Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei
unbedeutender Lehrling er war, etwas zugestoßen sein?
›Meine kleine graue Maus, noch halb hin und her gerissen zwischen der Weißen und der Schwarzen Magie‹, so hatte ihn Glavas Rho einmal bezeichnet. Nein, es war undenkbar, daß jenem großen Sinnbild von Weisheit und spiritistischer Macht ein Unglück widerfahren sein sollte. Der große Zauberer ... (Die Art und Weise, wie Maus auf diesem ›groß‹ beharrte, hatte etwas Hysterisches, denn für die Außenwelt war Glavas Rho nur ein einfacher Hinterwald-Zauberer, der kein besseres Ansehen genoß als ein Mingol-Hexenmeister mit seinem gefleckten Hund, der gewöhnlich das zweite Gesicht besaß, oder etwa ein bettelnder Geisterbeschwörer aus Quarmall) ... der große Zauberer und sein Heim waren gleichermaßen durch starke Zaubersprüche geschützt, die kein ruchloser Außenseiter durchbrechen konnte, nicht einmal (Maus' Herz stockte) der oberste Herr dieser Wälder, Herzog Janarrl, der Zauberei jeder Art aus tiefstem Herzen verabscheute, Weiße Magie noch mehr als Schwarze.
Und doch wurde der Brandgeruch jetzt stärker; und Glavas Rhos Häuschen bestand aus harzigem Holz!
Aus Maus' Gedanken schwand jetzt auch die Vision eines ewig furchtsamen, doch hübschen Mädchengesichtes – das Gesicht von Herzog Janarrls Tochter Ivrian, die heimlich bei Glavas Rho Unterricht nahm und im übertragenen Sinne zusammen mit Maus in vollen Zügen die Milch seiner Weißen Magie schlürfte. Tatsächlich nannten sie sich schon gegenseitig Mäuschen, während Maus unter seiner Tunika einen schlichten grünen Handschuh trug, den er Ivrian bei seinem Aufbruch abgeluchst hatte, als wäre er ihr wohlgerüsteter und schwerbewaffneter Ritter und nicht ein schwertloser kleiner Zauberlehrling.
Als Maus die Lichtung auf der Hügelspitze erreichte, ging sein Atem schwer, und nicht nur von dem langen Lauf.
Im ersten Dämmerlicht offenbarte sich auf einen Blick der hufzerpflügte Garten mit Zauberkräutern, der umgeworfene Bienenkorb aus Stroh, der große rußige Streifen an dem glatten Granitfelsen, der das winzige Haus des Zauberers schützte.
Doch auch ohne die dämmerige Helligkeit hätte er die feuerzerfressenen Balken und Stützpfosten wahrgenommen, über die sich noch immer kleine Glutwürmer zogen und hier und da eine gespenstische grüne Flamme, wo irgendeine Zauberflüssigkeit noch beharrlich weiterschwelte. Er hätte das Durcheinander der kostbaren Gerüche von Drogen und Salben registriert und den Geruch verbrannten Fleisches.
Sein hagerer Körper schien zusammenzuklappen. Wie ein Hund auf der Spur eilte er weiter.
Der Zauberer lag dicht hinter der eingeschlagenen Tür. Ihm war es nicht anders ergangen als dem Haus: Die Balken seines Körpers waren entblößt und geschwärzt, die Säfte und Substanzen seines Körpers zerkocht, für immer vernichtet oder zu einer jenseits des Mondes liegenden Hölle aufgegangen.
Und überall ringsum war die Luft von dem leisen, traurigen Summen der Bienen erfüllt, die nun keine Heimat mehr hatten.
Entsetzliche Erinnerungen befielen ihn: Die jetzt geschrumpften Lippen, die leise Zaubersprüche sangen, die verkohlten Finger, die auf die Sterne wiesen oder ein kleines Waldtier streichelten.
Zitternd zog Maus aus dem Lederbeutel an seinem Gürtel einen flachen grünen Stein, auf einer Seite mit tiefgeritzten, fremdartigen Hieroglyphen versehen, auf der anderen mit einem gepanzerten, vielbeinigen Monstrum, das wie eine Riesenameise über unzähligen fliehenden Menschengestalten hockte.
Dieser Stein war das Ziel der Reise gewesen, auf die Glavas Rho ihn geschickt hatte. Dieses Steines wegen war er auf einem Floß über den Pleea-See geschwommen, in den Vorbergen des Hungergebirges herumgestrichen, hatte sich vor einem Trupp rotbärtiger Piraten in Sicherheit gebracht, hatte unbeholfene Fischer hereingelegt, mit einer ältlichen, übelriechenden Hexe geflirtet, einen Stammesschrein ausgeraubt und war schließlich einer Hundemeute entkommen, die man auf ihn angesetzt hatte. Diesen Stein zu gewinnen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, bedeutete, daß er die nächste Stufe seiner Zauberausbildung erklommen hatte.
Jetzt starrte er betäubt auf die matte Oberfläche des Steins, und als er seinen zitternden Körper wieder in der Gewalt hatte, legte er das Gebilde vorsichtig in die verkohlte Hand seines Meisters. Als er sich vorbeugte, merkte er, daß seine Fußsohlen schmerzhaft heiß waren und seine Stiefel an den Rändern ein wenig zu qualmen
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