Schwere Wetter
merkwürdigen Bücher …
Und dann die Hinrichtung durch einen Profi.« Vollmers sah sich suchend um.
»Frank«, winkte er einen in der Nähe stehenden Mitarbeiter heran.
»Was ist?« Oberkommissar Frank Horstmann arbeitete
schon lange mit Vollmers zusammen.
»Habt ihr Zeugen gefunden?«
Horstmann nickte. »Ja. Mehrere Passanten wollen einen
Mann mit südländischem Aussehen gesehen haben, der Havenstein gefolgt ist. Er
da«, dabei zeigte Horstmann auf den Toten, »ist offenbar aus einer schmalen
Gasse namens Pastorengang gekommen. Ein junges Paar hat gesehen, dass der
Verfolger ebenfalls diesen Weg genommen hat. Wir haben die Aussage der
Bedienung eines benachbarten Cafés, von Kunden und Personal der Buchhandlung …
An Augenzeugen mangelt es nicht. Bei der Täterbeschreibung gibt es wie so oft
sehr unterschiedliche Darstellungen, aber auch viele Übereinstimmungen. Ich
glaube, wir können uns ein gutes Bild vom Mörder machen.«
»Mir gibt zu denken, dass der Täter überhaupt keine
Anstalten unternommen hat, sich zu tarnen. Er hat in Kauf genommen, von vielen
Leuten identifiziert zu werden. So wie er vorgegangen ist, scheint es sich
nicht um jemanden zu handeln, der im Affekt zur Waffe gegriffen hat.«
Horstmann brummte etwas Unverständliches. Dann sagte
er: »Die beiden Schüsse … Das war eiskalt und wohlüberlegt. Wenn du mich
fragst, haben wir es mit einem professionellen Killer zu tun.«
Vollmers informierte den Oberkommissar über das, was
er von dem Kriminaltechniker und Frau Holl erfahren hatte.
»Es ist sicher zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen«,
meinte Horstmann. »Aber das Ganze sieht wie ein Auftragsmord aus. Das wird eine
heikle Angelegenheit.«
Vollmers ließ seinen Blick in die Runde schweifen.
Überall herrschte angespannte Geschäftigkeit. Die Spurensicherung untersuchte
akribisch jeden Quadratzentimeter des Ladens, die beiden anderen Beamten aus
Vollmers’ Team verhörten die Zeugen, zwei Ärzte kümmerten sich um die vom
Schock erstarrten Anwesenden. Für den Hauptkommissar gab es hier nichts mehr zu
tun.
»Wir werden uns Havensteins Wohnung ansehen«, forderte
Vollmers Oberkommissar Horstmann zum Mitkommen auf.
Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Vollmers lenkte
den Dienstwagen durch die Fußgängerzone bis zum Rundsilo am Hafen, einem der
charakteristischen Wahrzeichen der Stadt. Er fuhr weiter die breite
Uferpromenade entlang, am blau-gelb gestreiften Leuchtturm vorbei, und musste
einen Mobilkran umrunden, der von Schaulustigen umlagert war und eine am Kai
liegende Yacht auf einen bereitstehenden Trailer hieven wollte.
Nicht nur auf dieser Seite des Hafens, auch gegenüber
lagen die Segelschiffe dicht an dicht. Es war die Jahreszeit, in der viele Eigner
ihre Boote ins Winterquartier bringen ließen.
Der Hauptkommissar hielt direkt vor dem Gebäude am
Ende der Hafenpromenade. Für einen Moment war Vollmers versucht, einen kurzen
Abstecher zur kleinen Marina zu unternehmen, in der weitere Segelboote lagen.
Das ruhige Wasser innerhalb des durch eine Mole abgegrenzten Hafens wimmelte
von Feuerquallen.
Vollmers beschränkte sich darauf, einen Lungenzug
frische Seeluft einzuatmen, dann folgte er Horstmann zum Hauseingang.
Gleich der erste Schlüssel passte.
»Moment«, sagte Vollmers und bremste den
Oberkommissar. Er sah in Havensteins Briefkasten. Das Behältnis war leer.
Der Journalist wohnte in der oberen Etage. Sie hatten
den Absatz in der Mitte der letzten Treppe erreicht, als die Beamten
innehielten. Es war ein leises Wimmern zu hören.
Vollmers legte den Zeigefinger auf die Lippen, zog
seine Waffe und schlich sich, dicht an die Wand gedrängt, die Stufen hinauf.
Auch Horstmann hatte seine Dienstpistole gezückt und folgte dem Hauptkommissar
auf leisen Sohlen.
Zwei Wohnungen gingen vom Treppenhaus ab. Beide Türen
standen offen. Aus der rechten Tür war das klagende Geräusch zu hören. Als
Vollmers den Absatz erreicht hatte, lugte er vorsichtig um die Ecke. Die
Wohnungstür war sperrangelweit geöffnet und gab den Blick ins Innere frei. Auf
dem Teppich im kleinen Flur lag eine ältere Frau und sah den Hauptkommissar mit
angstvoll geöffneten Augen an. Sie hob schützend ihren Arm vor das Gesicht, als
sie Vollmers mit der Pistole in der Hand erblickte.
»Nicht«, gab sie leise von sich.
Vollmers streckte ihr die Hand entgegen. »Seien Sie
ganz ruhig«, sagte er besänftigend und senkte den Lauf der Pistole. »Wir sind
von der Polizei.«
»Überfall«, hauchte
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