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Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Truhe, die sie unter einem Haufen alter Zeitungen zum Vorschein gebracht hatte.
    Ich riss mich aus meinen Gedanken, hob die Truhe mühelos mit einer Hand hoch und trug sie in die Mitte des Raums. Ein Vampir zu sein, hatte auch seine Vorteile, und außergewöhnliche Kraft war einer davon. Ich war gar nicht so viel größer als Iris mit eins zweiundfünfzig überragte ich sie nur um gut dreißig Zentimeter -, trotzdem hätte ich mit Leichtigkeit ein Wesen hochheben können, das fünfmal so viel wog wie sie.
    »Wo um alles in der Welt stecken nur deine Schwestern? Wollten sie uns nicht helfen?«
    Die Talonhaitija - ein finnischer Hausgeist - strich sich eine verirrte Spinnwebe von der Stirn, wobei ihre schmutzige Hand einen kleinen Fleck hinterließ. Ihr knöchellanges goldenes Haar war zu einem langen Zopf geflochten und dann sorgfältig zu einem dicken Knoten hochgesteckt, damit es ihr nicht in die Quere kam. Iris trug Jeansshorts und eine rotweiße, ärmellose Baumwollbluse, die sie unter der Brust verknotet hatte. Blaue Segeltuchschuhe machten das Landmädchen-Outfit komplett.
    Ich lächelte. »Sie helfen ja, auf ihre ganz besondere Art. Camille ist einkaufen gegangen und besorgt noch mehr Putzzeug und etwas zu essen. Delilah versucht, irgendwo für ein paar Stunden einen Pick-up zu borgen, damit wir schon mal etwas von diesem Müll wegschaffen können.« Die Leitung der Bar hatte ich für heute Abend Chrysandra überlassen. Sie wusste ja, wo ich war, und sie war meine beste Kellnerin. Luke stand hinter der Bar, und der wurde mit jedem Idioten fertig, der Ärger machen wollte. Tavah bewachte wie üblich das Portal im Keller.
    »Besondere Art, dass ich nicht lache«, brummte Iris, warf mir aber ein strahlend weißes Lächeln zu. Sie hatte gute Zähne, so viel war sicher. »Schauen wir mal nach, was in dieser alten Truhe ist. Bei unserem Glück vermutlich tote Mäuse.«
    »Wenn das tatsächlich stimmt, dann sag bloß Delilah nichts davon. Sonst will sie mit ihnen spielen.« Ich kniete mich neben sie und musterte das Schloss. »Sieht aus, als brauchten wir einen Dietrich, wenn du nicht willst, dass ich die Truhe aufbreche. «
    »Vergiss Schlüssel«, entgegnete Iris. Sie beugte sich vor, schob geschickt eine Haarnadel in das überdimensionale Schlüsselloch und flüsterte ein paar klangvolle Worte. Binnen Sekunden klickte das Schloss. Ich warf ihr einen langen Blick zu, und sie zuckte mit den Schultern.
    »Was denn? So einfache Schlösser kann ich öffnen. Nur bei Bolzenschlössern tue ich mich schwer. Es lebt sich viel leichter, wenn man sich um Schlösser und Riegel keine Gedanken machen muss.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung«, sagte ich und öffnete den Deckel. Er quietschte leise, und der schwache Duft von Zedernholz stieg auf. Dass ich nicht zu atmen brauchte, bedeutete noch lange nicht, dass ich nichts riechen konnte wenn ich das wollte. Ich sog den Geruch tief ein. Er war mit dem Duft von Tabak und Weihrauch vermischt und staubig wie eine alte Bibliothek voller Leder und schwerer Eichenmöbel. Er erinnerte mich an unseren Salon zu Hause in der Anderwelt.
    Iris spähte über den Rand. »Volltreffer!«
    Ich warf einen Blick hinein. Keine toten Mäuse. Auch keine kostbaren Juwelen, sondern Kleidung, mehrere Bücher und etwas, das aussah wie eine Spieluhr. Langsam hob ich das Kästchen von dem weichen Kissen aus Kleidern, auf dem es geruht hatte. Das Holz stammte ganz sicher aus der Anderwelt.
    »Arnikchah«, bemerkte ich und sah es mir genauer an. »Das hier kommt aus der Anderwelt.«
    »Dachte ich mir«, sagte Iris und beugte sich vor, um das Kästchen zu bewundern.
    Das Holz des Arnikchah-Baums war hart, von dunkler, satter Farbe, und wenn man es polierte, bekam es einen natürlichen Glanz. Die burgunderroten Schattierungen waren leicht zu erkennen, die Farbe lag irgendwo zwischen Mahagoni und Kirschbaum.
    Das Kästchen hatte eine silberne Schließe, und ich öffnete sie und klappte vorsichtig den Deckel auf. Ein kleiner PeridotCabochon, der in die Innenseite des Deckels eingelassen war, blitzte auf, und erste Töne trieben hervor. Keine Panflöte, sondern eine Silberflöte, die das Lied der Waldvögel bei Sonnenuntergang nachspielte.
    Iris schloss die Augen und lauschte der Melodie. Gleich darauf brach sie ab, und Iris biss sich auf die Lippe. »Das ist wunderschön.«
    »Ja, ist es.« Ich untersuchte den Inhalt des Kästchens. »Meine Mutter hatte eine ganz ähnliche Spieluhr. Vater hat sie ihr geschenkt.

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