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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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anderen Männern am Tisch zu.
    »Alles klar, meine Herren?«
    Sie nickten, wenn auch widerstrebend. Hühnerdraht und seine Kollegen teilten die Ansicht, daß Kaffeetrinken in ein Zimmer mit Gummiwänden gehörte, aber zehntausend Dollar waren zehntausend Dollar, vielleicht sogar noch mehr.
    »Gut«, sagte der Assassine. Er musterte Banjo. »Ich schätze, wir können gleich beginnen.«
    Im Anschluß an diese Worte schlug er Banjo mit aller Kraft auf den Mund.
     
    Tod erschien nicht immer persönlich, wenn irgendwo ein Leben endete. Das war auch nicht nötig. Regierungen regieren, doch Premierminister und Bundeskanzler schauen nicht selbst bei den Bürgern vorbei, um ihnen mitzuteilen, wie sie zu leben haben – das wäre viel zu gefährlich für sie. Zu diesem Zweck gibt es Gesetze.
    Doch von Zeit zu Zeit hielt es Tod für angebracht, nach dem Rechten zu sehen, um festzustellen, ob in den weniger wichtigen Bereichen seiner Jurisdiktion alles richtig funktionierte. Besser gesagt: ob die Dinge dort zum vorgesehenen Zeitpunkt aufhörten zu funktionieren.
    Er wanderte durch ein dunkles Meer.
    Seine Füße wirbelten kleine Schlickwolken auf, als er über den Boden des tiefen Grabens schritt. Sein Umhang wogte hinter ihm.
    Diese Welt bestand aus Stille, Druck und absoluter Dunkelheit. Trotzdem gab es hier Leben, selbst so weit unter den Wellen: riesige Tintenfische und Hummer mit Zähnen an den Augenstielen; spinnenartige Wesen, den Magen an den Füßen; Fische, die ihr eigenes Licht erzeugten. Dies war ein stiller, schwarzer, alptraumhafter Kosmos, doch das Leben lebte überall dort, wo es eine Möglichkeit fand. Wenn es vergeblich nach Lebensraum Ausschau hielt, schuf es sich welchen, mit viel Geduld.
    Tods Ziel war eine kleine Anhöhe weiter vorn. Das Wasser um ihn herum wurde bereits wärmer und enthielt mehr Lebewesen – sie schienen aus den Dingen angefertigt worden zu sein, die bei der Schöpfung übriggeblieben waren.
    Eine dicke Säule aus heißem Wasser wuchs aus einem Riß im Boden. Sie blieb in der Schwärze unsichtbar, aber das Leben spürte ihre Präsenz. Irgendwo weiter unten befanden sich Felsen, die das magische Feld der Scheibenwelt so sehr erhitzt hatte, daß sie glühten.
    Am Rand des Risses hatten sich Mineralien abgelagert. In dieser kleinen Oase gab es eine besondere Art von Leben. Es brauchte weder Luft noch Licht. Es benötigte nicht einmal Nahrung im gewöhnlichen Sinne.
    Es wuchs in unmittelbarer Nähe des nach oben strömenden heißen Wassers und sah aus wie eine Kreuzung zwischen Wurm und Blume.
    Das Etwas war so klein, daß Tod in die Hocke gehen mußte, um es zu betrachten. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund präsentierte es sich der Finsternis in einem strahlenden Rot. Die seltsame Verschwendungssucht des Lebens erstaunte Tod immer wieder.
    Er griff in seinen Umhang und holte ein kleines Bündel aus schwarzem Stoff hervor, das an das Werkzeugfutteral eines Juweliers erinnerte. Ganz behutsam zog er eine kleine, nur etwa zweieinhalb Zentimeter lange Sense aus einer der Taschen und hielt sie erwartungsvoll zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Irgendwo weiter oben löste das heiße Wasser einen scharfkantigen Stein von der Felswand. Schlamm trieb von ihm fort, als er sank und sich dabei hin und her drehte.
    Er landete direkt neben der lebenden Blume, rollte auf die Seite und löste sie vom Felsen.
    Tod holte mit der winzigen Sense aus, als die Blüte verblaßte…
    Immer wieder wird der allgegenwärtige Blick diverser übernatürlicher Entitäten erwähnt. Angeblich entgeht ihm kein fallender Sperling.
    Das mag stimmen. Aber nur Tod ist zugegen, wenn der Spatz den Boden berührt.
    Die Seele des Blumenwurms war klein und unkompliziert. Das Sündige spielte für ihn keine Rolle. Er hatte nie die Polypen seiner Nachbarn begehrt. Er hatte nie gespielt oder Hochprozentiges getrunken. Fragen wie »Warum bin ich hier?« berührten ihn nicht, weil »hier« und »ich« für ihn völlig bedeutungslos blieben.
    Trotzdem löste sich etwas durch den Schnitt mit der winzigen Sense und verschwand im brodelnden Wasser.
    Tod verstaute das kleine Instrument sorgfältig und stand auf. Alles schien in bester Ordnung zu sein. Die Dinge funktionierten so, wie sie funktionieren sollten, und…
    Nein, das stimmte nicht.
    Gute Techniker hören die kaum merkliche Veränderung, die darauf hinweist, daß ein Lager bald defekt sein wird. So ähnlich ging es Tod nun. Er vernahm eine Disharmonie in der Symphonie der Welt. Es

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