Schwere Wetter
Anlaß bot.
Und Jane mußte zugeben, daß es im Moment an Anlässen nicht mangelte. Sie hatte soviel Sex gehabt, daß es schon weh getan hatte. Sonderlich vernünftig war das nicht gerade, aber wenn Sex vernünftig war, machte sie sich nichts daraus. Eigentlich hatte Jane sich in Wirklichkeit gar nicht soviel aus Sex gemacht, bis sie eine volle Dosis leidenschaftlichen Sex abbekommen hatte. Harten, krallenden, lauten Sex, der erst aufhörte, wenn man schweißüberströmt und wundgescheuert war. Sex auf einem behaglichen Lager aus steinharter texanischer Erde, mit einem Mann in körperlicher Höchstform, der erheblich größer war als sie und etwa zwanzig Kilo schwerer. Das war, als entdeckte man auf einmal den Geschmack von richtig gutem Essen. Oder den Geschmack von Whiskey. Abgesehen davon, daß Whiskey ein Gift war, von dem man einen Kater bekam, während die wirklich leidenschaftliche körperliche Affäre eine Labsal für sie gewesen war, die sie nicht einen Moment lang bedauert hatte.
Die Affäre hatte sie verändert. In erstaunlich vielfältiger Weise. Sogar körperlich. Es war schon seltsam und klang unwahrscheinlich, aber sie hätte schwören können, daß ihr Becken im Laufe des letzten Jahres die Form verändert hatte. Daß ihre Beckenknochen einen anderen Winkel bildeten und daß sie jetzt tatsächlich anders ging. Anders und besser, mit geradem Rücken und erhobenem Kopf. Aber sie war nur ein Wesen aus Fleisch und Blut. Der Geist war willig, und das Fleisch war mehr als willig, aber der Körper vermochte nur ein bestimmtes Maß zu ertragen. Sie hatte zuviel von ihrem Körper verlangt. Und nun bekam sie dafür die Quittung.
Und dann war da noch dieses viel lästigere Ärgernis, die Bullen. Die Ranger. Zu sechst kamen sie mit drei 08-15-Verfolgungsfahrzeugen der US Army stolz ins Lager gefahren. Sie rollten in einer gelben Staubwolke ohne anzuhalten an den Begrenzungspfosten des Lagers vorbei, die sogleich in Panik gerieten, zu heulen und zu blinken anfingen und harmlose, knisternde Stromschläge auszuteilen versuchten. Einer verfeuerte sogar einen Taserspeer an einer Leine, der sein Ziel allerdings verfehlte.
Greg rannte in die Kommandojurte und stellte die Warnsysteme ab, während die Ranger langsam aus den tiefgeschnittenen, karbonverstärkten Geländewagen kletterten und mit ihren Hüten, verspiegelten Sonnenbrillen und Gewehren abwarteten, bis der Staub sich gesetzt hatte.
Früher einmal waren die Texas Ranger nichts weiter als Vigilantenhaufen gewesen, die an der Grenze so ziemlich alles in die Schranken verwiesen hatten, was sich bewegte. Hundert Jahre später war Texas besiedelt und zivilisiert, und die Texas Ranger waren vorbildliche Vertreter des Gesetzes. Und dann, wiederum ein Jahrhundert später, war alles mehr oder weniger zum Teufel gegangen. Daher waren die Texas Ranger jetzt wieder das, was sie vor zweihundert Jahren gewesen waren.
Eine Ranger-Tradition war über die Zeitläufe hinweg jedoch unverändert geblieben. Texas Ranger waren immer bis an die Zähne bewaffnet. Wenn ein Bösewicht einen sechsschüssigen Revolver hatte, dann hatte der Ranger zwei, und außerdem noch ein Gewehr und ein Bowiemesser. Wenn die Schurken Gewehre hatten, dann hatten die Ranger Maschinenpistolen. Heutzutage hatten die Schurken so verrücktes Zeug wie Plastiksprengstoff, smarte Landminen und elektrische Gewehre, daher hatten die Ranger Pistolen mit Giftpfeilen, fest montierte Maschinengewehre, Gewehre mit Infrarotzielfernrohr und Raketengeschossen und sensorgesteuerte Luftdrohnen. Außerdem noch Satellitenunterstützung und eigene Kommunikationskanäle .
Der Anführer der Ranger war ein gewisser Captain Gault, der aus den Überresten von Amarillo stammte. Captain Gault trug einen weißen Cowboyhut, hatte einen ordentlichen, mit Silberband eingefaßten graugesträhnten Pferdeschwanz, dazu eine smarte Sonnenbrille und einen herabhängenden schwarzen Schnurrbart. Captain Gault war mit zerknitterten Khakihosen und einem langärmligen Khakihemd mit ausgebeulten Taschen und einem Silberstern auf der Brust bekleidet. Er trug ein akkurat geknotetes schwarzes Halstuch und zwei breite, mit Silberknöpfen besetzte schwarze Ledergürtel, der eine für die Khakihose, der andere für seine zwei Pistolen mit Perlmuttgriffen. Die Pistolen waren wunderschöne, polierte Nadler, die in kunstvoll gearbeiteten schwarzen Lederholstern steckten. Von den funkelnden Waffen des Captains strahlte soviel düstere Polizeiautorität
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