Schwestern der Dunkelheit
sie. »Mach dir nichts draus. Ich kann dich trainieren.«
»Viv und ich können dir ebenfalls helfen«, murmelte Selene. »Du wirst schnell lernen.«
» Nein - danke«, antwortete Thea. Sie war in ihrem Stolz getroffen, und ihre Wangen standen in Flammen. »Ich schaffe das schon allein. Morgen. Ich habe schon einen Plan.«
Unter dem Tisch drückte Dani ihr die Hand. »Du wirst das bestens hinbekommen.«
»Dann sieh zu, dass du es morgen auch wirklich schaffst. Sonst könnte ich noch denken, dass du ihn doch nicht willst.«
Und dann, zu Theas ungeheurer Erleichterung, läutete es zum Ende der Pause.
»Weißdorn, Schafgarbe, Angelika ...« Thea spähte durch das dicke blaue Glas eines unbeschrifteten Krugs. »Irgendein scheußliches Pulver ...«
Sie stand im vorderen Raum des Ladens ihrer Großmutter, der jetzt verlassen war, weil sie für den Abend geschlossen hatte. Allein die Anwesenheit all dieser Kräuter, Edelsteine und Amulette schenkte ihr ein Gefühl des Trostes. Ein Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben.
Ich liebe diesen Laden, dachte Thea und betrachtete die von der Decke bis zum Boden reichenden Regale mit Flaschen, Schachteln und staubigen Phiolen. Eine ganze Wand strotzte voller Tabletts mit Steinen - unpolierte und polierte, seltene und halbwegs kostbare, einige mit eingravierten Symbolen oder Worten der Macht, andere schmutzig und frisch aus der Erde. Thea nahm sie gern in die Hand und murmelte ihre Namen: Turmalin, Amethyst, Honigtopas, weiße Jade.
Und dann waren da die wohlriechenden Kräuter: alles, was man brauchte, um Verdauungsstörungen zu behandeln oder einen Liebsten zu rufen; um Arthritis zu besänftigen oder seinen Vermieter zu verfluchen. Einige dieser Dinge - die einfachen - funktionierten, egal ob man eine Hexe war oder nicht. Es waren natürliche Heilmittel, und Gran verkaufte sie sogar an Menschen. Aber die echten Zauber verlangten sowohl geheimes Wissen als auch hellseherische Kräfte, und kein Mensch konnte sie aktivieren.
Thea braute einen echten Zauber zusammen.
Zuerst wilde Stiefmütterchen. Die eigneten sich für jeden Liebeszauber. Thea öffnete einen Behälter und betastete sanft die getrockneten purpurnen und gelben Blüten. Dann gab sie eine Handvoll davon in einen feinen Netzbeutel.
Was noch? Selbstverständlich Rosenblätter. Sie entkorkte einen großen Keramikkrug, und während sie die Blüten in ihren Beutel gab, stieg ihr ein süßer Duft in die Nase.
Kamille, ja. Rosmarin, ja. Lavendel ... sie drehte den Korken aus einer kleinen Phiole mit Lavendelessenz. Davon konnte sie auf der Stelle etwas gebrauchen. Sie mischte die Essenz in der Hand mit einem Teelöffel Jojobaöl, dann tupfte sie die wohlduftende Flüssigkeit auf ihre Schläfen und in ihren Nacken.
Blut, fließe! Kopfschmerz, geh!
Fast sofort begann sich die Anspannung in ihrem Nacken zu lösen. Sie holte tief Luft und schaute sich um.
Dazu noch herzförmig geschnitzter Rosenquarz für die Anziehung. Ein Stück rohen Bernstein für den Zauber. Oh, und Magneteisenstein für den Magnetismus und einige kleine Granate für das Feuer.
Es war vollbracht. Morgen früh würde sie ein Bad nehmen und das Wasser diesen riesigen Teebeutel tränken lassen, während sie einen Ring aus roten Kerzen verbrannte. Sie würde in der machtvollen Mixtur baden und den Geruch und die Essenz in ihre Haut sickern lassen. Und wenn sie aus der Wanne stieg, würde sie unwiderstehlich sein.
Sie wollte gerade weggehen, als ein Lederbeutel ihre Aufmerksamkeit erregte.
Nein. Nicht das , sagte sie sich. Du hast hier eine Mixtur, um sein Interesse und seine Zuneigung zu fördern. Und die ist wirklich stark genug, um ihn dazuzubringen, dich anzuhören.
Du willst nichts Stärkeres.
Aber unwillkürlich griff sie trotzdem nach dem weichen Beutel. Sie öffnete ihn, nur um hineinzuschauen.
Er war mit rötlich braunen Spänen gefüllt von etwa der Größe eines Daumennagels, die einen holzigen, aromatischen Geruch verströmten.
Yemonjawurz. Die Garantie dafür, ein unwilliges Herz anzulocken. Aber für Jungfrauen im Allgemeinen verboten.
Doch Thea untersagte sich, länger darüber nachzudenken, und gab verwegen ein halbes Dutzend Späne in ihren Netzbeutel. Dann legte sie den abgenutzten Lederbeutel zurück auf sein Regal.
»Hast du es schon gefunden?«, erklang eine Stimme hinter ihr.
Thea fuhr herum. Gran stand am Fuß der schmalen Treppe, die zur Wohnung über dem Laden
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