Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
und die höflichen Regeln der Natur – urplötzlich in Flammen aufgegangen. Und die schwarze Asche nahm Leben an, begann sich zu rühren, und heraus kroch eine Vielzahl nächtlicher Gestalten. Herzlos, nur aus Haß und Schrecken bestehend, doch so lieblich von Angesicht wie schwarze Spinnen, die sich über ihr geometrisches Netz schwingen.
    Wie schön es wäre, diesem Pack das Jagdhorn zu blasen! Es auf die Spur Janarrls zu setzen!
    Tief in seinem Innern begann eine böse Stimme zu flüstern: »Der Herzog muß sterben. Der Herzog muß sterben.« Und er wußte, daß ihn diese Stimme so lange nicht mehr in Ruhe lassen würde, bis er das offenkundige Ziel erreicht hatte.
    Eifrig richtete er sich auf, und ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, als wäre eine Rippe gebrochen; er wunderte sich, daß er es überhaupt bis hierher geschafft hatte. Er biß knirschend die Zähne zusammen und stolperte über eine Lichtung. Als er wieder in den Schutz der Bäume getaucht war, zwang ihn der Schmerz auf alle viere herab. Noch ein kleines Stück kroch er weiter und brach dann zusammen.
     
    Gegen Abend des dritten Tages nach der Jagd schlich sich Ivrian aus ihrem Turmzimmer, befahl dem Stallburschen, ihr ein Pferd zu satteln, und ritt durch den Fluß und den gegenüberliegenden Hang hinauf, bis sie das felsgeschützte Haus Glavas Rhos erreichte.
    Das Chaos, das sie hier entdeckte, verhärtete die Züge ihres weißen Gesichtes noch mehr. Sie stieg ab und trat nahe an die verbrannte Ruine heran und begann zu zittern bei dem Gedanken, daß sie vielleicht die Leiche des Zauberers finden würde. Aber es war nichts zu sehen. Sie konnte erkennen, daß die Asche aufgewühlt war, als hätte jemand suchend darin herumgewühlt und sich Objekte herausgesucht, die der Gewalt der Flammen entkommen waren.
    Absolute Stille herrschte.
    Eine Erhebung am Rande der Lichtung fiel ihr auf, und sie ging darauf zu. Es war ein frisch aufgeworfenes Grab, und anstelle eines Grabsteins lag, von grauen Kieseln umgeben, ein kleiner flacher grünlicher Stein mit seltsamen eingekerbten Symbolen.
    Plötzlich ertönte ein leises Geräusch aus dem Wald. Sie begann zu zittern und erkannte, daß sie schreckliche Angst hatte – Angst, die bis zu diesem Augenblick nur von ihrem Elend überschattet gewesen war.
    Sie blickte auf und stieß einen erstickten Schrei aus, denn ein Gesicht starrte sie durch ein Loch zwischen den Blättern an. Es war ein wildes Gesicht, schmutzverkrustet und grasverschmiert, hier und dort noch mit getrocknetem Blut bedeckt, und von Bartstoppeln beschattet.
    Dann erkannte sie es.
    »Maus!« rief sie zögernd.
    Die antwortende Stimme war ihr fremd.
    »Du bist also zurückgekehrt, um das Unheil, das dein Verrat angerichtet hat, richtig auszukosten?«
    »Nein, Maus, nein!« rief sie. »Das wollte ich nicht! Du mußt mir glauben.«
    »Lügnerin! Es waren die Leute deines Vaters, die ihn umgebracht und das Haus niedergebrannt haben!«
    »Aber das habe ich nicht von ihnen erwartet!«
    »Nicht von ihnen erwartet – als ob das eine Entschuldigung wäre! Du fürchtest dich so sehr vor deinem Vater, daß du ihm alles sagen würdest. Du lebst ja ständig in Angst.«
    »Nicht immer, Maus. Schließlich habe ich den Eber getötet.«
    »Um so schlimmer – damit hast du das Tier umgebracht, das die Götter zur Bestrafung deines Vaters geschickt hatten.«
    »Aber nicht wirklich ich habe den Eber getötet! Ich wollte damit nur angeben, als ich das eben sagte – ich dachte, du hättest es gern, wenn ich mutig bin. Ich erinnere mich nicht daran, wie ich den Speer führte. Mein Kopf war völlig leer. Ich glaube, meine tote Mutter hat mich in diesem Augenblick besessen und den Speer gelenkt.«
    »Lügnerin und Wortverdreherin! Aber ich werde meine Meinung anders formulieren: Du lebst in Angst außer in den Momenten, wenn dich dein Vater zu einer mutigen Tat aufpeitscht. Ich hätte das längst erkennen und Glavas Rho vor dir warnen müssen. Aber ich hatte so meine Träume, was dich betraf.«
    »Du hast mich immer Mäuschen genannt«, sagte sie schwach.
    »Aye, und wir spielten das Mäuschenspiel und vergaßen dabei daß es auch Katzen auf der Welt gibt. Und während ich dann fort war, hast du dich durch Peitschenhiebe dazu bringen lassen, Glavas Rho an deinen Vater zu verraten!«
    »Maus, verdamme mich nicht!« Ivrian schluchzte. »Ich weiß, daß mein Leben bisher nur aus Angst bestanden hat. Seit meiner Kindheit hat mein Vater mich zu der Überzeugung zwingen

Weitere Kostenlose Bücher