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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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Schatten, der ihm Schutz bieten könnte, waren es gut und gerne dreißig
Meter.
    Er schob sich ein Stück tiefer in den Schatten der Lagerhalle
zurück. Er wusste, er durfte nicht lange auf dem Boden liegen, er würde zu
schnell auskühlen. Und mit steifen Beinen könnte er nie über die Straße und an
den ersten Gebäuden vorbeisprinten. Ganz zu schweigen von seinem lädierten
Schienbein.
    Aus den Augenwinkeln konnte er das mächtige Schaufelrad des Baggers
erkennen und spürte den plötzlichen Drang, bei den Männern, die er auf dem
riesigen Bagger vermutete, um Hilfe zu bitten. Aber was konnte er von ihnen
erwarten? Dass sie ihren Bagger gegen die Gebäude richteten? Ein absurder
Gedanke. Oder dass sie wenigstens mit einem Radlader das Tor eindrückten? Viel
zu laut und gefährlich. Natürlich könnte er seine Kollegen und das SEK
verständigen. Wie zur Bestätigung fühlte er nach dem Mobiltelefon in seiner
Jackentasche. Aber er wollte die Sache allein zu Ende bringen.
    Langsam schlich Kuhnert durch das Gestrüpp zurück an die Ecke der
Lagerhalle. Dabei wich er jedem trockenen Ast aus, den er vorsichtig mit seinen
Füßen aufspürte. Fast mit dem Unterholz verschmolzen, wartete er dicht am Boden
hockend die nächste halbe Stunde ab. Aber gegenüber bewegte sich nichts.
Schließlich zog er sich ein bisschen in die Deckung der Büsche zurück und
begann, einen Bogen um die Einfahrt zu schlagen, ohne sie dabei aus dem Blick
zu lassen. Er bewegte sich behutsam, er wollte auch die kleinste Veränderung,
die sich gegenüber abzeichnete, sofort registrieren. Aber es blieb ruhig.
Kuhnert hatte das Gefühl, dass das Anwesen zusehends gefror.
    Nach einer ihm endlos erscheinenden Zeit hatte er das Ende der
schützenden Buschreihe erreicht, das zum Glück mit dem schmalen Schatten auf
der anderen Seite zusammenfiel. Das offen einsehbare Terrain verengte sich an
dieser Stelle auf die Fahrbahnbreite von etwa sechs Metern.
    Jan Kuhnert verharrte erneut mehrere Minuten regungslos. Dabei
beschlich ihn die Ahnung, dass das gesamte Gelände menschenleer sein und er
auch diesmal nur einem Phantom hinterherjagen könnte.
    Doch er war schon zu weit gegangen, um noch umkehren zu können.
Langsam öffnete er den Verschluss seiner Jacke und zog seine Pistole. Sofort
fraß sich die beißende Kälte durch sein Hemd. Dafür fühlten sich jedoch das
Metall und die Griffschalen in seiner Hand warm an. Aber auch sie würden
schnell abkühlen. Routiniert kontrollierte er das Patronenlager und die
Mechanik. Er wusste, dass sie funktionieren würde, aber er musste es fühlen.
Nachdem er die Waffe wieder in das Holster zurückgesteckt hatte, fühlte er nach
der Patronenschachtel. Wenn er nicht auf eine ganze Armee treffen würde, müsste
die Munition reichen.
    In Gedanken versuchte er die nächsten Minuten zu strukturieren. Er
würde mit zwei, drei Schritten das freie Schussfeld überbrücken. Er verließ
sich darauf, dass die Straße von einem Posten in einem der Gebäude nicht
permanent überwacht würde, aber er durfte nicht das geringste Risiko eingehen.
Die Gebäudemauern lagen im Dunkeln und würden ihm genug Deckung bieten. Zumindest
für den Augenblick. Das Eisentor war zwar massiv, aber nicht so hoch, dass es
nicht zu überwinden gewesen wäre. Zum Glück war es nicht mit einer Krone aus
NATO-Draht gesichert.
    Jan Kuhnert sah ein letztes Mal von links nach rechts und spannte
seine Muskeln an.
    Mit wenigen Sätzen hetzte der füllige Kriminalhauptkommissar über die
beleuchtete Durchgangsstraße. Der Schwung war so groß, dass Kuhnert mit dem
Schultergelenk hart gegen die Außenmauer des ersten Gebäudes schlug. Für einige
Sekunden blieb er stehen und versuchte, seinen Atem zu kontrollieren. Um ihn
herum blieb es still.
    Trotzdem wusste Kuhnert: Wenn ihn jemand beobachtet hatte, war er
sicher schon auf dem Weg, ihm einen heißen Empfang zu bereiten.
    Für einen Augenblick lehnte er sein Gesicht gegen die Mauer. Der
kalte Backstein brannte an seiner Wange.
    Er musste weiter! Wenn jetzt ein Auto käme! Er würde direkt im
Lichtkegel stehen.
    Ein Stück weiter seitlich sah er das solide Metall des Eingangstores
glänzen. Langsam tastete er sich an der Wand entlang. Nach wenigen Metern hielt
er inne. Das Tor lag fast ganz im Licht der Straßenbeleuchtung. Nur vor ihm, am
äußersten Ende, gab es ein kurzes Stück, das im Dunkeln lag. Er musste genau an
dieser Stelle versuchen, das stählerne Hindernis zu überwinden.
    Mit einem Satz war er

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