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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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weiter auseinandergerissen wurden. Der aufgedunsene Mond stand noch immer über dem westlichen Horizont und verbreitete nach wie vor ein unheimliches weißes Leuchten, während im Süden einige einsame Sterne am Himmel hingen. Der Mausling hielt das für unheimlich, denn die aufziehende Dämmerung hätte sie längst auslöschen müssen. Er wandte sich nach Osten – und ihm wäre beinahe der Atem gestockt. Über der niedrigen, mondhellen Nebelbank war der Himmel schwärzer denn je, die Nacht sternenlos, während genau im Osten auf der Nebelbank ein Streifen Schwärze ruhte, der noch schwärzer war, als eine Nacht sein konnte, als stiege dort eine schwarze Sonne auf, die Strahlen der Dunkelheit aussandte, kraftvoll und aktiv wie Licht – nicht ein Fehlen von Licht, sondern sein feindliches Gegenteil. Und von diesem breiter werdenden Streifen schien eine Kälte auszugehen, die intensiver war als die des schneidenden Südwestwindes, der ihn hinter dem rechten Ohr traf – eine Kälte, die darüber hinaus ganz anders zu sein schien.
    »Schiff backbord voraus!« rief Pshawri schrill.
    Sofort senkte der Mausling den Blick und sichtete das fremde Schiff, etwa drei Bogenschüsse entfernt, eben aus der Nebelbank geglitten und ebenfalls vom Mondschein beleuchtet, geradewegs auf die Treibgut zusteuernd. Zuerst hielt er das Gebilde für den zurückkehrenden Eis-Leviathan Fafhrds, dann erkannte er, daß es klein war wie sein Schiff und vielleicht sogar schmaler gebaut.
    Seine Gedanken liefen wild im Zickzack – befehligte der verrückte Fafhrd eine Flotte? Handelte es sich um ein Kriegsschiff der Meeres-Mingols? Oder um einen anderen Piraten? Oder eine Abordnung der Reifinsel? Er zwang sich dazu, konzentrierter zu denken.
    Sein Herz schlug zweimal: Dann befahl er: »Segel setzen, alle Mingols in die Wanten. Ruderer mit ungleichen Nummern! Legt die langen Bäume in die Halterungen, nehmt eure Waffen! Pshawri! Du übernimmst das Kommando!« Und als der Steuermann losließ, übernahm er das Ruder.
    An Bord der Seefalke erblickte Fafhrd den niedrigen Rumpf und die kurzen Maste und langen schrägen Haupt- und Besanrahen der Treibgut als schwarze Silhouetten vor dem gespenstisch weißen, verformten Mond, der im Westen zu verschwimmen schien. Im gleichen Augenblick erkannte er endlich, was ihm bei seinem Rundblick von der Mastspitze aus zu schaffen gemacht hatte. Er zog sich den Handschuh von der rechten Hand, stieß die Finger tief in seinen Beutel, zog das kleine Pergament heraus und las jetzt seine eigenen Zeilen noch einmal – und entdeckte darunter den üblen Nachsatz, den er nie und nimmer geschrieben hatte. Offensichtlich handelte es sich bei beiden Zusätzen, täuschend hingekritzelt, um raffinierte Fälschungen, die allerdings oben am Himmel im Vogelreich angebracht worden sein mußten.
    Während er noch die Windrichtung prüfte und den Befehl gab: »Skor! Laß deine Abteilung die Segel setzen!«, holte er seinen Lieblingspfeil aus dem Köcher, der griffbereit neben ihm auf Deck ruhte, rollte hastig das Pergament darum, band es fest, nahm mit schnellen Bewegungen den großen Bogen aus seinem Behältnis und spannte ihn, zog ihn mit einem kurzen Gebet zurück, so sehr es das Material und seine knackenden Muskeln gestatteten, und ließ den Pfeil hoch in den schwarzen Himmel sirren, dem Mond und dem dunklen Zweimaster entgegen.
    An Bord der Treibgut spürte der Mausling ein abruptes Ansteigen der Unruhe, während er seinen Mingols zusah, die im auffrischenden kühlen Wind zielstrebig mit eingefrorenen Tauen und Knoten kämpften, bis sein Unbehagen mit dem dumpfen Aufprall eines Pfeiles endete, der sich kaum zwei Handbreit neben ihm beinahe senkrecht ins Deck bohrte. Die kleine monderleuchtete Segelgaleere (inzwischen hatte er die Schiffsgattung bestimmt) wollte ihn also angreifen! Doch war die Reichweite noch so groß, daß es in ganz Nehwon eigentlich nur einen Bogenschützen gab, der diesen wunderbaren Schuß hätte schaffen können.
    Ohne das Ruder loszulassen, beugte er sich vor und öffnete die Fäden, die das helle Pergament dicht hinter der halb ins Holz gegrabenen Pfeilspitze festhielten, und las die beiden Nachrichten (im wesentlichen kannte er die Texte ja schon), nun aber seine eigene mit dem teuflischen Zusatz, den er gar nicht kannte. Noch während er das Papier betrachtete, wurden die schwarzen Buchstaben unlesbar in den schwarzen Strahlen der Antisonne, die die Mondstrahlen niederkämpften und alles zu verdunkeln

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