Schwestern der Dunkelheit
Immerhin musste sie weniger Zeit damit verbringen, vor Blaise so tun als ob.
»Dann ist es also ein Date.« Er wirkte immer noch so glücklich. »Und ... Thea?« Er sprach den Namen schüchtern aus, als habe er beinahe Angst, ihn zu benutzen. »Vielleicht - vielleicht könnten wir auch ein andermal etwas anderes unternehmen. Ich meine, wir könnten ausgehen, oder du könntest zu mir nach Hause kommen ...«
»Uh ...« Der Geruch der Yemonja machte sie wirklich schwindelig. »Uh ... hm, diese Woche - ich versuche, mich an die neue Schule zu gewöhnen und alles. Aber vielleicht später.«
»In Ordnung. Später.« Sein Lächeln kam unerwartet und war erstaunlich. Es verwandelte sein Gesicht und machte aus der süßen, ernsten Schüchternheit ein charismatisches Strahlen. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann, frag einfach.«
Er sieht wirklich verdammt gut aus, dachte Thea. Sie spürte ein Ziehen in ihrem Innern und fühlte sich wie ein Vogel, der von einem Baum gelockt wurde. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie attraktiv er war oder dass die grünen Einsprengsel in seinen Augen das Sonnenlicht einzufangen schienen ...
Hör auf damit! , befahl sie sich abrupt. Dies hier ist etwas Geschäftliches, und er ist Ungeziefer. Bei diesem Wort stieg eine Welle der Scham in ihr auf, obwohl sie es nicht einmal aussprach. Aber sie musste irgendetwas tun. Ohne es zu wollen, war sie ihm nahe gekommen, also schaute sie in sein Gesicht auf. Jetzt waren sie nur Zentimeter voneinander entfernt, und ihr war definitiv schwindelig.
»Ich muss gehen - sofort. Ich sehe dich später«, murmelte sie und zwang sich dazu, sich zurückzuziehen.
»Später«, sagte er. Er strahlte immer noch.
Thea floh.
Mittwoch, Donnerstag und Freitag versuchte sie, ihn zu ignorieren. Sie ging ihm in den Fluren aus dem Weg und gab sich immer möglichst beschäftigt. Er schien zu verstehen und sprach sie nicht an. Sie wünschte nur, er hätte nicht ständig so träumerisch und glücklich ausgesehen.
Und dann war da Blaise. Blaise hatte sich bereits zwei muskulöse Footballspieler geangelt, die ihr auf Schritt und Tritt folgten - Buck und Duane -, aber keiner von ihnen war zum Ball eingeladen. Blaise hatte eine einzigartige Methode, sich Jungen auszuwählen. Sie schickte sie alle weg.
»Du willst mich nicht«, sagte sie zu einem unglaublich attraktiven Amerikaner ostasiatischer Herkunft, der einen Ohrring trug.
Es war in der Mittagspause am Donnerstag, und die Hexen hatten einen ganzen Tisch für sich: Vivienne und Selene mit Blaise auf einer Seite, Dani mit Thea auf der anderen. Der attraktive Junge stützte sich mit einem Knie auf einen Stuhl und wirkte sehr nervös. »Du kannst dir mich nicht leisten, Kevin. Ich werde dich ruinieren. Besser, du verschwindest«, sagte Blaise und schaute die ganze Zeit über mit einem schlafenden Feuer in den grauen Augen zu ihm auf.
Kevin bewegte sich. »Aber ich bin reich.« Er sagte es unaufdringlich, ohne Prahlerei.
»Ich rede nicht von Geld«, entgegnete Blaise. Sie lächelte herablassend. »Und außerdem glaube ich nicht, dass du wirklich interessiert bist.«
»Machst du Witze? Ich bin verrückt nach dir. Wann immer ich dich sehe ... ich weiß nicht... es macht mich einfach verrückt.«
Er schaute die anderen Mädchen an, und Thea wusste, dass es ihm unangenehm war, Publikum zu haben. Aber offensichtlich nicht unangenehm genug, um zu schweigen. »Ich würde alles für dich tun.«
»Nein, das denke ich nicht.« Blaise spielte mit einem Ring an ihrem linken Zeigefinger.
»Was ist das?«, warf Vivienne lässig ein.
»Hm? Oh, nur ein kleiner Diamant«, antwortete Blaise. Sie streckte die Hand aus, und ließ das Licht darin funkeln. »Stuart McReady hat ihn mir heute Morgen geschenkt.«
Kevin bewegte sich erneut. »Ich kann dir ein Dutzend Ringe kaufen.«
Er tat Thea leid. Er schien ein anständiger Kerl zu sein, und sie hatte ihn davon erzählen hören, dass er Musiker werden wolle. Aber aus langer Erfahrung wusste sie, dass es nichts nutzen würde, ihm zu sagen, er solle verschwinden. Es würde ihn nur noch halsstarriger machen.
»Aber ich würde keinen Ring von dir wollen«, sagte Blaise mit sanfter, tadelnder Stimme. »Stuart hat mir den hier geschenkt, weil er das einzige Erinnerungsstück war, das er von seiner Mom hatte. Er bedeutete ihm alles - also wollte er, dass ich ihn bekomme.«
»Ich würde das Gleiche tun«, entgegnete Kevin.
Blaise schüttelte
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