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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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vollem Mund. »Heutzutage gibt's nicht mehr viele, die Rehfleisch richtig zubereiten können.« Er wandte sich zum Wagen um.
    »Warten Sie einen Moment«, sagte Jane. »Bitte.«
    Der Ranger hob die Brauen.
    »Worum geht es da eigentlich?«
    »Tierschmuggel«, antwortete der Ranger. »Die programmieren diese Pharmaziegen jetzt auf allen möglichen Scheiß… Treiben sie nachts über Nebenstraßen und mischen sie mit
    Fleischziegen, und ohne DNA-Analyse merkt man keinen Unterschied. Da seid ihr auf ein paar richtig harte Burschen gestoßen, wir beobachten sie schon 'ne Weile. Da habt ihr richtig Schwein gehabt.«
    »Für was für 'nen Scheiß sind die illegalen Ziegen denn gut?« fragte Jeff.
    »Zum Beispiel für Plastiksprengstoff. Den filtert man aus der Milch, macht Käse draus, steckt einen Zünder rein und jagt irgendwas damit in die Luft.«
    »Explosive Ziegenmilch«, sagte Jane gedehnt.
    »Sie verarschen mich doch, oder?« meinte Jeff.
    Der Ranger lächelte breit. »Klar, Leute, ich wollte euch verarschen, tut mir leid.«
    Jane starrte ihn an. Der Ranger erwiderte ihren Blick. Die verspiegelten Gläser der Sonnenbrille waren ausdruckslos. »Was werden Sie jetzt tun?« fragte Jane.
    »Den Kontaktpunkt finden, sie querfeldein verfolgen… Bis morgen früh haben wir sie geschnappt. Vielleicht auch erst gegen Mittag. Capt'n Gault nimmt's sehr genau mit den Vorschriften, er wird sie auffordern, die Waffen wegzuschmeißen und sich freiwillig festnehmen zu lassen. Danke fürs Wasser, Ma'am. Und passen Sie gut auf sich auf.« Der Ranger trottete davon.
    Jeff wartete, bis der Ranger außer Hörweite war. Dann meinte er mit einer Mischung aus gedämpftem Respekt und Verwunderung: »Janey, die werden sie alle umbringen.«
    »Yeah«, sagte Jane. »Ich weiß.«
     
    In den letzten beiden Maiwochen des Jahres 2031 gab es heftige, tödliche Unwetter in Hülle und Fülle. Bedauerlicherweise nur in Kansas, Iowa, Missouri, Nebraska und Arkansas. Am 27. Mai fegte eine kleinere Schlechtwetterfront über die Tornadostraße hinweg und wurde von der Truppe eifrig verfolgt, erbrachte jedoch keinerlei Ausbeute an Zacken.
    Statistisch betrachtet war das nicht ungewöhnlich. Seit einiger Zeit war auf die Statistik allerdings auch kein Verlaß mehr. Vor den Schwerwetterzeiten hatte es in den Vereinigten Staaten alljährlich etwa neunhundert Tornados gegeben. Vor den Schlechtwetterzeiten hatten die Tornados eines Jahre etwa einhundert Todesfälle und einen Schaden von 200 Millionen Dollars (auf der Basis von 1975) verursacht. Trotz erheblich verbesserter Frühwarnsysteme forderten Tornados mittlerweile tausend Todesopfer pro Jahr, und der Schaden ließ sich nicht mehr genau schätzen, weil die grundlegenden ökonomischen Begriffe ›Wert‹ und ›Währung‹ nichtlinear geworden waren.
    Tornados traten heutzutage aus naheliegenden Gründen viel häufiger auf. Die meisten Unwetter, selbst Stürme mit guten Indikatoren, brachten jedoch keine Tornados hervor. Daher waren viele Jagden trotz exzellenter Wetterüberwachung und rascher Verteilung der Bodenkräfte von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Und selbst in der am häufigsten von Unwettern heimgesuchten Gegend von Oklahoma und Texas, der Tornadostraße, dem fruchtbarsten Entstehungsgebiet für Wirbelstürme, ging es bisweilen ruhig und friedlich zu.
    Die Dürreperiode zog die Truppenmoral merklich in Mitleidenschaft. Alex fiel auf, daß die Trouper sich immer noch von der besten Seite zeigten, solange Mulcahey in der Nähe war, doch Mulcahey selbst wurde immer verschlossener und zog sich zu endlosen Simulationssessions zurück. Die Truppe begann sich erst zu langweilen, dann machte sich allgemeine Reizbarkeit breit. Carol und Greg, deren Beziehung früher bestenfalls instabil gewesen war, machten sich in aller Öffentlichkeit gegenseitig runter. Peter und Rick fuhren mit dem Beiwagenmotorrad nach Amarillo, um ›einen draufzumachen‹, und kehrten anschließend zerschlagen und verkatert zurück. Rudy Martinez fuhr für eine Woche nach San Antonio, um seine geschiedene Frau und seine Kinder zu besuchen. Martha und Bussard, die sich gegenseitig körperlich abstoßend fanden, aber dennoch nicht voneinander lassen konnten, gerieten sich wegen eines unbedeutenden Schadens an einem Ultralight heftig in die Haare. Und Juanita verbrachte eine Menge Zeit damit, daß sie mit dem Strandbuggy ziellos in der Gegend herumfuhr, angeblich, um das neue, verbesserte Interface zu testen, wahrscheinlich

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