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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Bewegungen, indem er die Füße auf die Nute der Bronzeringe stellte, vorbei an der Hauptrah, um die man das große Segel eng gerollt hatte, bis seine behandschuhten Finger die kurze waagerechte Stange des Ausgucks berührten. Als er sich daran vorbei hochzog, merkte er staunend, daß der Nebel ohne Übergang in die sternenhelle Nacht überging, als hielte ein dünner Film, unsichtbar, doch undurchdringlich, die Eiskristalle in Schach. Als er sich auf die Stange stellte und aufrichtete, befand er sich bis zur Hüfte im Nebel, so daß er kaum seine Füße zu erkennen vermochte. Er und der Masttop bewegten sich durch ein perlenweißes Meer, vorangetrieben durch die unsichtbaren Ruderer tief unten. Die Sterne verrieten ihm, daß die Seefalke noch immer nach Westen hielt. Sein Richtungssinn hatte ihn in dem Nebel nicht im Stich gelassen. Gut!
    Außerdem hatte der pflichtlose Skullick die Wahrheit gesagt. Es war hier oben in der Tat kalt wie in den Eingeweiden eines Dämons, doch zugleich wunderbar erfrischend. Er bemerkte den lebhaften Wind, der den Nebel im Südwesten aufstörte, und weiter nördlich, am Rand des Horizonts, wo er das Licht des Mauslings wahrgenommen hatte. Der verformte Mond hing dort und berührte beinahe die Nebelfläche, leuchtete aber noch immer sehr hell. Wenn der Mausling jetzt eine weitere Fackel abbrannte, müßte sie höher stehen, weil Fafhrds Ruderleute die beiden Schiffe bestimmt zusammenführten. Mit scharfem Blick suchte er den Westen ab, um sicherzugehen, daß die zweite Fackel nicht durch Nehwons kräftiges Mondlicht überstrahlt wurde.
    Vor dem schiefen hellen Halbrund entdeckte er einen schwarzen Punkt. Im Hinschauen wurde er schnell größer, bekam Flügeln und landete mit weißem Federgeflirr energisch auf Fafhrds geschütztem Unterarm.
    »Du scheinst mir etwas durcheinander zu sein, Pelly. Wer hat dich in Aufregung versetzt?« fragte er, durchtrennte die Fäden und rollte das Pergament vom Bein. Er erkannte den Beginn seiner eigenen Nachricht, drehte das Papier um und las:
     
    Willkommen Wildling! Ich brenne ein Licht zu jeder Glocke. Aber nicht einverstanden! Meine Mannschaft ist bereits trainiert.
    M.
     
    P.S.
    Kein vorgetäuschter Angriff, du Schurke, der du einmal mein Freund warst, sondern auf Biegen und Brechen. Ich will nichts weniger als eine Vernichtung, Hund! Auf Leben und Tod!
     
    Die Anrede und den ersten Satz las Fafhrd mit großer Erleichterung und Freude. Die nächsten beiden Sätze jedoch ließen ihn verwirrt die Stirn runzeln. Der düstere Ausklang schließlich machte sein Gesicht traurig und ernst, und er schaute furchtsam und höchst bekümmert drein. Hastig studierte er noch einmal den Text, um zu sehen, wie sich die Buchstaben und Worte darstellten. Zweifellos kamen sie vom Mausling, das PS war gekritzelt, weil schneller hingeworfen. Ihm machte etwas zu schaffen, das er übersehen hatte, doch schon war es vergessen. Er knüllte das Pergament zusammen und steckte es sich in den Beutel.
    Mit der leisen, hohlen Stimme eines Mannes, der urplötzlich in einen Alptraum geschleudert wird, sagte er: »Ich glaube es nicht, aber es läßt sich nicht abstreiten. Ich weiß, wenn der Mausling einen Spaß macht und wenn er im Ernst spricht. Auf diesem Polarozean muß der Wahnsinn sehr schnell zuschlagen, vielleicht gefördert durch den Magier, von dem Afreyt sprach ... Eiszauberer ... Es ... Khahkht. Und doch ... und doch muß ich die Seefalke auf den totalen Krieg vorbereiten, so sehr mich das auch bekümmert. Man muß auf alles vorbereitet sein, egal wie eiskalt beschwert und zerrissen sein Herz ist.«
    Er warf einen letzten Blick in den Westen. Die Sturmfront aus Südwesten war näher gekommen und wirbelte die Eiskristalle vor sich empor. Dies ergab ein Band, das einen ganzen Sektor des runden weißen Nebelmeeres heraustrennte und darin den nackten schwarzen Ozean sichtbar machte. Von dort war ein aufzuckender weißer Schimmer sichtbar, der Fafhrd zu der leisen Bemerkung veranlaßte: »Eisblinken.«
    Und plötzlich zuckte ein rotes Licht auf und erstarb wieder – näher, kaum zehn Bogenschüsse weit entfernt, noch im Nebel, doch nahe der windzerzausten Kante.
    Mit schneller Bewegung ließ sich Fafhrd in den Nebel sinken und hangelte sich ohne Zuhilfenahme der Beine am Mast hinab.
     
    Im Innern des mit dunklen Landkarten ausgekleideten kugelförmigen Raums stoppte Es Sein Hin und Her, hielt Sich mit dem Rücken zu der wasserumschlossenen äquatorialen Sonnenscheibe

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