Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
war nur eine falsche Note unter Milliarden richtigen, doch gerade deshalb fiel sie ihm auf. Sie war wie ein kleiner Stein in einem sehr großen Schuh.
    Tod strich mit einer Hand durchs Wasser, und sofort bildeten sich vor ihm die blauen Konturen einer Tür. Er trat hindurch.
    Die Blumenwürmer bemerkten sein Kommen ebensowenig wie sein Gehen. Sie bemerkten überhaupt nichts.
     
    Ein Karren rumpelte durch kalte, neblige Straßen. Der Kutscher hatte den Kopf ein- und die Schultern hochgezogen, verschwand fast in seinem dicken braunen Mantel.
    Eine Gestalt trat aus den grauen Schwaden und saß plötzlich neben dem Kutscher.
    »Hallo«, sagte sie. »Ich heiße Kaffeetrinken. Und wie lautet dein Name?«
    »Äh…, du mußt absteigen, es ist mir nicht gestattet…«
    Der Kutscher unterbrach sich. Er fragte sich, wie es Kaffeetrinken gelungen war, ein Messer so durch vier dicke Lagen Kleidung zu bohren, daß seine Spitze eben gerade an seiner Haut kratzte.
    »Bitte?« fragte Kaffeetrinken und lächelte.
    »Äh… ich habe nichts Wertvolles geladen, nein, bestimmt nicht, nur ein paar Säcke mit…«
    »Ach du meine Güte«, sagte Kaffeetrinken, und jetzt zeigte sich Besorgnis in seinem Gesicht. »Nun, mal sehen… Wie lautet dein Name?«
    »Ernie. Äh… Ernie«, sagte Ernie. »Äh…«
    Kaffeetrinken drehte ein wenig den Kopf.
    »Kommt jetzt, meine Herren. Dies ist ein Freund von mir. Heißt Ernie. Er fährt uns.«
    Ernie sah, wie sechs Gestalten aus dem Nebel kamen und hinter ihm auf den Karren kletterten. Er drehte sich nicht zu ihnen um. Das vage Stechen in der Nierengegend wies ihn darauf hin, daß dies eine sehr schlechte Idee gewesen wäre. Wie dem auch sei: Er glaubte zu erkennen, daß eine der Gestalten – ein wahrer Riese – ein langes Bündel auf der Schulter trug. Ein Bündel, das zappelte und aus dem eine dumpfe Stimme drang.
    »Hör auf zu zittern, Ernie«, sagte Kaffeetrinken, als der Karren wieder übers Kopfsteinpflaster rollte. »Wir brauchen nur ein Transportmittel.«
    »Und… äh… wohin möchtet ihr gefahren werden?«
    »Oh, zunächst einmal zum Hiergibt’salles-Platz. Wenn du so freundlich wärst, dort beim zweiten Springbrunnen anzuhalten…«
    Das Messer wich zurück. Ernie stellte den Versuch ein, durch die Ohren zu atmen.
    »Äh…«
    »Was ist? Du wirkst verkrampft, Ernie. In solchen Fällen hilft eine Nackenmassage.«
    »Äh…, es ist mir nicht gestattet, Passagiere zu befördern. Charlie zieht mir das Fell über die Ohren, wenn er…«
    »Oh, mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte Kaffeetrinken und klopfte ihm auf die Schulter. »Wir sind alle Freunde, nicht wahr?«
    »Warum nehmen wir das Mädchen mit?« ertönte eine Stimme hinter dem Kutschbock.
    »Es is’ nicht richtig, zu schlagen Mädchen«, grollte jemand. »Unsere Mama immer gesagt hat, daß es falsch is’, Mädchen zu hauen. So was machen nur böse Jungs, hat unsere Mama gesagt…«
    »Sei still, Banjo.«
    »Unsere Mama hat gesagt…«
    »Pscht«, zischte Kaffeetrinken und behielt die ganze Zeit über den Kutscher im Auge. »Ernie möchte sicher nicht mit unseren Angelegenheiten belästigt werden.«
    »Ich? Bin stocktaub«, platzte es aus Ernie heraus. Unter gewissen Umständen lernte er sehr schnell. »Außerdem sehe ich nur ein oder zwei Meter weit. Kann mir überhaupt keine Gesichter merken. Schlechtes Gedächtnis? Ha! Mein Gedächtnis könnte kaum schlechter sein. Manchmal sitze ich wie jetzt auf dem Kutschbock des Karrens und unterhalte mich mit Leuten, und glaubst du, daß ich mich später erinnere, mit wem ich geredet habe? Von wegen! Sosehr ich mich auch bemühe: Ich entsinne mich einfach nicht daran, wer die Leute waren, und wie viele, und ob sie irgendwelche Mädchen mitschleppen.« Die Stimme des Kutschers wurde immer schriller. »Ha! Manchmal vergesse ich meinen eigenen Namen!«
    »Er lautet Ernie«, erwiderte Kaffeetrinken und lächelte glücklich. »Ah, da sind wir ja. Meine Güte. Hier scheint irgend etwas los zu sein.«
    Geräusche weiter vorn wiesen auf einen Kampf hin. Kurz darauf rannten zwei maskierte Trolle vorbei, gefolgt von drei Wächtern. Dem Karren schenkten sie keine Beachtung.
    »Ich habe gehört, daß sich die De-Bris-Bande heute Plackerers Tresorraum vornehmen wollte«, ertönte es auf der Ladefläche.
    »Dann dürfen wir in absehbarer Zeit wohl nicht mit Herrn Brauns Gesellschaft rechnen«, entgegnete eine andere Stimme. Jemand lachte leise.
    »Oh, vielleicht doch, Herr Blütenweiß, vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher