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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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nicht. Die Fellbüschel hingen fest und ließen mich nicht mehr weg.
    Ein Insekt, das bei dem plötzlichen Kälteeinbruch noch nicht draufgegangen war, summte mir um den Kopf, und ich zuckte mit den Ohren und widerstand dem Drang, mit den Pfoten nach ihm zu schlagen. Nein, lass das, dachte ich. Ich habe größere Sorgen als eine blöde Fliege. Zum Beispiel, wie ich mich von diesem verdammten Grünzeug befreien soll. In Katzengestalt fiel es mir immer schwerer, meine Impulse zu kontrollieren. Käfer lenkten mich ab, und Spinnen...  Blätter, die im Wind herumwirbelten, ein Löwenzahn, der seine Flugsamen freigab...  ach ja, ich fand einfach alles unwiderstehlich, was eine spannende Jagd versprach.
    Ich stemmte mich erneut gegen die Kletten, doch ein scharfer Schmerz am Schwanzende sagte mir, dass das vielleicht nicht die beste Idee war. Was jetzt? Ich konnte mich nicht zurückverwandeln, solange der Mond voll war – nicht vor dem nächsten Morgen. Camille hetzte mit der Wilden Jagd durch die nächtlichen Wälder, und Menolly war in der Stadt bei einem Treffen der Anonymen Bluttrinker – meine Familie würde mir jedenfalls nicht zu Hilfe kommen.
    Schnaufend versuchte ich es erneut und riss mir beinahe ein dickes Büschel Fell aus. Ach, verdammt. Frustriert duckte ich mich, wobei ich darauf achtete, mich möglichst nicht noch mehr zu verheddern. Diese Nacht wurde einfach immer besser.
    Erstens musste ich auf meine allnächtliche Dosis Schwachsinns-Fernsehen verzichten, und ein Abend ohne Jerry Springer war ein Abend, an dem ich Menolly nicht zwingen konnte, sich mit mir zusammenzusetzen. Wir machten uns die Nägel, aßen tonnenweise Popcorn und tratschten über Camille und ihre Liebhaber, bis Menolly zur Arbeit gehen musste.
    Dann war ich wild entschlossen gewesen, eine Maus zu erledigen, die an Camilles Beinwurz herumgeknabbert hatte. Ich hatte den Nager gepackt und fest unter einer Kralle, als die Maus mir eine rührselige Geschichte über einen großen Wurf kleiner Mäuler zu Hause erzählte. Camille sagte ja immer, ich sei zu weichherzig, und damit hatte sie wohl recht. Ich ließ die Maus ziehen, immerhin mit einem geknurrten »Verschwinde hier, sonst mach ich Hackfleisch aus dir«.
    Meine Schwestern wussten nicht, dass ich in meiner Tiergestalt mit anderen Tieren sprechen konnte. Dies war meine eigene, ganz besondere Welt, zu der sie keinen Zugang hatten. Camille hatte ihre Verbindung zur Mondmutter, und Menolly ihre Blutlust...  obwohl das eine relativ neue Eigenschaft in ihrem Leben war – der Elwing-Blutclan hatte sie gegen ihren Willen in einen Vampir verwandelt. Sie hatte wahrlich nicht darum gebeten , in einen Blutsauger verwandelt zu werden. Aber meine besondere Fähigkeit hatte ich mein ganzes Leben lang geheim gehalten. Sie gehörte mir allein, und ich wollte sie mit niemandem teilen.
    Nachdem die Maus davongelaufen war, hatte ich mich hingesetzt, um mich zu putzen, und – verflucht noch mal, ich hatte mir ein lebhaftes Grüppchen Flöhe eingefangen. Jetzt würde ich ein Bad mit Flohshampoo oder ein paar Tropfen Advantage 80 brauchen, und beides vertrug sich gar nicht mit meinem Teerosen-Parfüm; außerdem bekam ich davon sehr trockene Haut und einen leichten Ausschlag.
    Diese scheußlichen Gedanken führten mich in die Gegenwart zurück: besiedelt von einem fröhlichen Flohzirkus, verhakt in Kletten, beobachtet von einem unbekannten Eindringling irgendwo im Wald, der noch dazu haufenweise Katzenmagie ausstrahlte. Jetzt wurde es erst richtig lustig! Hurra-a-a. Es kotzte mich an, dass die meisten Leute glaubten, wir Werwesen verbrächten die Vollmondnächte damit, Party zu machen und so richtig die Sau rauszulassen. Wenn das hier eine Party sein sollte, würde ich jederzeit ein gutes Buch und einen Becher heiße Milch vorziehen, vielen Dank.
    Ein weiteres Knistern aus dem Wald erregte meine Aufmerksamkeit. Was auch immer ich jetzt unternehmen wollte, ich sollte mich besser beeilen. Vorsichtig probierte ich noch einmal, mich von den Kletten zu befreien. Keine Chance, die stacheligen Kugeln hielten mich gefangen. Es würde verteufelt weh tun, aber ich würde mich losreißen müssen. Ich konnte nicht einfach darauf hoffen, dass derjenige, der sich da im Wald herumtrieb, mir freundlich gesinnt war. Ich schloss die Augen und wappnete mich gegen den Schmerz, als mich ein Laut links von mir erschreckte. Nervös fuhr ich herum.
    Dort, vom Mond beschienen, saß die Maus, die ich hatte entkommen lassen. Sie

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