Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
ich zu keinem von beiden.
Menolly wies zur Treppe. »Geh schlafen, Kätzchen. Du auch, Iris. Roz und ich halten bis Sonnenaufgang Wache. Ruht euch aus. Ich habe das Gefühl, dass ihr morgen all eure Kraft brauchen werdet.«
Während Iris zu ihrer Kammer ging und ich mich die Treppe hinaufschleppte, fragte ich mich, in was Vanzir uns da hineinziehen wollte. Es kam mir so vor, als wären wir innerhalb weniger Monate von ein paar bösen Jungs, die hier und da auftauchten und erledigt werden mussten, zur ständigen Überwachung der ganzen Stadt übergegangen, die es von Dämonen, Vampiren und Monstern zu säubern galt.
Als wäre das noch nicht genug, hatten sich in letzter Zeit ein Haufen neue Portale von allein geöffnet, durch die alle möglichen Bewohner der Anderwelt unkontrolliert die Erdwelt erreichen konnten, und diese Neuankömmlinge waren nicht immer angenehme Gäste.
Obendrein waren Titania, Morgana und Aeval dabei, die Erdwelt-Feenhöfe wiederauferstehen zu lassen und sich selbst an ihre Spitze zu setzen, und zwischen den Feen der Anderwelt und den Erdseitigen lag reichlich Spannung in der Luft. Keine Seite traute der anderen so recht, und ich betete darum, dass wir nicht noch unseren eigenen Bürgerkrieg hier in Seattle bekommen würden.
Unser Leben, das einst so einfach und lustig gewesen war, hatte sich in eine Abfolge grausiger Alpträume verwandelt. Ich seufzte, als ich den Treppenabsatz vor meinen Zimmern im zweiten Stock erreichte. Es gab kein Zurück. Das stand jedenfalls fest. Wir konnten nicht einfach wieder nach Hause gehen, weder im übertragenen noch im wörtlichen Sinne. Dieser Gedanke brachte mich beinahe zum Weinen.
Als ich um Viertel vor sechs aufstand, war Chase schon weg. Er hatte mir eine kurze, knappe Botschaft hinterlassen, mich aber nicht geweckt, um sich zu verabschieden. Ich runzelte die Stirn. Das ging wirklich zu weit. Ob es ihm passte oder nicht, wir mussten endlich miteinander reden.
Als ich die Treppe hinunterpolterte, waren alle eifrig mit Vorbereitungen beschäftigt.
Camille saß mit Morio und Smoky in der Küche. Ihre Ehemänner waren wahrhaftig ein seltsames Paar. Morio war eher klein, Japaner, und er trug einen langen, glatten Pferdeschwanz. Er kleidete sich in Grau und Schwarz, hatte immer ein schalkhaftes Blitzen in den Augen, und er engagierte sich vol in unserem Kampf gegen die Dämonen.
Smoky hingegen war eins neunzig groß und beinahe ein Albino, mit wadenlangem, silbrigem Haar, das sich von selbst bewegte. Sein Blick konnte kochendes Wasser gefrieren, und seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich Camille. Ja, er half uns, aber ich glaube, wenn Camille nicht gewesen wäre, hätte er keinen Gedanken an uns verschwendet.
Die drei saßen am Frühstückstisch und diskutierten in gedämpftem Flüsterton über Taktiken und Strategien.
Menolly schlief natürlich in ihrem Unterschlupf, und Maggie döste in ihrem Laufstall .
Roz half Iris, den Tisch zu decken. Und in der Ecke brütete über einem Stapel Unterlagen, die wie Karten aussahen - Vanzir.
Der Traumjäger wirkte absolut menschlich. Sein platinblondes, etwas längeres Haar war zurückgekämmt, und mit seinem schmalen, hageren Gesicht sah er aus wie ein Rocker, der immer noch dem Heroin-Chic anhing. Doch das Feuer in seinen Augen verriet seine dämonische Abstammung. Er trug eine Jeans und ein T-Shirt, und der feine Reif, der sich unter der Haut um seinen Hals schmiegte, war der Beweis dafür, dass er sich dem Knechtschaftsritual unterzogen hatte. Sol te er seinen Eid brechen, würde der Halsreif ihn augenblicklich töten.
Ich goss mir ein Glas Milch ein und sprang hastig beiseite, als Roz eine Platte voll Pfannkuchen und knusprigem Speck zum Tisch trug. Iris folgte mit einer Schüssel Rührei. Ich ließ mich auf meinem Stuhl nieder, beugte mich hinüber und tippte Vanzir aufs Knie. Ich mochte ihn nicht besonders, doch bisher hatte er stets Wort gehalten. Ob das daran lag, dass ihm ansonsten die Vernichtung drohte, wusste ich nicht, aber da er seinen Teil der Abmachung einhielt, gab ich mir Mühe, höflich zu ihm zu sein. »Was gibt's?«
Er blickte gemächlich zu mir auf. »Ich habe darauf gewartet, dass du endlich aufwachst.«
»Tja, jetzt bin ich wach. Also lass hören«, sagte ich und spießte einen kleinen Stapel Pfannkuchen mit der Gabellauf. Iris hatte einen ganzen Turm davon gemacht und wohl ein volles Kilo Speck gebraten, und dennoch würde nichts mehr übrig sein, wenn wir mit dem Frühstück
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