Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
beim
Mittagessen erklärte, dass wir leider doch früher nach Berlin zurück müssten,
weil er ein wichtiges Geschäftstreffen vorbereiten musste. Damit war der
Grundstein gelegt für das weitere Zusammenleben unserer Familie. Ich gab
jegliche höfliche Zurückhaltung meiner Schwiegermutter gegenüber auf und begann
damit, statt an meine gute Erziehung zu denken und ihre Gehässigkeiten
herunterzuschlucken, mich darauf zu konzentrieren, sie aus meinem Leben zu
streichen.
Für unsere Ehe hatte diese Entscheidung natürlich Konsequenzen.
Zunächst versuchte Rigoletto immer wieder, das
Ingrid-Thema mit mir auszudiskutieren. Ich aber hatte genug davon und brach
jedes Gespräch sofort ab. Rigoletto gab so schnell
nicht auf und lies nun bei jeder Gelegenheit Bemerkungen fallen, die die Großzügigkeit und Gutherzigkeit seiner Mutter
hervorhoben. Meistens erntete er von mir nur ein verächtliches Schnauben. Einmal
jedoch leistete ich mir einen Wutausbruch, der jeden aktiven Vulkan auf der
Stelle vor Neid hätte erlöschen lassen.
„Weißt
du noch, der schöne Golf-Urlaub in Portugal?“, fragte mich Rigoletto ,
als wir eines Sonntags über unseren nächsten Urlaub - den ersten mit Kind -
sprachen.
„Da
haben die Mama und die Oma immer zusammen am Strand gelegen und in der Sonne
geröstet – ohne Sonnenschutz. So etwas Dummes wirst du natürlich später
auf keinen Fall tun!“, hatte Rigoletto sich dann
vertraulich an Josephine gewandt, die zufrieden auf einem Keks kaute und ihn
nicht weiter beachtete.
Bei mir aber lösten seine Worte eine Kettenreaktion aus, an deren
Ende eine gewaltige Explosion stand.
„Schön?
Schön??“
Ich sah Rigoletto voller Wut an.
„An
dem Urlaub war nichts schön. Deine Mutter hat mich gezwungen, ohne Sonnenschutz
in der prallen Mittagshitze zu liegen! Wenn ich nun mit 40 Jahren an Hautkrebs
sterbe und dein Kind ohne Mutter aufwächst, dann weißt du, wem du das zu
verdanken hast. Außerdem habe ich mich mit deiner Mutter gar nicht gut
verstanden, ich habe jede Minute in ihrer Gegenwart gelitten. Ihre ständigen
Bemerkungen über meine Figur und darüber, dass ich kein Golf spielen gelernt
habe, waren ungeheuerlich. Ach ja, und warum nur habe ich nicht Golfspielen
gelernt? Stimmt! Weil deine Mutter die Golfstunden für uns genommen hat. Einmal
habe ich sogar den Liegenwart bestochen, damit er für deine Mutter keine freie
Liege findet. Aber natürlich hast du ihr dann deine gegeben und ich musste
einen weiteren Tag neben ihr in der prallen Sonne schmoren.“
Rigoletto sah mich voller Entsetzen an:
„Warum
bist du dann nicht an den Pool gegangen?“
Die Frage war berechtigt.
„Weil
ich in dich verliebt war und in meiner grenzenlosen Dummheit gedacht habe, ich
müsste unbedingt ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter haben!“
„Das
hast du ja nun nicht mehr“, stellte Rigoletto kühl
fest und verließ den Raum. Ganz sicher war ich mir nicht, aber ich glaubte ihn
noch „Jeder mag meine Mutter“ murmeln gehört zu haben.
Ich war kurz davor, hinter ihm herzulaufen und um Entschuldigung zu
bitten: Mit einem Baby auf dem Arm hat man immer Schlafmangel als gute Ausrede
für Wutanfälle. Ich entschied mich dagegen. Ich wollte in meinem Leben nichts
mehr mit Ingrid zu tun haben und dabei half es nicht, wenn Rigoletto sich der Illusion hingab, dass wir uns irgendwann versöhnen würden. Rigoletto schien ähnlich zu denken und wir sprachen für
eine lange Zeit nicht mehr über seine Mutter. Wenn Rigoletto von nun an nach Paderborn wollte, fuhr er ohne mich. Er durfte sogar -
zugegebenermaßen nicht gerne - Josephine mitnehmen.
Es folgte ein ereignisloses Jahr. Unsere kleine Familie war so
glücklich wie man eben sein konnte, wenn man die Mutter seines Ehemannes von
Herzen verabscheute. Immerhin war das so glücklich, dass ich im Jahr darauf ein
weiteres Baby bekam. Ein Mädchen namens Liliane, genannt Lilly. Vorsorglich
hatte ich Rigoletto schon vor der Zeugung des zweiten
Babys ein Ultimatum gestellt: Ich war nur bereit, ein weiteres Kind mit ihm zu
bekommen, wenn seine Mutter weder vor noch nach der Geburt zu Besuch käme. Wenn
ich eins gelernt hatte, dann nicht darauf zu vertrauen, dass Ingrid ohne
Einladung nicht auftauchen würde.
Mit dem zweiten Baby war mein Familienglück perfekt und ich fühlte
mich sicher und
Weitere Kostenlose Bücher