Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei
die Augen auf und wollte sich von ihm losreißen, doch er zog sie noch näher heran. »Hab keine Angst, Kindchen, ich gewöhne dir diese Blässe schon ab – so oder so. Zunächst wirst du mir den Eber da aufspießen!«
Sie rührte sich nicht. Ihr Gesicht war eine cremig-weiße Maske der Angst. Er hob die Hand.
Doch in diesem Augenblick gab es eine Unterbrechung.
Eine Gestalt erschien am Rande der Lichtung – an der Stelle, wo sich der Eber zu seinem letzten Angriff umgewandt hatte. Es war ein hagerer Jüngling, von Kopf bis Fuß in Grau gekleidet. Wie ein Betrunkener oder Betäubter wanderte er geradewegs auf Janarrl los. Die drei Jäger, die sich um den Herzog gekümmert hatten, zogen ihre Schwerter und schlenderten müßig auf ihn zu.
Das Gesicht des Jungen war bleich und gespannt, auf seiner Stirn unter der halb zurückgeschobenen Kapuze schimmerte Schweiß. Seine Wangen- und Kiefermuskeln waren verkrampft. Seine Augen, auf den Herzog gerichtet, waren Schlitze, als wären sie direkt in die strahlende Sonne gerichtet.
Seine Lippen öffneten sich weit und entblößten seine Zähne. »Schlächter von Glavas Rho! Zauberer-Töter!«
Im nächsten Augenblick hatte er sein Bronzeschwert aus der schimmeligen Scheide gezogen. Die zwei Jäger stellten sich ihm in den Weg, einer rief: »Achtung, Gift!« als er den grünen Belag auf der Klinge des anderen erblickte. Der Junge griff mit einem fürchterlichen Schlag an, wobei er sein Schwert wie einen Hammer führte. Der Jäger parierte mühelos, so daß die Klinge über seinen Kopf zischte und der Junge von der Gewalt seines Schlages fast zu Boden gerissen wurde.
Der Jäger trat vor und führte einen schnellen Schlag gegen das Schwert des Jungen ganz oben am Griff – in der deutlichen Absicht, ihn zu entwaffnen –, und der Kampf war vorüber, noch ehe er begonnen hatte – fast.
Der glasige Blick des Jungen schwand, und sein Gesicht zuckte wie das einer Katze, und er packte erneut sein Schwert und sprang mit einer Drehbewegung auf das Handgelenk des anderen los und entriß dem verblüfften Jäger seine Waffe. Aus dem gleichen Schwung heraus zielte er geradewegs auf das Herz des zweiten Jägers, der sich seinem Schicksal nur durch einen schnellen Sprung nach rückwärts entzog.
Janarrl beugte sich gespannt im Sattel vor und knurrte: »Der Kleine zeigt seine Beißerchen«, doch in diesem Augenblick schlug der dritte Jäger, der einen kleinen Bogen geschlagen hatte, dem Jungen mit seinem Schwertknauf gegen den Hals.
Der Jüngling ließ sein Schwert fallen, schwankte und begann umzusinken, doch der erste Jäger packte ihn am Kragen seiner Tunika und schleuderte ihn auf seine Begleiter zu. Diese empfingen ihn auf ihre Weise und reichten ihn mit Knüffen und Püffen weiter, schlugen ihm mit Dolchgriffen auf den Kopf und in die Rippen, ließen ihn schließlich zu Boden sinken, traten ihn weiter, beutelten ihn wie eine Hundemeute.
Janarrl rührte sich nicht. Er beobachtete seine Tochter. Ihm war ihr erschrecktes Auffahren nicht entgangen, als der Junge auf der Lichtung erschien.
Jetzt sah er, wie sie sich mit zuckenden Lippen vorbeugte. Zweimal setzte sie zum Sprechen an. Ihr Pferd bewegte sich unruhig und wieherte. Schließlich ließ sie den Kopf hängen und wich, ein leises, ersticktes Schluchzen ausstoßend, langsam zurück.
Janarrl stieß ein befriedigtes Grunzen aus und rief: »Genug für jetzt. Bringt ihn her!«
Zwei Jäger schleppten den halb ohnmächtigen Jungen herbei, dessen graue Kleidung blutbespritzt war.
»Feigling«, sagte der Herzog. »Dieser Sport bringt dich nicht um. Man hat dich nur ein bißchen zart herumgestoßen zur Vorbereitung für andere Spiele. Aber ich vergaß, daß du nur ein pfiffiger Zauberlehrling bist, eine weibische Kreatur, die im Dunkel hinter dem Rücken anderer Leute ihre Zaubersprüche brabbelt und Flüche ausstößt – eine Memme, die Tiere tätschelt und den Wald entehrt. Pfui Teufel! Ich spucke dich an. Und doch wolltest du meine Tochter entehren und – hör mir zu, Zauberlehrling, sage ich!«
Und er beugte sich tief aus dem Sattel, ergriff den herabhängenden Kopf des Jungen am Haar und zerrte ihn hoch. Der Junge begann wild mit den Augen zu rollen und zuckte mit einer heftigen Bewegung zurück, die die Jäger überraschte und Janarrl fast aus dem Sattel gerissen hätte.
Im gleichen Augenblick ertönte ein unheimliches Brechen und Scharren, gefolgt von schnellem Hufgetrappel.
Jemand schrie: »Achtung, Herr! O Götter,
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