile zusammenzufügen.
    Und zu allem Überfluss immer wieder dieser nervende Borsch! Hätte
der nicht nur Kaumanns’ Titten im Sinn, hätte er wunderbar mit ihm und Eckers
zusammenarbeiten können. Jetzt musste er die Sache eben allein zu Ende bringen.
    Jan Kuhnert fasste ans Schulterholster. Die Waffe war da.
Selbstverständlich. Das Gewicht der Pistole beruhigte ihn.
    Der Leiter des KK 14
schloss die Augen. Er musste sich konzentrieren. Der Landproduktehandel war das
ideale Versteck. Die Gebäude grenzten auf drei Seiten an freies Feld. Er würde
sich dem Versteck nur von der Straße aus nähern können. Und die würde wie das
ganze Areal sicher bewacht.
    Gegenüber dem Gebäudekomplex aus den Zwanzigerjahren lag eine
verlassene Lagerhalle, die früher einen Anschluss an das Schienennetz gehabt
hatte. Die Schienen waren ebenso verschwunden wie die kleine Abfertigungshalle
des Otzenrather

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