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Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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schützt den Herzog!«
    Der verwundete Eber war auf die Füße gekommen und raste auf die Gruppe bei Janarrls Pferd zu.
    Die Jäger hasteten durcheinander und griffen nach ihren Waffen.
    Janarrls Pferd scheute und brachte seinen Reiter noch mehr aus dem Gleichgewicht. Der Eber donnerte wie eine blutbeschmierte Geistererscheinung vorüber. Janarrl fiel dem Tier fast auf den Rücken. Der Eber fuhr heftig herum, um einen Gegenangriff zu starten, und wich drei Speeren aus, die dicht neben ihm in den Boden dröhnten. Janarrl versuchte aufzustehen, doch einer seiner Füße war in einen Steigbügel verwickelt, und sein Pferd befreite sich mit einem Ruck und warf ihn wieder um.
    Der Eber raste heran, doch da dröhnten andere Hufe auf. Ein zweites Pferd huschte an Janarrl vorüber, und ein sicher geführter Speer drang dicht neben dem Kopf des Ebers ein, riß eine tiefe Wunde. Das schwarze Ungeheuer wurde zurückgeworfen, hieb einmal mit seinen Hauern nach dem Speer, fiel schwer auf die Seite und lag still.
    Daraufhin ließ Ivrian den Speer fahren. Der Arm, mit dem sie ihren Angriff geführt hatte, baumelte unnatürlich steif herab. Sie fiel im Sattel zusammen, umfing das Sattelhorn mit der anderen Hand.
    Janarrl rappelte sich auf, beäugte seine Tochter und den Eber. Dann wanderte sein Blick langsam über die Lichtung.
    Glavas Rhos Lehrling war verschwunden.
     
    »Nord sei Süd, und Ost sei West,
Tal sei Berg und Wasser fest.
Schwindligkeit, die die Wege läßt.
Blätter, Gräser tun den Rest.«
    Maus murmelte durch geschwollene Lippen seinen Zauberspruch, als spräche er zu der Erde, auf der er lag. Seine Finger machten dabei kabbalistische Zeichen, und er nahm eine Prise grünes Pulver aus einem kleinen Beutel und schleuderte es mit einer schnellen Bewegung seiner Hand in die Luft, die ihn aufstöhnen ließ. »Wisse Tier, bist wohlgeborgen, Feind von Peitsch und Pfeilesbogen, frei seit allererstem Morgen. Weichet von mir, alle Sorgen!«
    Nachdem der Zauberspruch vollendet war, blieb er still liegen, und die Schmerzen in seinem zerschundenen Körper ließen etwas nach. Er lauschte auf die Geräusche der Jagdgesellschaft, die sich langsam entfernte.
    Sein Gesicht war in ein Grasbüschel gedrückt. Er sah, wie eine Ameise eifrig einen Grashalm erklomm, zu Boden fiel und ihre Aufgabe unbeirrt erneut in Angriff nahm. Einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl, daß das winzige Insekt und er doch viel gemeinsam hatten. Er dachte an den schwarzen Eber, dessen unerwarteter Angriff ihm eine Fluchtchance geboten hatte, und einen seltsamen Moment lang empfand er auch diesem Tier gegenüber eine unheimliche Verbundenheit.
    Vage dachte er an die Piraten, die ihm im Westen ans Leder gewollt hatten. Ihre fröhliche Wildheit war etwas völlig anderes gewesen als die zielbewußte Brutalität der janarrlschen Jäger.
    Langsam stiegen Wut und Haß in ihm auf. Er sah die Götter Glavas Rhos, deren feierliche Gesichter weiß und höhnisch verzogen waren. Er vernahm die Worte der alten Gesänge, aber sie hatten plötzlich eine gänzlich neue Bedeutung.
    Dann verschwanden diese Visionen, und er sah sich nur von einem Wirbel grinsender Gesichter und grausamer Hände umgeben. Irgendwo in all dem Durcheinander war auch das weiße schuldbewußte Gesicht eines Mädchens. Schwerter, Stöcke, Peitschen. Alles wirbelte durcheinander.
    Und in der Mitte, wie die Nabe eines Rades, auf dem Männer gerädert werden, die breite stämmige Gestalt des Herzogs.
    Was bedeuteten diesem Rad die Lehren Glavas Rhos? Es hatte ihn überrollt und zerdrückt. Was bedeutete Janarrl und seinen Günstlingen die Weiße Magie? Sie war für sie ein kostbares Pergament, das sie besudeln mußten. Magische Perlen, die in den Dreck getreten wurden. Gedanken großer Weisheit, die zerquetscht wurden, wie das Gehirn, das diese Gedanken gedacht hatte.
    Aber da gab es noch eine andere Art Zauber. Einen Zauber, den ihm Glavas Rho verboten hatte, manchmal mit lächelndem Gesicht, doch nie ohne einen tiefen Ernst. Eine Magie, die Maus nur in Form von Hinweisen und Warnungen kennengelernt hatte. Die Magie, die von Tod und Haß und Schmerz und Verfall abstammte, die sich mit Giften und nächtlichem Kreischen umtat, die aus der schwarzen Leere zwischen den Sternen herabrann, die – wie Janarrl selbst gesagt hatte – hinter dem Rücken der Leute in der Dunkelheit schwelte.
    Es war, als wäre Maus' früheres Wissen – das Wissen um kleine Wesen und Sterne und wohltätige Zauberkräfte

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