Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
ihr beiden. Ich kümmere mich um die Kleine«, sagte sie und setzte Maggie in ihren Laufstall.
Camille zog einen fließenden schwarzen Abendmantel über und marschierte zur Tür hinaus in den beißend kalten Morgen. Ich schlüpfte in meine Lederjacke und vergewisserte mich, dass mein langes Messer mit der Silberklinge im Futteral in meinem Stiefel steckte. Eine Zeitlang hatte ich eine Schusswaffe getragen, doch das Eisen war auf die Dauer zu viel für mich gewesen, obwohl die eigens für mich angefertigte Glock, die Chase mir besorgt hatte, nur ganz wenig davon enthielt. Ich hatte nie damit schießen müssen, und gegen Dämonen würde sie sowieso nichts ausrichten.
Chase hingegen ließ sich für seine Pistole spezielle Kugeln machen. Manche hatten einen Eisenkern für den Fall, dass er gesetzlose Feen zur Strecke bringen musste. Andere enthielten Silber, so dass man Werwölfe damit töten konnte – die einzige Spezies von Werwesen, die Silber nicht vertrug.
Ich lief die klappernden Verandastufen hinunter in den kalten Dezembermorgen; die Wolken hatten einen Schimmer, der Schnee androhte. Seattle war zwar nicht gerade das WinterWunderland, doch ab und zu bekamen wir schon eine hübsche Schneedecke.
Camille warf mir eine Kusshand zu, sprang in ihren Lexus und fuhr die Auffahrt hinunter. Ich ging knirschend über das frostbedeckte Gras und stieg in meinen Jeep Wrangler. Während ich den Motor warm laufen ließ, kehrten meine Gedanken zu dem Werwesen zurück, das auf unserem Land herumgeschlichen war. Seit wir seine Spuren gefunden hatten, patrouillierten wir drei jede Nacht an den Grenzen unseres Grundstücks. Wir konnten immer noch Katzenmagie riechen, aber weder Menolly noch Camille nahmen irgendwelche dämonischen Energien wahr. Dass wir etwas nicht riechen konnten, bedeutete natürlich noch lange nicht, dass es nicht da war.
Seit Schattenschwinge auf dem Kriegspfad war – und inzwischen vermutlich stinksauer auf uns –, hatte die grausame Wirklichkeit meinen Optimismus ein wenig gedämpft. Vielleicht bedeutete das auch, dass ich erwachsen wurde. Ich konnte nicht mehr Bubbles von den Powerpuff Girls spielen. Das Problem mit dem Leben war eben, dass es einem ständig dazwischenkam, egal, wie schön man sich alles in der Phantasie ausgemalt hatte.
Der Indigo Crescent lag mitten im Geschäfts- und Einkaufsviertel von Belles-Faire. Mein Büro war im selben Gebäude, im ersten Stock, und von dort aus spielte ich zwischen den AND-Einsätzen die Privatdetektivin. Es gab einen alternativen Zugang über eine Außentreppe, so dass meine Klienten auch außerhalb der Öffnungszeiten von Camilles Buchhandlung zu mir kommen konnten.
Ich fand einen Parkplatz nur eine Querstraße weiter, aber die Luft war so kalt, dass es mir den Atem verschlug, während ich die Straße entlangjoggte. Camilles Lexus stand natürlich genau vor der Buchhandlung, wie immer. Aber ich kannte ihr Geheimnis, und das war nicht einfach nur Glück. Sie hatte irgendetwas gegen die Parkplatz-Götter in der Hand, und die verweigerten ihr niemals einen guten Platz. Ich bearbeitete Camille seit Wochen, damit sie mir endlich ein passendes Amulett machte, aber sie schob es immer wieder auf. Allmählich glaubte ich, dass sie mich absichtlich hinhielt.
Begleitet von einem Atemwölkchen, betrat ich den Laden und traf als Erstes auf Erin Mathews, die Präsidentin des örtlichen Vereins der Feenfreunde, und ihren Freund Cleo Blanco. Ich lächelte breit. Cleo und Erin waren zwei der coolsten Menschen, die wir kannten, und ich alberte gern mit ihnen herum. Vor allem mit Cleo.
Erin war die Inhaberin des Scarlet Harlot, einer DessousBoutique ein paar Straßen weiter. Cleo war ein Frauenimitator, oder auch eine Drag Queen. In seinem anderen Leben war er Tim Winthrop, ein brillanter Informatik-Student und Vater einer kleinen Tochter, mit der er jedes Wochenende verbrachte, ganz gleich, was sonst in seinem Leben anstehen mochte.
Erin und Cleo hätten gegensätzlicher kaum sein können. Obwohl Erin Dessous verkaufte, trug sie Jeans, Flanellhemden und Wanderstiefel, was gut zu ihrer bodenständigen Persönlichkeit passte. Cleos Geschmack hingegen neigte – ebenso wie seine gesamte Persönlichkeit – zur Extravaganz, wenn er als Frau unterwegs war.
Er war fast so groß wie ich, jedenfalls in diesen Latex-Plateaustiefeln mit 12-Zentimeter-Absatz, rot wie ein Feuerwehrauto, die ihm fast bis in den Schritt reichten. In weihnachtlicher Farbenpracht bissen sie sich
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