Schwestern schenkt der liebe Gott
könnte sich auf was
gefaßt machen! Brüder marschiert herausfordernd vor der Wohnung des
Hausmeisters ein paarmal auf und ab. Als sich nichts rührt, geht er vorn auf
der Straße nach Hause zurück.
Seine Mutter packt oben mit
fliegenden Händen einen Koffer. „Schnell, Brüder, schnell! Ich muß zur Klinik!“
Ja, um alles in der Welt...
„Warum denn, Mutti?“
„Frag jetzt nicht, Brüder, das
Baby ist unterwegs!“ Sie nimmt einen Mantel um. „Du bleibst hier und sagst
Tante Käthe Bescheid. Tante Käthe soll Vati anrufen!“
„Nein, Mutti, ich komme mit! Ich
laß dich nicht allein gehen!“
Die Mutter nimmt den Koffer.
Brüder steht schon an der Tür. Puck natürlich auch.
Sie eilen die Treppen hinunter. Die Mutter klingelt bei Tante Käthe Sturm.
Tante Käthe ist nicht da. Natürlich, wenn man mal jemand braucht...
Aber zum Warten ist keine Zeit.
Die Mutter nimmt ihre Wohnungsschlüssel aus der Handtasche und wirft sie in den
Briefkasten, damit Tante Käthe in der Zeit, in der die Mutter nicht zu Hause
ist, bei Günthers nach dem Rechten sehen kann.
Brüder faßt den Koffer mit an. „Ich helfe dir tragen, Mutti!“ Nebeneinander gehen sie das
kleine Stück bis zum Hortensienplatz. Dort ist der Parkplatz für Taxis.
„Brüder“, sagt die Mutter,
„jetzt fahre ich in die Klinik. Du bleibst schön hier und wartest auf Tante
Käthe!“
„Nein!“
„Aber ich kann dich dort nicht
gebrauchen!“
„Ich laß’ dich nicht allein!“
„Nun nehmen Sie Ihren kleinen
Kavalier schon mit, junge Frau“, sagt der Fahrer. „Es kostet ja nichts!“
„Danke“! sagt Brüder und steigt
in den Wagen. Die Mutter hat es eilig. Und Tante Käthe ist nirgends zu
entdecken. „Also gut“, meint sie und nennt dem Fahrer die Straße und die
Klinik, in die er sie bringen soll. „Aber schnell, bitte!“
„Geht in Ordnung!“ antwortet
der Fahrer, stellt den Koffer neben sich, läßt die Taxameteruhr laufen, die den
Fahrpreis anzeigt, und gibt Gas.
Puck hängt den Kopf zum Fenster
hinaus. Er ist ein leidenschaftlicher Autofahrer.
Brüder rutscht enger an seine Mutter heran. Jetzt möchte er endlich wissen, was los ist.
„Warum, Mutti...“
„Frag nicht, Brüder, frag
nicht!“ Die Mutter lehnt sich mit geschlossenen Augen auf ihren Sitz zurück.
Sie nimmt Brüder in den Arm, damit er nicht merkt, daß sie große Schmerzen hat.
Sie braucht jetzt all ihre Kraft, um durchzuhalten, und deshalb kann sie Brüder
nichts erklären.
Der Wagen saust die
Gellertstraße hinunter. Brüder überlegt, ob es mit dem Frosch zusammenhängt,
daß seine Mutter es plötzlich so eilig hat. Er möchte soviel fragen, aber nun
traut er sich nicht. Er schiebt sein Gesicht in die Hand seiner Mutter. Die
Hand glüht wie im Fieber. Brüder bekommt schreckliche Angst.
Vor dem Gittertor der Klinik
hält der Wagen an. Die Mutter bezahlt und steigt aus. Der Fahrer spricht ihr
Mut zu: „Ich halte die Daumen!“ Sie lächelt und nickt. Brüder und Puck gehen
entschlossen neben ihr her.
„Bist du krank, Mutti?“
„Nein, Brüder.“
„Aber warum gehst du dann ins
Krankenhaus?“
„Das ist kein Krankenhaus,
Brüder. Das ist eine Klinik, in der die Mütter ihre Kinder bekommen.“
„Aber deine Hand ist ganz
heiß!“
„Wenn ein Baby zur Welt kommt,
hat man Schmerzen, Brüder.“
„Du sollst aber keine Schmerzen
haben! Und du sollst auch nicht hier ‘reingehen!“
Er stellt sich vor die große
Glastür der Klinik und versperrt seiner Mutter mit ausgebreiteten Armen den
Weg. „Ich will kein Baby, Mutti! Komm, laß uns wieder nach Hause gehen!“
Die Mutter tröstet ihren
Jungen. Die Aufnahmeschwester kommt heraus und nimmt ihr den Koffer ab. Frau
Professor Stork tritt ihnen auf der Treppe entgegen. „Du bist doch ein kleiner
tapferer Mann“, sagt sie zu Brüder . „Nun mach es
deiner Mutter nicht noch schwerer, als es schon ist!“ Brüder mißtraut nach seinen heutigen Erfahrungen mit Frau Zattersteg allen Frauen. Wieso ist er
es, der es seiner Mutter schwer macht? Was will die Frau im weißen Kittel
überhaupt von ihm? „Hast du dir etwa kein Baby gewünscht?“ fragt sie, als er
sie vorwurfsvoll anblickt.
Aha, das ist es also! Man
schiebt ihm die Schuld an dem Baby in die Schuhe. Frau Zattersteg hat
behauptet, er hätte ihr die Hühnermägen vor die Tür gelegt, und diese weiße
Frau nimmt an, daß er etwas mit dem Baby zu tun habe. Er schüttelt energisch
den Kopf.
„Ich habe mich heute morgen
schrecklich
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