Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
auf Camille und Smoky. Roz gesellte sich zu mir und schlang mir einen Arm um die Taille. Er küsste mich auf die Stirn, und ich schüttelte ihn nicht ab oder entwand mich ihm. Dieses eine Mal war mir die tröstliche Geste sogar willkommen.
Mir ging es in Wahrheit nicht viel anders als Delilah, obwohl ich mir das nicht anmerken lassen wollte. Ich war ihre knallharte kleine Schwester, und sie verließ sich darauf, dass ich immer noch einen markigen Spruch draufhatte, wenn sie sich so verletzlich fühlte. Ich würde sie nicht im Stich lassen, indem ich zu erkennen gab, wie sehr mich diese ganze Sache erschüttert hatte.
»Ich nehme an, du willst diesen Rialto aufspüren, sobald wir hier fertig sind.« Roz beugte sich dicht zu mir heran, um mir ins Ohr zu flüstern, doch er schien meine Stimmung zu spüren und knabberte nicht daran.
Ich nickte. »Worauf du dich verlassen kannst. Ich hoffe bei allen Göttern, dass Harolds Cousine nichts Schlimmes passiert ist. Wenn es ihr einigermaßen gutgeht, schalte ich Nerissa ein, damit sie eine Pflegefamilie für die Kleine sucht, irgendwo weit weg von hier. Rialto ist in jedem Fall schon so gut wie tot.«
»Lass mich mitkommen. Ich würde diesem Perversen gern einen Besuch abstatten«, sagte er. »Vanzir hat uns versprochen, dass er und seine Kumpel kurzen Prozess mit dem Haus machen können, das Tunnelsystem eingeschlossen, ohne die Nachbarhäuser in Mitleidenschaft zu ziehen. Ich dachte, das würde dich vielleicht interessieren.«
Roz schüttelte den Kopf. »Ich hasse das. Ich bin ein Incubus. Sex ist mein Ding. Aber obwohl ich Frauen gern verführe, habe ich noch nie - niemals eine Frau vergewaltigt. Und das werde ich auch niemals tun.«
»Ich weiß, dass du so etwas nicht tust«, sagte ich. »Und mich stört noch mehr als das ... dieser ganze Scheiß von wegen dem Ungeheuer eine Frau opfern. Wo haben diese Wichser das bloß her? Aus schlechten Horrorfilmen im Spätprogramm?«
»He, das gibt es nicht nur im Film«, entgegnete Roz. »Welche Kultur hat nicht mindestens eine Gottheit, die ein lebendes Opfer verlangt? Monster sind nur einen Schritt von den Göttern entfernt. «
»Und deshalb hasse ich die Götter«, sagte ich. »Ich komme sehr gut ohne ihre Einmischung klar. «
»Ich auch«, sagte Roz. Ich wusste, dass er das nicht nur so dahinsagte. Zeus und Hera hatten Rozurial und seiner ExFrau wirklich übel mitgespielt, ihrer beider Leben ruiniert und sie für alle Ewigkeit verwandelt.
In diesem Moment traten Camille und Smoky aus dem Ionysischen Meer hervor. Camille sah schläfrig aus, genau wie der Mann, den Smoky mit dem anderen Arm gepackt hielt. Das war Wilbur, kein Zweifel, und er wirkte eher verwirrt als verängstigt.
Nach etwa zehn Minuten hatten Camille und Wilbur die Erschöpfung überwunden, die von der Reise durch die Ionysischen Ströme herrührte. Wir erklärten Wilbur, worum wir ihn bitten wollten, und zeigten ihm das Dämonentor. Dabei erwähnten wir allerdings weder Schattenschwinge noch das, was sich hier abgespielt hatte - nur den Kampf mit der Karsetii.
Er untersuchte das Portal und verzog das Gesicht, als er zusah, wie die Sterne durch die pechschwarze Leere trieben. »Derjenige, der dieses Tor geöffnet hat, hat übrigens auch eure Ghule geschaffen. Schlampige Arbeit. Das Tor ist auf keinerlei fundamentale Richtung festgelegt.«
Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. »Kannst du es wieder abbauen?«
Wilbur nickte. »Dürfte nicht allzu schwierig sein. Die ganze magische Signatur ist verzerrt. Derjenige, der das Ding geschaffen hat, muss in sehr, sehr finsteren Ecken herumgekramt haben.« Er sah mich über die Schulter hinweg an und runzelte die Stirn. »Derjenige hat eine absurd kranke Seele. «
»Spielt keine Rolle mehr. Er ist tot, und jetzt müssen wir nur noch seine finsteren Taten ungeschehen machen.« Ich sah ihn fragend an. »Du lässt Ghule auferstehen, du arbeitest mit Todesmagie, und trotzdem findest du das hier abstoßend? Wie passt das zusammen?«
Wilbur lachte auf. »Die Todesmagie hat auch ihren Platz. Verurteile mich nicht, ehe du genau weißt, wozu ich sie ge brauche. Du bist immerhin ein Vampir. Solltest du jetzt nicht da draußen sein und jemandem das Blut aussaugen?«
Ich schnaubte. »Touche. Also, was ist nötig, damit du das Tor schließen kannst? Und hinterher vergisst, dass du es je gesehen hast?«
Er starrte mich einen Moment lang an und zog dann eine
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