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Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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heraufbeschwören.« Sie zog die Augenbrauen hoch und sah Thea vielsagend an. Vor zwei Jahren hatten sie sich in Vermont - während ihre menschlichen Altergenossen lärmend von Haus zu Haus zogen - hinter Ahornbäumen versteckt und heimlich die Samhain-Beschwörung beobachtet. Sie hatten gesehen, wie die Ältesten die Magie der Hekate benutzten, der ältesten Hexe von allen, der Göttin von Mond und Nacht und Zauberei, um Geister auf diese Seite des Schleiers zu ziehen. Für Thea war es erschreckend, aber aufregend gewesen - für Blaise lediglich aufregend.
  Thea gab schließlich den Versuch auf, Blaise Angst zu machen.
    Thea betrachtete die drei sternförmigen, blauen Blüten in ihrer Hand. Dann aß sie sie, eine nach der anderen.
  »Jetzt sag: >Ego borago gaudia semper ago< «, instruierte Selene sie. »Das bedeutet: >Ich, das Gurkenkraut, bringe immer frischen Mut.< Altrömischer Zauber.«
      Thea murmelte die Worte vor sich hin. Schon den zweiten Tag in Folge befand sie sich auf der Terrasse der Cafeteria und betrachtete einen sandfarbenen Kopf an deren anderem Ende.
  »Geh und schnapp ihn dir, Tiger«, forderte Blaise sie auf. Vivienne und Dani nickten ermutigend. Thea straffte die Schultern und marschierte los.
  Sobald Erik sie kommen sah, machte er sich wieder über den Seitenpfad aus dem Staub.
  Du Idiot , dachte Thea. Du weißt nicht, was gut für dich ist. Vielleicht sollte ich dich einfach Blaise überlassen.
  Aber sie folgte ihm. Er stand direkt hinter den Gebäuden und starrte ins Leere. Sie konnte nur sein Profil sehen, was sehr hübsch war - rein und irgendwie einsam.
  Thea schluckte und schmeckte die anhaltende Süße der Gurkenkrautblüten. Was sollte sie sagen? Sie war es nicht gewohnt, mit Menschen zu reden - erst recht nicht mit menschlichen Jungen.
  Ich werde einfach sagen: »Wie läuft’s denn so?«, und ganz locker sein, dachte sie. Aber als sie den Mund öffnete, war das, was herauskam: »Es tut mir leid.«
  Er drehte sich sofort um. Er wirkte verblüfft. »Es tut dir leid?«
  »Ja. Es tut mir leid, dass ich so gemein war. Was denkst du, warum ich dir sonst gefolgt bin?«
  Erik blinzelte - und Thea hatte den Eindruck, dass sich seine Wangen unter seiner Sonnenbräune röteten. »Ich habe geglaubt, du wärst wütend auf mich, weil ich dich immer angestarrt habe. Ich wollte dich nicht noch wütender machen.«
  »Du hast mich angestarrt?« Thea fühlte sich selbst ein wenig erhitzt. Als dampften die Kräuter von ihrem Bad duftend aus ihrer Haut.
  »Hm - ich habe immer wieder versucht, es nicht zu tun. Immerhin habe ich es jetzt heruntergefahren, auf einen Blick alle dreißig Sekunden.« Er meinte das vollkommen ernst.
  Thea hätte am liebsten gelacht. »Es ist okay. Es macht mir nichts aus«, erwiderte sie. Ja, sie konnte den Liebestrank jetzt definitiv riechen. Der berauschende, blumige Duft von Rosen und wilden Stiefmütterchen, dazu das würzige Aroma von Yemonjawurz.
  Erik schien sie beim Wort zu nehmen. Er starrte sie an. »Mir tut es leid, dass ich vorher so ein Idiot war. Bei der Schlange, meine ich. Ich habe wirklich nicht versucht, dich anzumachen.«
  Thea war alarmiert. Sie wollte nicht daran denken, was in der Wüste geschehen war.
  »Ja, schon okay, ich weiß«, sagte sie. Er beobachtete sie so eindringlich, und seine Augen waren von einem solch wunderschönen, warmen Braun. »Hm - der Grund, warum ich mit dir reden will ist ... du weißt schon, diesen Samstag findet doch der Ehemaligenball statt. Also dachte ich, wir könnten vielleicht zusammen hingehen.«
  Erst als die Worte heraus waren, fiel ihr siedend heiß ein, dass in der menschlichen Gesellschaft üblicherweise die Mädchen von den Jungs zu Bällen eingeladen wurden. Vielleicht war sie zu direkt gewesen.
  Aber er wirkte - nun, extrem erfreut. »Du machst Witze! Meinst du das ernst? Du würdest mit mir hingehen?«
  Thea nickte nur.
  »Aber das ist ja großartig. Ich meine - danke .« Er war so aufgeregt wie ein Kind an Beltane. Dann umwölkte sich seine Miene.
  »Oh Mist, ich habe etwas vergessen. Ich habe Dr. Salinger - das ist mein Boss in der Tierklinik - versprochen, Samstag dort die Nachtwache zu übernehmen, von Mitternacht bis acht Uhr morgens. Jemand muss die Tiere beobachten und über Nacht bleiben, und Dr. Salinger ist wegen einer Konferenz nicht da.«
  »Das macht nichts«, sagte Thea. »Wir werden einfach vor Mitternacht zu dem Ball gehen.« Sie war erleichtert.

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