Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
sagte sie. »Ich spüre es genau. Ist heute Nacht etwas geschehen, wovon ich wissen sollte?«
Ich sprang auf. »Ich habe auf dich gewartet.« Ich warf einen Blick aus dem Fenster. In wenigen Augenblicken würde die Sonne aufgehen. »Komm mit mir nach draußen. Ich habe letzte Nacht Katzenmagie gerochen, und ich glaube, es könnte ein Werwesen hier herumstreifen, aber ich bin nicht sicher. Ich war in Katzengestalt, und der Vollmond bringt mich manchmal ziemlich durcheinander.«
Sie zerzauste mir das Haar, eine Gewohnheit, die ich ebenso sehr liebte, wie ich sie hasste. »Gehen wir nachsehen, meine Süße.« Mit einem Blick zu Menolly fügte sie hinzu: »Du musst schleunigst nach unten. Der Himmel ist klar, und die Sonne geht gleich auf. Es wundert mich, dass du die Schwere noch nicht spürst.«
Menolly fuhr sich mit der Hand über die Augen.
»Doch, das tue ich. Ich lege Maggie schnell in ihre Kiste und gehe gleich ins Bett.« Im Gegensatz zu den meisten anderen Vampiren schlief Menolly in einem richtigen Bett, und ihr Nest – wie aus einer Deko-Zeitschrift eingerichtet – war im Keller versteckt, hinter einem geheimen Eingang, den wir extra eingebaut hatten. Niemand außer Iris wusste, dass hinter dem Regal in der Küche eine Treppe in Menollys Wohnung führte.
Camille folgte mir hinters Haus. Ich schnappte mir unterwegs eine Handschaufel. Aus dieser Höhe sah alles ganz anders aus, doch sobald ich die Kletten entdeckte, spürte ich, wie Wut in mir hochkochte. Ich hielt an und kniete mich hin, um sie auszureißen.
»Was tust du da?«, fragte Camille.
Ich brummte. »Diese kleinen Biester haben sich letzte Nacht in meinem Schwanz verfangen. Ich werde einen Gärtner kommen lassen, der den Garten von Disteln und Dornen und diesen grässlichen Kletten befreit.« Es gelang mir, die Spitze der Schaufel unter die Wurzel zu schieben; ich hebelte die Pflanze aus und warf sie auf den Komposthaufen.
»O ja, das hilft ganz sicher. Die Samen werden einfach neue Pflanzen hervorbringen, du dumme Nuss. Und pass ja auf, dass du nicht meine Belladonna oder den Eisenhut ausrupfst«, sagte sie und verkniff sich ein Kichern, während ich sie zu dem Pfad führte, wo ich den Eindringling gespürt hatte. »Ich nehme an, dein Hintern tut weh?«
»Ja, fürchterlich«, sagte ich. »Also, geben die Banne echten Alarm, oder wurden sie nur versehentlich ausgelöst?« Die Banne waren ein Zauber von Camille, und sie war die Einzige, die sich in den verschiedenen Varianten von Störungen zurechtfand, die eintraten, wenn jemand die magische Schutzvorrichtung durchbrach.
Sie schloss die Augen. »Da waren keine Dämonen am Werk, aber das muss nicht viel heißen, wenn man bedenkt, dass Bad Ass Luke beispielsweise Wisteria dazu gebracht hat, für ihn zu arbeiten.« Plötzlich blieb sie stehen, blinzelte und sagte: »Wusstest du eigentlich, dass Trillian bei Chase bleiben wird, bis er eine eigene Wohnung gefunden hat? Er ist letzte Nacht bei ihm eingezogen.«
Ich blinzelte überrascht. Chase hatte bei unserer letzten Unterhaltung nichts dergleichen erwähnt. »Nein. Und was glaubst du, wie lange dieses Arrangement gutgehen wird?«
Trillian gehörte zu den Svartanern, den finsteren Cousins der Elfen, und er hielt Camille schon seit Jahren hin. Er war ihr Liebhaber, obwohl sie manchmal nicht einmal sicher war, ob sie ihn überhaupt mochte.
»Ich weiß nicht, aber das ist besser als Menollys Vorschlag«, erwiderte Camille schaudernd. Unsere reizende Unruhestifterin von einer Schwester hatte vorgeschlagen, Trillian solle doch bei Morio einziehen, was die Mutter aller Katastrophen gewesen wäre. Natürlich hatte sie fies gegrinst, als sie das vorgebracht hatte, aber Camille und ich wussten nur zu gut, dass Menolly tatsächlich dem Chaos zuneigte. Ihre Vorstellung von einem unterhaltsamen Abend war eine herzhafte Prügelei drüben im Wayfarer.
»Ich fürchte, ich habe sie ein paarmal zu oft gezwungen, sich diese Talkshows mit mir anzuschauen«, sagte ich und verdrehte die Augen.
Morio, ein Yokai-kitsune aus Japan – ein Fuchsdämon, der zu den Naturgeistern gehörte –, war Camilles anderer Liebhaber. Die beiden hatten zueinandergefunden, als sie draußen am Mount Rainier versehentlich einen Lustzauber ausgelöst hatten; mehr hatte es nicht gebraucht, damit die beiden eine Bettgeschichte miteinander anfingen. Camille hatte eine Schwäche für böse Buben.
Trillian und Morio hielten eine Art Waffenstillstand ein, weil sie beide aufrichtiges
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