Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
kein Geld von meinem Vater. Der neue Mann scheint sehr vermögend zu
sein. Die Wohnung neben unserer soll verkauft werden. Du hast deinen Willen.“
Mein Mann sah mich böse an, als wäre es meine Schuld, dass seine
sexsüchtige Mutter mit einem anderen Mann durchgebrannt war.
Das Leben war ungerecht. Zumindest das war mit Ingrids sexueller
Befreiung auf den Fidschi-Inseln bewiesen. Wieso verzweifelten Millionen
intelligenter, gutaussehender, erfolgreicher Frauen Anfang Dreißig daran, dass
sie keinen Mann fanden und Ingrid fand mit ihrer Leibesfülle, ihren
Drahthaaren, ihren Wallekleidern , ihren spinnerten Ideen und ihrer schrecklichen Art gleich zwei
vermögende Männer?
„Und
was ist mit deinem Vater?“
Ich drückte mich immer noch davor, eine gewisse Vermutung zu Ende
zu denken, obwohl diese mittlerweile wie eine schnellfortschreitende Seuche
meinen ganzen Körper einzunehmen begann.
„Nicht
viel. Mir gegenüber hat er sich quasi nicht zu dem Thema geäußert. Er hat nur
gesagt: ‚Reisende muss man ziehen lassen.’ Ich glaube, er kommt ganz gut damit
zu Recht. Er hat sich laut Ingrid eine Lastwagenladung Rotwein bestellt und
neue Teppiche fürs ganze Haus. In Dunkelrot. Keine Ahnung, was das soll.“
Ich musste mich anstrengen, trotz allem nicht zu kichern. Ich
konnte mir genau vorstellen, was das mit den neuen Teppichen sollte. Roter Wein
+ rote Teppiche = keine Flecken mehr. Und keine Ingrid mehr, die einem ihren
dicken Hintern entgegenstreckte, wenn sie hysterisch die Flecken entfernte. Wahrscheinlich
war Igerich der glücklichste Mensch auf der ganzen
Welt.
Was man unter normalen Umständen wohl auch von mir hätte sagen
können. Eigentlich hätte ich Halleluja schreiend durch die Wohnung rennen
müssen. Ingrid am anderen Ende der Welt und entschlossen, nie mehr nach
Deutschland zu kommen! Konnte man sich mehr wünschen? Konnte man nicht, wenn da
nicht dieser fade Beigeschmack gewesen wäre, dass sie mich wieder geschlagen
hatte. Ich musste mich den Tatsachen stellen.
Ich hatte mitnichten gewonnen. Ingrid hatte entschieden und als
Zufallsprodukt hatte ich dabei meinen Willen bekommen. Und Rigoletto war aus dem Schneider, er hatte sich nicht zwischen seiner Ehefrau und seiner
Mutter wählen müssen.
Ich ging schweigend in die Küche und füllte mein Glas nochmals
randvoll mit Rotwein. Dann rief ich meine Eltern an.
„Sie
ist weg. Für immer.“
„Dann
können wir euch ja besuchen kommen, in der neuen Wohnung.“
„Wir
freuen uns.“
Ich legte den Telefonhörer auf und nahm die Pläne für unsere neue
Wohnung vorsichtig in die Hand. Ich begann zu überlegen, ob das Sofa nicht doch
lieber an der anderen Wand stehen sollte. Ich würde nie erfahren, ob Rigoletto mich oder seine Mutter gewählt hätte. Aber
vielleicht war das gar nicht so schlimm. Immerhin konnten wir nun einen
Neuanfang planen!
Man musste immer das Beste aus einer Situation machen. Außerdem
konnte ich immer noch die „Alles-nicht-so-schlimm-Liste“ erweitern.
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