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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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feuchten Kehricht an. Lasst mich in Ruhe.«
    Schrievers stand auf. »Spinner.«
    »Ich bin weiter dabei. Sag das deinem Kumpel.«
    »Sag’s ihm selbst.«
    »Viola.«
    Die Stimme an ihrem Ohr lockte sie mit leisen Worten und dem warmen
Atem. »Du musst aufwachen. Und du musst essen. Wir werden eine Reise machen,
meine Liebe.«
    Sie wollte nicht atmen. Sie wollte nicht in das Leben zurückkehren.
Nicht in dieses Leben.
    »Komm, Liebes. Komm.«
    Viola spürte weiche Hände. Der Hauch seines Aftershaves verfing sich
in ihrem Geruchssinn und raste explosionsartig durch ihr Gehirn. Sie kannte
diese Hände, die jetzt, hart und rau wie Schmirgelpapier auf ihrem Körper
ruhten.
    Die Hände bewegten sich und rissen tiefe Furchen in ihre dünne Haut.
Bitte, lieber Gott, wenn es dich gibt, lass mich sterben. Bitte!
    Heiß drang sein Flüstern näher an ihr Ohr.
    »Ich will in deine Augen sehen.«
    Niemals!
    »Komm schon, ich spüre deinen Herzschlag. Er wird schnell und
schneller. Du kannst dich nicht verstellen.«
    Es kostete sie fast das Leben, ihre Augen zu öffnen. Zunächst sah
sie nichts. Dann blickte sie in zwei dunkle Augen, voller Zuneigung und Lust.
    »Ich habe dir zu essen gebracht. Und etwas zum Anziehen. Jan und die
anderen sollen dich nicht länger so sehen. Denn du gehörst mir. Endlich gehörst
du mir, Viola.«
    Marco van Bommel schloss ihre Fesseln auf.
    »Siehst du, Liebes, ich gebe dich frei. Du kannst aufstehen und
essen. Und nachher werde ich dich duschen und dir das Haar waschen. Auf dich
warten die schönsten Kleider, die ich für Geld kaufen konnte.«
    Sie schaffte es nicht einmal, ihre Beine zu schließen.
    »Lass dir Zeit. Wir haben Zeit. Nicht viel. Aber genug. Gleich hast
du es geschafft. Gib mir deine Hand.«
    Der Schrei kam tief aus ihrem Inneren. Er hatte nichts Menschliches.
    Mit aller ihr noch verbliebenen Kraft hatte sich Viola aufgebäumt
und van Bommel von sich gestoßen.
    Diese reflexartige Reaktion verblüffte ihn und lähmte seinen Körper.
Ungläubig sah Marco van Bommel Viola Kaumanns an, die nackt vor ihm stand und
mit unerwarteter Wucht gegen seinen Körper sprang. Im Fallen griffen ihre
harten Hände an seine Kehle und drückten zu. Er hörte das Splittern des Spiegels
nicht, der dabei zu Bruch ging.
    Ihre Fingernägel gruben sich in seinen Hals, er spürte den Schmerz,
mit dem sie ihre Knie in seinen Unterleib rammte. Er suchte Schutz vor dem
katapultartigen Schwung ihrer Bewegung, konnte aber seine Hände nicht
dirigieren. Hilflos ruderten seine Arme in einem Meer aus Schmerzen, Wut und ungläubigem
Staunen. Ihre Hände, ihre Beine, ihr Körper – eine einzige stählerne Zange.
    Viola Kaumanns war im Begriff, ihn zu töten. Seine Bewegungen wurden
schwächer. Bilder rasten in endloser Abfolge an seinem inneren Auge vorbei.
    Er griff nach Viola, aber seine Hände hatten keine Kraft mehr. Er
hörte nichts. Er spürte nichts. Er fühlte sich leicht, geradezu schwerelos.
    Etwas rüttelte an seinem Arm. Warum? Er wollte nur noch schlafen.
    Er sah vor seinen Augen rote und blaue Blitze, die in einem wild
wirbelnden Farbenmeer aufzuckten.
    »Chef.«
    Marco van Bommel verstand nicht.
    »Alles in Ordnung, Chef?«
    Van Bommel griff mit einer Hand an seinen Hals. Er schmerzte
höllisch. Sein ganzer Körper schmerzte.
    »Die Schlampe hat ihre Abreibung schon weg.«
    Marco van Bommel stöhnte, als er die Augen öffnete.
    »Schlampe?«
    »Die Polizeischlampe. Sie hat versucht, dich umzubringen, Chef. Mit
ihren Händen! Aber dafür wird sie büßen.«
    »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    Jan Vermeer grinste. »Sie schläft. Sie wird dir nicht mehr
gefährlich werden. Eine kleine Spritze mit großer Wirkung.«
    »Bist du wahnsinnig? Ich will nicht, dass sie stirbt. Wir brauchen
sie noch, kapiert?«
    »Keine Sorge. Sie schläft nur ein bisschen.« Vermeer grinste immer
noch und betrachtete Violas nackten Körper, der wieder gefesselt auf dem Bett lag.
    Van Bommel kam nur mit Mühe wieder auf die Beine. Bei dem Versuch,
sich vom Boden abzustützen, griff er in ein Stück Spiegelglas. Sofort quoll
Blut aus seiner Hand. »Verdammt.«
    Jan Vermeer versuchte, van Bommel hochzuhelfen.
    »Lass das. Und wenn Viola zu sich kommt, bringst du sie zu mir. Ist
das klar?«
    »Chef?« Jan Vermeer deutete auf van Bommels Stirn.
    Van Bommel griff sich an den Kopf und bemerkte, dass er an der Stirn
blutete. Erst jetzt spürte er den Schmerz, den Violas Fingernägel auf seinem
Gesicht und an seinem Hals hinterlassen

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