Schwesterlein, komm tanz mit mir
und fragte sie nach Nashs Aktivitäten aus. Ernie Cizek saß im Hubschrauber, der in geringer Höhe das Grundstück überflog.
Chris hörte den Lärm der Maschine durch das geschlossene Fenster. Sie suchten nach Michael Nashs schwarzem Mercedes-Kombi. Streifenwagen der Ortspolizei schwärmten über das Gelände aus und überprüften die äußeren Gebäude.
Grimmig erinnerte sich Chris, welches Glück er gehabt hatte, als er voriges Jahr einen Mercedes-Kombi kaufen konnte. Der Verkäufer hatte ihn überredet, ein Lojack-System einbauen zu lassen. «Das wird gleich mit verdrahtet», hatte er erklärt. «Sollte Ihr Wagen jemals gestohlen werden, ist er binnen Minuten zu orten. Sie telefonieren der Polizei Ihre Lojack-Codenummer durch, und die wird in einen Computer eingegeben. Ein Transmitter aktiviert dann das System in Ihrem Auto. Viele Streifenwagen sind dazu ausgerüstet, dem Signal zu folgen.»
Chris besaß den Wagen erst eine Woche, als er draußen vor der Galerie gestohlen wurde. Im Kofferraum lag ein Gemälde im Wert von 100000 Dollar. Er war nur schnell in sein Büro gegangen, um seine Aktentasche zu holen, und als er wiederkam, war der Wagen weg. Er hatte telefoniert und den Diebstahl gemeldet, und binnen fünfzehn Minuten hatten sie den Kombi aufgespürt und festgehalten.
Wenn Nash Darcy jedoch nur in einem gestohlenen Wagen mitgenommen hätte, den man verfolgen konnte!
«Oh, mein Gott!» Chris rannte durch den Raum und packte Mrs. Hughes am Arm. «Bewahrt Nash seine persönlichen Akten hier oder in New York auf?»
Sie schaute verblüfft. «Hier. In einem Raum neben der Bibliothek.»
«Ich will sie sehen.»
Vince sagte in den Telefonhörer. «Bleibt dran.» Dann fragte er: «Was ist, Chris?»
Chris antwortete nicht. «Wie lange hat der Doktor den Kombiwagen schon?»
«Etwa sechs Monate», antwortete John Hughes. «Er wechselt die Autos regelmäßig aus.»
«Dann wette ich, daß er es hat.»
Die Aktenordner standen in einer Reihe hübscher Mahagonischränke. Mrs. Hughes wußte, wo der Schlüssel versteckt war.
Der Ordner für den Mercedes war leicht zu finden. Chris ergriff ihn. Sein triumphierender Schrei ließ die anderen herbeilaufen. Er nahm den Lojack-Prospekt aus dem Ordner. Die Codenummer für Nashs schwarzen Mercedes stand darin.
Der Polizist aus Bridgewater begriff, was Chris gefunden hatte. «Geben Sie her», sagte er. «Ich gebe die Nummer telefonisch durch. Unsere Streifenwagen haben das System.»
«Sie waren im Krankenhaus, Darcy.» Michaels Stimme klang ruhig.
Ihr Mund war so trocken. Sie hätte gern ein Glas Wasser gehabt, aber sie wagte nicht, ihn abzulenken. «Ja, ich hatte Gehirnhautentzündung. Ich weiß noch, wie elend ich mich fühlte. Ich dachte, ich würde sterben. Meine Eltern saßen an meinem Bett. Ich hörte den Arzt sagen, er glaube nicht, daß ich es schaffen würde.»
«Wie haben Ihre Eltern reagiert?»
«Sie haben sich umarmt. Mein Vater sagte: ‹Barbara, wir haben ja noch uns.›»
«Und das hat Sie verletzt, nicht?»
«Ich wußte, daß sie mich nicht brauchten», flüsterte sie.
«Ach, Darcy, wissen Sie denn nicht, daß man, wenn man glaubt, jemanden zu verlieren, den man liebt, instinktiv nach jemandem oder etwas sucht, woran man sich klammern kann? Sie versuchten, damit fertig zu werden, oder besser, sich darauf vorzubereiten, es zu bewältigen. Ob Sie’s glauben oder nicht, das ist eine gesunde Reaktion.
Und seither haben Sie immer versucht, Ihre Eltern auszuschließen, nicht wahr?»
Hatte sie das getan? Sich immer gegen die Kleider gewehrt, die ihre Mutter ihr kaufte, gegen die Geschenke, mit denen sie sie überschütteten, ihren Lebensstil kritisiert, etwas, das zu erreichen sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet hatten … Sogar ihr Beruf. War das Trotz, um etwas zu beweisen? «Nein, das ist es nicht.»
«Was ist es nicht?»
«Mein Beruf. Ich liebe das, was ich tue, wirklich.»
«Ich liebe, was ich tue.» Michael wiederholte die Worte langsam und rhythmisch. Auf dem Band hatte ein neues Lied begonnen.
«Save the Last Dance for Me.»
Er stand auf. «Und ich liebe das Tanzen.
Jetzt,
Darcy. Aber vorher habe ich ein Geschenk für Sie.»
Entsetzt sah sie zu, wie er aufstand und hinter den Sessel griff. Er wandte sich ihr zu, einen Schuhkarton in der Hand.
«Ich habe für Sie diese hübschen Tanzschuhe gekauft, Darcy.»
Er kniete vor dem Sofa nieder und zog ihr die Stiefel aus. Ihr Instinkt warnte Darcy, sich nicht zu wehren. Sie grub ihre
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