Schwestern schenkt der liebe Gott
Professor Stork legt einen
Finger auf den Mund. Brüder soll nicht so laut reden.
Er nickt ihr zu. Er hat verstanden und flüstert nur noch: „Mutti, die Blumen
haben wir nur zum Glückwünschen mitgebracht. Damit du dich freust. Aber sie
gehören uns nicht. Kommst du nun mit nach Hause?“
„Nein.“ Sie schüttelt den Kopf.
„Bist du krank, Mutti?“
„Nein, nur ein bißchen müde.“
„Dann schlaf doch! Wir warten
hier, bist du ausgeschlafen hast!“
Frau Professor Stork mischt
sich ein: „Deine Mutter möchte sich ein paar Tage bei uns ausruhen.“
„Ein paar Tage? Warum denn?“
Brüders Gesicht drückt heftigste Ablehnung aus.
„Es war eine große Anstrengung
für sie, deine Schwester auf die Welt zu bringen.“
Brüder schaut sich neugierig um. „Wo ist sie denn?“
„Auf der Säuglingsstation, wo
alle kleinen Kinder sind. Willst du sie sehen?“
Na klar! Brüder nickt . Frau Professor Stork geht mit ihm hinaus. Durch ein
Fenster darf er seine neue Schwester betrachten. Er ist sehr enttäuscht. „Die
sieht ja ganz alt aus!“ meint er, „mit lauter Falten und Runzeln!“
„Das gibt sich“, erklärt die
Frau Professor. „Wenn deine Mutter sie mit nach Hause bringt, wird sie von Tag
zu Tag hübscher, und nachher gefällt sie dir bestimmt. So hast du auch mal
ausgesehen!“
„Woher wissen Sie denn das?“
„Weil du genau in dem gleichen
Bett gelegen hast wie deine Schwester jetzt.“
Brüder staunt .
Darauf kann er sich beim besten Willen nicht mehr besinnen.
„Ich hab’ dich selbst
hineingelegt. Achtdreiviertel Pfund hast du damals gewogen. Und gebrüllt hast
du wie ein Stierkalb.“
„Warum?“
„Weil du nicht von deiner
Mutter fortwolltest. Genausowenig wie heute! Deine neue Schwester ist darin
ganz anders. Kaum hat sie gemerkt, daß es in die Welt hinausgeht, da war sie
sofort damit einverstanden und hat uns nicht allzuviel Mühe gemacht. Aber du
hast dich seinerzeit wie ein Igel gesträubt.“
„Aber ich bin auch geboren!“
bemerkt er stolz.
„Ja, bloß wir waren nachher in
Schweiß gebadet, deine Mutter und ich, so haben wir uns geschunden, um dich auf
die Welt zu bringen. Und heute hängst du deiner Mutter immer noch am Rockschoß
und kannst sie nicht loslassen und tust so, als müßtest du sterben, wenn sie
mal nicht da ist!“
Brüder denkt eine Weile nach.
„Darf man denn das nicht?“ fragt er schließlich mit hochgezogener Stirn.
„Sieh dir deine kleine
Schwester an“, antwortet Frau Professor Stork. „Sie läßt eure Mutter in
Frieden. Sie schläft ruhig für sich. Ich finde, sie ist netter zu deiner Mutter
als du!“
Brüder schiebt die Unterlippe
vor und wirft einen langen Blick auf den roten Runzelkopf seiner Schwester. Sie
soll netter sein als er? Er dreht sich um. „Gut“, sagt er, „dann fahre ich
jetzt mit Vati nach Hause. Aber herkommen tue ich nie wieder! Und... und die
Schwester können Sie behalten!“ Er geht entschlossen den Gang hinunter.
„Aber wenigstens verabschieden
kannst du dich von deiner Mutter!“
Ja, das hätte er fast
vergessen. Er läuft zurück. „Mutti!“ Er drückt seinen Kopf an ihr heißes
Gesicht.
Sie legt den Arm um ihn.
„Freust du dich über dein Schwesterchen?“
Er schüttelt heftig den Kopf.
Herr Günther muß zum Werk
zurück. „Komm, Brüder!“
Brüder sammelt trotzig die Blumen ein.
„Laß sie ruhig liegen“, meint
Frau Professor Stork freundlich.
Herr Günther gibt seiner Frau
einen Kuß zum Abschied. „Denk an die Wohnung!“ bittet sie ihn. Er verspricht
es.
„Und mach keine Dummheiten,
Brüder! Vor allem: Laß den Peng in Ruhe!“
„Nein“, sagt Brüder. „Wenn ich
den sehe, verrolle ich ihn!“
Guggi steigt
durchs Fenster
Der Vater bringt Brüder und
Puck in die Gellertstraße zurück. Guggi ist noch in der Schule, und weil der
Vater Brüder nicht allein in der Wohnung lassen möchte, klingelt er bei Tante
Käthe.
Als sie öffnet und erfährt, daß
Günthers eine Tochter bekommen haben, freut sie sich sehr und gratuliert Herrn
Günther herzlich.
„Mir brauchst du nicht zu
gratulieren“, sagt Brüder grollend und hält die Hände auf den Rücken. „Ich will
sie nämlich nicht!“
„Kümmere dich ein bißchen um
Brüder“, bittet Herr Günther Tante Käthe. „Ich muß ins Werk!“ und schon ist er
die Treppe hinunter.
„Ja, was mache ich nun mit
euch?“ fragt Tante Käthe und blickt Brüder und Puck an. „Ich habe zu arbeiten.
Wißt ihr was? Geht in Käptn Kraffs
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